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Fasten hat nicht unbedingt mit Verzicht zu tun

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Fasten hat nicht unbedingt mit Verzicht zu tun

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    Fasten heißt für viele Leute einschränken. Muss es aber nicht, findet Albert Greiter. Der 57-Jährige ist Diakon in Pfaffenhausen (Unterallgäu), außerdem Landwirt, vierfacher Familienvater, Notfallseelsorger, Hospizarbeiter, Religionslehrer, Therapeut, Orgelbauer und hat „eine tolle Ehefrau“. Nebenbei hat er gemeinsam mit der „Mindelheimer Zeitung“ einen Ratgeber zur Fastenzeit veröffentlicht. In seinem Buch „Probiers mal“ gibt er Tipps für ein glücklicheres Leben und mehr Freude im Alltag.

    Frage: Herr Greiter, ist die Fastenzeit der perfekte Zeitpunkt, im Leben etwas zu ändern?

    Albert Greiter: Es ist immer ein guter Zeitpunkt, etwas zu verändern. Aber in der Fastenzeit denken viele Leute: „Jetzt muss ich etwas machen.“ Es ist sinnvoll, ab und zu einen Stopp im Leben einzulegen und sich zu fragen: Bin ich zufrieden? Bin ich glücklich? Lebe ich das Leben, das ich mir wünsche?

    Fasten beschränkt sich also nicht nur auf Ernährung?

    Greiter: Nein, überhaupt nicht. Wenn es jemandem gut tut, auf Alkohol oder ähnliches während der Fastenzeit zu verzichten, ist das natürlich super. Fasten ist aber auch die Chance, etwas Neues zu probieren, etwas zu verändern.

    Spielt das Thema Verzicht in Ihrem Buch überhaupt eine Rolle?

    Greiter: Wir geben lieber Tipps, wie kleine Veränderungen das Leben im Alltag bereichern können. In der Beziehung, der Familie, der Freizeit oder im Beruf. Es müssen nicht immer große Gesten sein, auch ein Gänseblümchen für die Frau kann eine Liebe und das Leben glücklicher machen.

    Kann jemand, der nicht gläubig ist, etwas mit Ihrem Buch anfangen?

    Greiter: Ja, natürlich. Es gibt Leute die beten und gehen in die Kirche und meinen dann, sie hätten ihre Pflicht erfüllt. Genauso wichtig wäre es aber, gut mit sich selbst und den anderen Menschen umzugehen. Darauf zielen die Tipps im Buch ab. In den Texten geht es um Liebe, Dankbarkeit, Glück und ums Loben. Also um den gelebten Glauben.

    Zehn Kilo abnehmen, mit dem Rauchen aufhören, einen Marathon laufen... Ist es klug, sich hohe Ziele zu stecken?

    Greiter: Die Gefahr des Scheiterns ist dann natürlich um so größer. Und wenn ein Ziel öfter nicht erreicht wird, versucht man es irgendwann überhaupt nicht mehr. Wenn ich allerdings total überzeugt von einem Wunsch bin, kann ich ihn auch erfüllen, wenn es schwer ist. Da hätte ich ein Beispiel aus meinem Leben.

    Erzählen Sie, bitte.

    Greiter: Auf Anraten einiger Leute habe ich versucht abzunehmen – hat nicht funktioniert. Etwas später habe ich dann selbst eingesehen, dass es Zeit ist, etwas zu verändern. Ich war fest entschlossen und prompt hat es geklappt.

    Wie schafft man es, seine Vorsätze einzuhalten?

    Greiter: Sich zu verändern ist ein bisschen wie das Training beim Sport, es ist harte Arbeit. Du musst es immer und immer wieder probieren und – wie gesagt – es ist extrem wichtig, dass du davon überzeugt bist und es nicht nur für ein gutes Gewissen tust. Wenn ein Ziel am Ende erreicht wird, ist die Freude dafür dann groß und das Selbstwertgefühl gestärkt.

    Verraten Sie doch mal ein paar Tipps zum Fasten im Alltag.

    Greiter: Statt den Abend vor dem Fernseher zu verbringen, einen Spieleabend mit der Familie veranstalten. Fragen Sie sich doch einmal selbst: Wie oft tun wir noch etwas für die Gemeinschaft der Familie? Wir haben das bei uns zuhause als regelmäßiges Ritual eingeführt. Den Abend halten sich alle frei. Ein anderes Beispiel: Das Internet kann ein Zeitdieb sein. Statt sinnlos zu surfen, könnte ich mich auch fragen, was ich in der Zeit alles Sinnvolles hätte unternehmen können, etwa einen Spaziergang mit meinem Partner.

    Sie beherzigen ihre Ratschläge also auch alle selbst?

    Greiter: Ich kämpfe täglich immer wieder mit mir selbst und versuche etwas zu verändern. Als Mann, der in der Landwirtschaft groß geworden ist, gab es nur Arbeit, Arbeit, Arbeit. Ich musste also erst einmal lernen, „richtig“ Urlaub zu machen und zu entspannen.

    Und, waren Sie erfolgreich?

    Greiter: Ja, mittlerweile halte ich es schon ein paar Stunden in der Hängematte aus. Aber das ist nur ein Beispiel. Die Tipps im Buch sind nicht dazu da, eins zu eins nachgemacht zu werden. Sie sollen ein Anreiz für die Leser sein.

    Mit dem Begriff Fasten verbindet man eigentlich etwas Negatives.

    Greiter: Das muss es aber nicht sein! Veränderung ist die Chance, etwas besser zu machen, sich zum Guten zu Verändern und ein Mehr an glücklichen Stunden zu bekommen. Vor allem in Beziehungen. Gespräche, Zeit für einander haben, Loben und Danken. Sagen Sie sich gegenseitig, dass Sie sich lieben. Dieses Gefühl, wenn es in der Partnerschaft gut läuft, ist so schön, da könntest du Bäume ausreißen.

    War es von Anfang an geplant, ein Buch aus den Ratschlägen zu machen?

    Greiter: Nein, wir waren total überrascht. In der Zeitung ist in der Fastenzeit jeden Tag ein Ratschlag unter dem Motto „probiers mal“ erschienen. Aber die Ideen zu den Themen kamen ganz spontan, meist aus dem Alltag heraus. Nachdem so viele Leute gefragt hatten, ob es die Tipps nicht auch gesammelt gebe, kam der Plan auf. Foto: privat

    Albert Greiter: „Probiers mal“. Bestellbar im Handel unter ISBN-Nr. 9783981672589 oder bei der „Mindelheimer Zeitung“ unter Tel. 08261/9913-10

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