Der Würzburger Madrigalchor hat sein Sommerkonzert im Innenhof bei den Erlöserschwestern gegeben. Während sich die Dämmerung über das quirlige Treiben der Stadt legte, erklang hier unter freiem Himmel zwischen den Klostermauern klassische Musik. Viel romantischer als ein solches Konzert, das unter dem Motto „Herzenslieder“ stand, kann eine Veranstaltung kaum sein.

Unter der gleichermaßen präzisen wie sensiblen Leitung von Regine Schlereth boten die rund 40 Sängerinnen und Sänger in dem bestens besuchten Konzert ein wunderschönes Programm dar. Es handelte sich um einige Lieblingslieder von Chormitgliedern, die ihr jeweiliges Lieblingslied in dem Konzert kurz vorstellten und anmoderierten.
Lieblingslied von Regine Schlereth
Ein Lieblingslied von Chorleiterin Schlereth ist offenbar „Unten im Tale“ von Brahms. Die Dirigentin nannte dieses Lied „eine Essenz des deutschen Volkslieds“. Wohltönend und mit großer Klarheit trug der Madrigalchor das Lied vor.
Begleitet wurden die Sängerinnen und Sänger beim Brahms und bei einigen anderen Liedern vom Ava-Saxophonquartett. Das sind Carolin Schäfer-Klug (Tenorsaxophon), Christine Heim (Alt), Sabine Hoppe (Sopran) und Martin Roth (Bariton). Und die vier Instrumentalisten zeigten mit ihrem interpretatorischen Können und ihrer Virtuosität, dass der vor allem vom Jazz her bekannte Saxophon-Klang auch hervorragend zu klassischer Musik passen kann.

In den reinen Instrumental-Nummern bewies das Ava-Saxophonquartett seine außerordentliche Klasse durch Gestaltungskraft und Spielfreude. Ein Höhepunkt war das ausdrucksstark und schmissig vorgetragene Arrangement von Gershwins „Ein Amerikaner in Paris“. Die bodenständigen Rhythmen boten die vier Musiker genauso hinreißend dar wie die den bluesigen Schmelz der langsamen Partien. Grandios waren zudem die vom Ava-Saxophonquartett gespielten Tango-Nummern.

Der Chor seinerseits gab insbesondere in den unbegleiteten Programmpunkten tolle Beispiele für sein musikalisches Können. Das galt vor allem für seine humorvolle und plastische Interpretation von Camillo Schumanns „Lockvogel“ und für die Lieder von Morten Lauridsen. Bei den Lauridsen-Nummern, die kompositorisch unter anderem von den Madrigalen aus der Renaissance-Zeit geprägt sind, machte der Madrigalchor mit Klangschönheit seinem Namen alle Ehre.
In Lauridsens Rilke-Lied „Dirait-on“ dürfte der Chor die Zuhörerinnen und Zuhörer dank der herrlich vorgetragenen kreisenden Melodik ins Träumen versetzt haben. Mit Präzision und Einfühlungsvermögen leitete Regine Schlereth den Klangkörper. Und so kam die ganze Pracht dieser ausgesprochen eingängigen Komposition dank des musikalischen Könnens von Chor und Instrumentalisten voll zur Geltung. Denn wie hier die Männer- und Frauenstimmen immer wieder neu imitatorisch einsetzten und mit den Saxophonstimmen zu einem dichten musikalischen Gewebe verschmolzen, war einfach ein musikalischer Hochgenuss.

Das galt auch für die ganz ohne Begleitung vorgetragene Interpretation von Rheinbergers „Abendlied“. In schlichter Würde und mit großer menschlicher Wärme trug der Madrigalchor die Vertonung der Bitte der Emmaus-Jünger aus dem Lukas-Evangelium an den von den beiden Jüngern zunächst noch nicht erkannten Auferstandenen vor: „Bleib bei uns, denn es will Abend werden, und der Abend hat sich geneigt.“

Chor und Instrumentalisten sorgten für langanhaltenden Beifall zwischen den Klostermauern. Und so gaben der Madrigalchor und das Ava-Saxophonquartett dem sichtlich hingerissenen Publikum jeweils eine Zugabe.
Die zweite Aufführung des Sommerkonzertes Konzert fand im Innenhof der Versöhnungskirche in Zell statt.