Rechtzeitig zu seinem „runden“ Geburtstag ist er nach Würzburg zurückgekehrt. Im Mai wurde er „Ehrenbürger“ der Universität, besuchte alte Freunde und ist weiter aktiv in Sachen Partnerschaft: Erich Oetheimer, geboren 1928 in Würzburg, ab 1957 in Caen tätig. Er gilt als „Vater“ Städtepartnerschaft zwischen Würzburg und Caen. An diesem Freitag wird er 90.
Der Einberufung im Dezember 1944 zum Arbeitsdienst RAD folgte amerikanische Kriegsgefangenschaft von April 1945 bis Februar 1946 bei Marseille. Erst 1948 konnte Oetheimer an der damaligen Oberrealschule (heute Röntgen-Gymnasium), das Abitur ablegen. Schon während des Studiums an der Universität Würzburg organisierte er Auslandsfahrten, als Assistent für Deutsch am Lycée Montaigne in Le Mans zwei Austauschprogramme für das Siebold-Gymnasium Würzburg. Von Le Mans aus legte er mit dem Fahrrad die 160 Kilometer nach Caen zurück, wo er ab 1. November 1957 zunächst als Lektor des DAAD, später als Assistenzprofessor Deutsche Sprache und Literatur, Geschichte und Philosophie des 20.Jahrhunderts lehrte.
Die Idee für besondere Beziehungen zwischen Würzburg und Caen entstand nach einem Lichtbildervortrag, den Oetheimer 1958 in Caen hielt. Man stellte fest, dass beide Städte das ähnliche Schicksal der fast totalen Zerstörung, aber auch ähnliche Strukturen haben. Mit Gleichgesinnten gründete Oetheimer im April 1959 die „Association Caennaise pour la Connaissance de l’Allemagne“ (ACCA). Die ersten Caennaisen kamen im September 1960 mit Oetheimer an den Main, zum Gegenbesuch kam eine Bürgerreise der Deutsch-Französischen Gesellschaft Würzburg (DFG) nach Caen, bevor am 13. Mai 1962 die Jumelage besiegelt werden konnte.
Inzwischen sieht sich Oetheimer längst als „Großvater“ der besonderen Beziehungen zwischen beiden Städten. Europa spielte in seinem Leben eine große Rolle. So war er als „Junger Europäer“ dabei, als Würzburger mit einem Lastwagen Hilfsgüter in die Po-Ebene brachten, wo eine Überschwemmung eine Katastrophe angerichtet hatte. 1960 heiratete er die aus Cremona stammende Anna Duchi. Die vier Kinder Laura (1962), Carlo (1963), Franca (1964), Mario (1969) waren als Studenten zeitweise in Würzburg und sind heute als Lehrer in Deutschland, Frankreich und Italien tätig.
Das Wirken von Oetheimer für die deutsch-französische Freundschaft und die besonderen Beziehungen zwischen Würzburg und Caen wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter durch das Bundesverdienstkreuz (1984), die Partnerschaftsmedaille der Stadt Würzburg (1990) und die Bene Merenti-Medaille der Universität Würzburg (2002).