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Würzburg: Gänsehaut-Momente bei Carmina Burana

Würzburg

Gänsehaut-Momente bei Carmina Burana

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    Ein großes Musikerensemble mit etwa 250 Mitwirkenden spielte am Samstag bei dem Konzertprojekt „Carmina Burana“ am Mainfranken Theater in Würzburg.
    Ein großes Musikerensemble mit etwa 250 Mitwirkenden spielte am Samstag bei dem Konzertprojekt „Carmina Burana“ am Mainfranken Theater in Würzburg. Foto: Daniel Peter

    "O Fortuna", schon die machtvollen Eingangsakkorde zu Carl Orffs szenischer Kantate "Carmina Burana, Cantiones profanae" für Sopran, Tenor und Bariton, sorgten am Samstag bei den Gästen im Mainfranken Theater für einen Gänsehaut-Moment. Opernchor und Projektchor des Theaters, die Junge Philharmonie Würzburg und das Philharmonische Orchester Würzburg, etwa 250 Mitwirkende, unter der Leitung von Enrico Calesso, erzählten von antiker Mythologie, wilden Zechern und freudigen Mädchen.

    Die Schicksalsgöttin Fortuna, verantwortlich für Glück und Unglück, meinte es an diesem Abend mit den Mitwirkenden besonders gut. Es stimmte eigentlich alles. Da kann man vergessen, dass gelegentlich die Soprane ein wenig spröde klangen.

    Geheimnisvoll wispern die Sänger vom unentrinnbaren Rad der Schicksalsgöttin und lassen sich dann wieder durch die wuchtig donnernden Paukenschläge in prachtvolle Klangentladungen hineinnehmen. Die Akustik im ausverkauften großen Haus verzeiht keine Fehler, umso bemerkenswerter ist die präzise Absprache des Chores, die saubere Artikulation und - trotz Küchenlatein und mittelalterlicher Sprache - gute Textverständlichkeit.

    Das Konzertprojekt „Carmina Burana“ am Mainfranken Theater.
    Das Konzertprojekt „Carmina Burana“ am Mainfranken Theater. Foto: Daniel Peter

    "Omnia sol temperat" - "Alles macht die Sonne mild" - in seiner Interpretation dieses Frühlingsliedes, unterstützt von bezauberndem Flötenklang, lässt Daniel Fiolka die Freuden des Frühlings, die Liebe, entstehen und die Traurigkeit vergessen. Die Blechbläser scheinen im Tanz das Publikum förmlich mitreißen zu wollen. Und wieder ist es der Chor, der eindringlich erzählend, das Seufzen der Frauen über den Weggang des Partners gestaltet.

    Im nächsten Teil "In Taberna" besingt Fiolka die Sinnenlust, die das Laster dem Seelenheil vorzieht - so, wie er das gestaltet, möchte man möglicherweise auch das eigene Seelenheil in Frage stellen. Gar nicht gut geht es dem Tenor Mathew Habib, der als gebratener Schwan den alten Zeiten nachtrauert, als er auf dem See geschwommen ist. Man bekommt richtig Mitleid mit ihm, wenn er treffend versucht, den Schwanengesang zu imitieren.

    Großer Auftritt des Kinderchors 

    Im dritten Teil des Werkes, dem Cour d’amours, hat der Kinderchor, von beiden Seiten vor der Bühne singend, weil oben kein Platz mehr ist, seinen großen Auftritt. Zusammen mit der hinreißend, mühelos locker gestaltenden Sopranistin Akiko Tsujii kann man sich wieder an bemerkenswerter Klangschönheit erfreuen. Der Liebesgott fliegt überall herum, selbst in höchsten Höhen, wo sich im "Dies nox et omnia" der Bariton bis zum hohen A, selbst für manche Tenöre schon ein Problem, eindrucksvoll emporschrauben muss, oder wo sich die Sopranistin im "Dulcissime" erst beim hohen D so richtig wohlfühlen darf.

    Schließlich wird im Vergleich von Blanciflor, einer Heldin der altfranzösischen Rittersage, und Helena noch einmal großartig die Schönheit der Frauen besungen, bevor das Werk in glanzvoller Kraft mit dem wunderbar inbrünstig gesungenen, wiederholten Anruf der Schicksalsgöttin endet.

    Freude an opulenten, mitreißenden Rhythmen 

    Die Freude an opulenten, mitreißenden Rhythmen, die beeindruckende Aufführung, lag auch daran, dass die Profis die Amateure sehr einfühlsam eingebunden haben. Da sind etwa die lächelnden Blicke der Sopranistin zu den Ragazzi bei den Stellen, bei denen sie gemeinsam singen. Da ist der zweite Konzertmeister, ein etwa acht bis zehn Jahre alter Junge, der vom ersten Konzertmeister Alexander Zeiher betreut, vom Dirigenten aufmunternde Blicke erhält, und vor allem - das sieht man - seine Sache gut macht.

    Auch alle anderen jungen Philharmoniker machten wirklich überzeugend bei den Profis mit. Das ist es, was an diesem Abend besonders auffällt, es ist nicht nur das engagierte Musizieren, sondern auch der sichtbare Spaß, ganz einfach das Menschliche. Was will man mehr? Das Publikum dankte mit langen Standing Ovations.

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