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Kreuzfahrt auf der Ostsee

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Kreuzfahrt auf der Ostsee

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    Ostsee-Metropolen: Stockholm (oben) und die Parkanlage von Schloss Peterhof bei St. Petersburg (unten).
    Ostsee-Metropolen: Stockholm (oben) und die Parkanlage von Schloss Peterhof bei St. Petersburg (unten). Foto: Fotos: Michael Czygan

    Eigentlich sollte die „Mein Schiff 4“ an diesem Morgen in Klaipeda in Litauen liegen. Eigentlich. Doch ein Blick aus dem Kabinenfenster zeigt: Wir fahren. Was ist passiert? Draußen im Gang ertönt die Stimme von Kapitän Kjell Holm. Wegen des Sturms komme man nicht in den Hafen von Klaipeda. Alle Landausflüge sind gestrichen, stattdessen stehe heute ein Seetag an. Man plane nun, tags drauf, alternativ in Helsinki festzumachen.

    Sturm? Na ja, ein bisschen Schaukeln haben wir schon wahrgenommen am Abend zuvor in unserem Hochsee-Hotel. Aber dass die Verantwortlichen während der Nacht bis zu Windstärke elf und sechs Meter hohe Wellen gemessen haben, erstaunt dann doch. „Wir bewegen uns eben in der Natur“, sagt der Kapitän lapidar. Um dann zu ergänzen, dass solche Stürme im Sommer auf der Ostsee doch eher die Ausnahme sind.

    Dennoch, sich einmal oben an Deck 14 an so einem Tag vom Wind durchblasen zu lassen, das gehört zur Kreuzfahrt eben auch dazu. Gerne mit einem Cocktail in der Hand. Ein Abstecher ins Fitnessstudio, das wäre die Alternative. Muss aber nicht sein. Dass man bei einer Kreuzfahrt zwei bis drei Kilo zunimmt, haben wir einkalkuliert. Viel zu lecker und zu üppig das Angebot in den elf Restaurants und Bistros. „Alles inklusive“, da fällt es schwer zu widerstehen. Später entscheiden wir uns, wenigstens in der Sauna zu entschlacken. Beim Schwitzen beschert die riesige Fensterfront grandiose Ausblicke auf das offene Meer. Die Ostsee hat sich mittlerweile wieder einigermaßen beruhigt.

    In der Regel ist es Nacht, wenn die „Mein Schiff 4“ Fahrt aufnimmt, tagsüber liegt sie im Hafen. Die meisten der 2500 Gäste an Bord sind dann unterwegs auf einem der Landausflüge. Danzig und nun Helsinki, danach St. Petersburg, Tallin und Stockholm sind die Stationen dieser Tour ab Kiel. Bequemer als mit dem Schiff lässt sich eine solche Rundreise nicht gestalten. Landausflug – das kann die klassische Stadtbesichtigung mit dem Bus sein. Es geht aber auch sportlicher. Fahrradtouren sind gefragt, das Schiff ist entsprechend ausgestattet.

    Und so machen sich zwei 15-köpfige Gruppen radelnd auf die 35 Kilometer vom Hafen in Gdingen in die Danziger Altstadt mit ihren schmucken Handelshäusern – entlang der mondänen Strandpromenade in Zopot, aber auch mit Blick auf die Überreste der einstigen Lenin-Werft. „Hier begann das Ende des Kommunismus“, erklärt Finn, der die Gruppe zusammenhält. Historische Infos bekommen die Radler also dazu, daneben ist genügend Zeit zum Stadtbummel. Trotzdem, kleiner Tipp für alle, denen so eine Tour zu anstrengend klingt: Es gibt auch E-Bikes an Bord. Die Ostseeküste ist schließlich viel hügeliger, als man denkt.

    Während wir die finnische Hauptstadt Helsinki auf eigene Faust erkunden, geht in St. Petersburg (fast) nichts ohne Fremdenführer. Da sind schon die Visa-Bestimmungen vor. Über 2000 „Mein Schiff“-Passagiere machen sich an diesem Sonntagmorgen auf, die einstige russische Hauptstadt zu besichtigen. Keine Gruppe zählt mehr als 30 Leute, Wartezeiten gibt es nicht: eine logistische Meisterleistung. Und dennoch, als Tourist in St. Petersburg ist man an Sommertagen selbst mit zwölf Grad und Wolken nicht allein. Wo kommen bloß die vielen Menschen her? Genau – von anderen Kreuzfahrtschiffen, die ebenfalls vor der Stadt liegen.

    Hilft nichts, da muss man durch. Schloss Peterhof, die Sommerresidenz der Zaren, mit der weitläufigen Parkanlage und den gigantischen Wassersspielen, wird völlig zu Recht als „russisches Versailles“ gerühmt. Auch der Katharinenpalast bietet viel Prunk fürs Auge. Im Blickpunkt dabei das rekonstruierte Bernsteinzimmer. Schön anzusehen, aber das Zimmer lebt doch vor allem vom Mythos um das im Weltkrieg verschollene Original.

    Abends dann am Außendeck Poolparty mit Livemusik von „Dancing Queen“ bis „Atemlos“. Das Schöne an der Kreuzfahrt: Man hat die Wahl, jeden Tag aufs Neue. Das Angebot, vom Streichkonzert im „Klanghaus“ bis zur Akrobatik- oder Musical-Vorstellung im 1000-Mann-Theater, ist riesig. Oder wie wäre es mit Roulette im Casino? Wer sein Glück schon gefunden hat und lieber in romantischer Zweisamkeit einem Drink an Deck, in der exklusiven „Diamant-Bar“ oder auf dem Kabinenbalkon in den Sternenhimmel schauen möchte, kommt auf der „Mein Schiff 4“ genauso auf seine Kosten.

