
Nach dem Boom der vergangenen Jahre steuern die Unternehmen in Mainfranken auf schwierigere Zeiten zu. Das betrifft nicht nur die Chefetagen, auch bei den Mitarbeitern sorgen Lücken in den Auftragsbüchern, Kurzarbeit und Stellenstreichungen für Verunsicherung. Die gute Nachricht ist: Man kann sich darauf vorbereiten.
Karriere trotz Krise
Als "total schizophren" bezeichnet der Würzburger Personalberater Michael Beckhäuser die aktuelle Situation in Mainfranken. Auf der einen Seite drücke die Konjunkturflaute die Umsätze, andererseits sei die Nachfrage nach Fachkräften ungebrochen hoch. "In der ganzen Region gibt es tausende offene Stellen", so Beckhäuser. Es gebe demnach keinen Grund, zu verzweifeln.
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Arbeitnehmern empfiehlt er, sich über die eigene Position im Betrieb Gedanken zu machen und aktiv ihr berufliches Netzwerk auszubauen. "Selbstvermarktung ist das Gebot der Stunde", betont Beckhäuser. Nur wer rausgeht und das Gespräch sucht, werde in der Branche wahrgenommen.
Der Personalexperte rät hier, Job-Veranstaltungen zum Beispiel der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt, Handwerkskammer für Unterfranken, Arbeitsagentur und Jobcenter sowie der Berufsverbände wahrzunehmen. Auch könne man sich dort zum Beispiel für Newsletter anmelden.
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Lebenslauf im Internet
Auf dem Arbeitsmarkt spielten außerdem die sozialen Netzwerke eine entscheidende Rolle – nicht nur für Führungskräfte. "Wer das nicht hat, der ist verloren", erklärt Beckhäuser. "Wenn man sich dort interessant verkauft, kommen die Leute automatisch auf einen zu." So könne man auf Karriereplattformen wie Xing und LinkedIn aber auch auf Facebook und Instagram einen digitalen Lebenslauf erstellen, Job-Angebote finden und sich bei potenziellen Arbeitgebern in Erinnerung rufen.
Innerhalb des Betriebs sei Wahrnehmung der entscheidende Faktor: "Man sollte nicht nur über die Krise reden, sondern Alternativen aufzeigen und dabei nicht warten, bis man gefragt wird." Um positiv aufzufallen, müsse man die eigenen Ideen – beispielsweise in Besprechungen – aktiv einbringen.
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Wer von Kurzarbeit betroffen ist, könne man die freie Zeit für Weiterbildung nutzen. "Ein guter Chef kriegt das mit", so Beckhäuser. "Der schaut schon: Wer ist aktiv? Wer bringt sich ein? Und wer muss zum Jagen getragen werden?"
Allerdings ist der Spielraum vieler Arbeitgeber begrenzt: Beim Thema Gehaltserhöhungen sollte man deshalb den Ball derzeit flach halten und Verständnis zeigen, wenn die Weihnachtsfeier in den kommenden Jahren ein bisschen dünner ausfällt.
Wer tatsächlich seinen Job verliert, müsse die Zeit unbedingt für Weiterbildungen, den Ausbau des eigenen Netzwerks oder ein Bewerbungstraining nutzen, empfiehlt Beckhäuser. Eine Lücke im Lebenslauf sei, solange sie begründet ist, gar kein Makel.
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