Eigentlich war es aus der Not geboren, das "100 plus 1 Gauvolksfest" auf der Burg. Der neue Festwirt hatte sechs Wochen vor dem geplanten Bieranstich im Festzelt an der Tauber seinen Vertrag aufgelöst und Bürgermeister Hermann Gabel stand plötzlich völlig unerwartet mit leeren Händen da. Genau an diesem Tag war eine Zusammenkunft des städtischen Organisationsteams mit den Vereinen terminiert.
Die Entscheidung reifte schnell, dass man nach zwei Jahren Corona-Zwangspause nicht auf ein weiteres Jahr verzichten will. "Wir wollen feiern", lautete der eindeutige Tenor. Das kurzfristig zusammengestellte neue Orgateam mit Silvia Baumann, Silvia Mühleck und Stefan Tschischka an der Spitze machte sich umgehend an die Arbeit und konnte unter dem Motto "Jetzt erst recht" ein komplettes Konzept für den neu ausgesuchten Veranstaltungsort Burg Brattenstein erstellen und zahlreiche Helferinnen und Helfer gewinnen.

Mehr oder weniger bei null angefangen
Da man bei null anfangen musste, wurden alle "Stolpersteine" aus der Vergangenheit auf ihre Daseinsberechtigung geprüft und auf viele verzichtet. Das Ergebnis konnte man am vergangenen Wochenende sehen. Einer der glücklichsten Menschen der Stadt war am Ende der drei Volksfesttage zweifelsohne Bürgermeister Hermann Gabel. Er sei überaus glücklich und vor allem stolz auf das gesamte Team. Daher lautet sein erstes Fazit: "Es war ein rundum gelungenes Gauvolksfest, auch wenn wir am Freitag wetterbedingt schlecht gestartet sind. Die Leute haben trotz Regen im Hof verharrt und für solch eine gute Stimmung gesorgt, wie man es sich gar nicht vorstellen konnte."

Dies war nach seiner Meinung bereits die erste Bestätigung, dass die Wahl der Burg richtig war. Dies bestätigte sich am Samstag mit dem Seniorennachmittag und einem erstmaligen "Burghofsingen". "Großes Lob und herzlicher Dank dem Orgateam mit den beiden Silvias und Stefan, den Teamchefs sowie den weit über zweihundert Mitstreitern", würdigte Gabel stolz deren Leistungen. Das Schönste an dem ganzen Fest war für ihn, dass die Bevölkerung so mitziehe, einen Gemeinschaftssinn entwickel und zeige, dass Röttingen etwas stemmen könne. Er habe so viele neue Leute bei den Helfern entdeckt, was er vor sechs Wochen noch nicht für möglich gehalten habe.
Es gab aber auch Kritik an "neuen Festplatz"
Es gibt es aber auch Röttinger, die vom "neuen Festplatz" nicht so begeistert sind. Für viele gehören zu einem klassischen Volksfest ein Bierzelt und Fahrgeschäfte für Kinder und Jugendliche. Zudem sei man der Witterung ausgesetzt und der Burghof sei ringsum von Wohnhäusern umgeben, wurde bemängelt.
Highlight des Volksfestes war natürlich wieder der Umzug am Sonntag. Mehrere tausend Gäste jubelten den Teilnehmern zu und zeigten sich begeistert von den vielfältigen Motivwagen mit ihren lebendigen Fußgruppen. Gabels abschließende Tendenz für nächstes Jahr deutet auf eine Wiederholung im Burghof hin, man müsse aber im Dialog mit der Nachbarschaft bleiben. Bei solch tollen und zahlreichen Helfern könne man dies wieder in Eigenregie angehen.
Dass den Kindern und Jugendlichen ohne die Fahrgeschäfte etwas verloren geht, gestand er zu, ebenso sieht er das Parkplatzproblem und die Unsicherheit wegen der Witterung. Der Name "Gauvolksfest", der sich über hundert Jahre bewährt hat, soll bestehen bleiben, denn der Veranstaltungsort sei dafür nicht entscheidend.