    Am Morgen nach St. Petersburg dann Tallin. Kontrastprogramm. Hier der russische Moloch, da die eher beschaulich anmutende estnische Hansestadt. Bunt das Straßenleben auf dem Altstadt-Hügel mit seinen Gassen, liebevoll restaurierten Häusern, Kirchen aller Religionen. Schön, dass dazu mal wieder die Sonne scheint. Touristen sind hier erkennbar willkommen. Man spürt ihn, den viel beschriebenen baltischen Aufbruch. Tallin macht Lust aufs Wiederkommen.

    Abends an Bord treffen wir Karen (48) und Ronny (47) Gabbert aus Düsseldorf. Mit ihrem Sohn Louis (13) machen sie bereits zum zehnten Mal seit 2011 Urlaub mit der „Mein Schiff“-Flotte, bis zu dreimal im Jahr. Sie waren im Mittelmeer unterwegs, auf den Kanaren, im arabischen Golf, jetzt erstmals auf der Ostsee. Die Gabberts möchten gar nicht mehr anders verreisen. „Du musst nicht jeden Tag umziehen, wirst gut verpflegt und siehst dabei auch noch die Welt.“ Nicht zu vergessen die Angebote für den Junior – vom Basketballfeld an Deck bis zur Playstation im Spielezimmer.

    Für Dienstagmorgen empfiehlt Kapitän Holm, „spätestens um 6 Uhr aufzustehen“. Recht hat er. Die Einfahrt durch die Schären nach Stockholm ist sensationell. Steuerbord oder Backbord, überall gibt?s eine neue Insel zu entdecken, die meisten dicht bewaldet. Immer wieder leuchtet ein Holzhaus in Schweden-Rot oder Graublau, ganz so wie wir es aus Bullerbü und Saltkrokan kennen. Fotoapparate klicken, Frühstück muss warten. Ein letzter Landausflug führt in die schwedische Hauptstadt. Stockholm, auf zahlreiche Inseln gebaut, zeigt sich heute unter strahlender Sonne. Eine Metropole, die bei allem architektonischen Glamour viel Gemütlichkeit ausstrahlt. Hektik herrscht allenfalls vor dem königlichen Schloss, wo jeden Mittag die Wachablösung feierlich zelebriert wird. Viel zu kurz ist die Zeit, um Stockholm richtig kennenzulernen. Die Kreuzfahrt sorgt hier für den Appetithappen.

    Abends bei der Fahrt aus dem Hafen dann wieder die Schärenlandschaft, bei untergehender Sonne noch traumhafter als in der Früh. Wir hätten also bedenkenlos ausschlafen können, Herr Kapitän. Jetzt fehlt die Energie, um das Nachtleben an Bord auszukosten. Aber ein letzter entspannter Seetag bleibt. Noch einmal Schiffsleben genießen. Wellness im Whirlpool, Relaxen im Spa – oder doch ein Abstecher ins Fitnessstudio? Ach, lass mal. Lieber chillen am Sonnendeck. Ein Gin Tonic dazu. Und abends dann noch mal Abtanzen in der – na klar – „Abtanzbar“.

    Tipps zum Trip

    Die „Mein Schiff 4“ ist seit Juni 2015 in Betrieb, 293,5 Meter lang und 35,8 Meter breit. Über 2500 Passagiere haben Platz, dazu rund 1000 Personen Besatzung. Von den 1250 Kabinen sind 80 Prozent mit Balkonen ausgestattet. Auch Suiten sind im Angebot. „Mein Schiff 4“ braucht laut Firmenangaben 30 Prozent weniger Energie als vergleichbare Schiffe. Abwässer werden an Bord aufbereitet. Die Branche boomt: Bis 2019 will Tui Cruises jedes Jahr ein weiteres Schiff in Dienst stellen.

    Elf Restaurants und Bistros bieten Essen an. Hinzu kommen zwölf Bars und Lounges. Zum Schiff gehört außerdem ein üppiger Spa-Bereich mit mehreren Saunen. Einmalig ist laut Firmenangaben der 25-Meter-Außenpool. Für kulturelle Veranstaltungen stehen das „Klanghaus“ und ein Theater (1000 Plätze) zur Verfügung. Für Kinder und Jugendliche gibt es eigene Animationsprogramme.

    Preisbeispiele: Die Reise „Ostsee Baltikum mit Riga“ vom 12. bis 22. August mit der „Mein Schiff 4“ ab/bis Kiel mit Premium Alles Inklusive gibt's ab 2148 Euro pro Person (Innenkabine mit Doppelbelegung). Die Reise „Ostsee Baltikum mit Helsinki“ vom 30. August bis 7. September 2015 kostet ab 1748 Euro, die Reise „Ostsee Baltikum mit Danzig“ vom 29. Mai bis 8. Juni 2016 ab 2098 Euro, die Reise „Ostsee Baltikum mit Kopenhagen“ vom 23. Juli bis 6. August 2016 ab 3099 Euro. Kinder bis 14 Jahre reisen gratis mit. Informationen gibt es im Reisebüro oder unter ww.tuicruises.com Text: micz

    Hinweis der Redaktion: Unsere Autoren reisen gelegentlich mit Unterstützung von Fremdenverkehrsämtern und Tourismusunternehmen.

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