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Familie aus Stein kniet am Grabmal

Ochsenfurt

Familie aus Stein kniet am Grabmal

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    In dem Kirchenführer, der im Rahmen des Festabend 400 Jahre Reformation Herchsheim-Giebelstadt erstmals präsentiert wurde, förderte der Verfasser Vergessenes und bisher Unbekanntes zu Tage. Den kunsthistorisch interessierten Besuchern bietet die 30-seitige Broschüre aufschlussreiches Wissen zur Baugeschichte und Inneneinrichtung beider Gotteshäuser.

    Der Abhandlung über die Besiedlung und Christianisierung der zwei Ortschaften im Ochsenfurter Gau folgt das Kapitel über die Kirchenheiligen St. Oswald in Giebelstadt und St. Georg in Herchsheim.

    Die große Rolle, die die Familie Zobel von Giebelstadt in der Kirchengeschichte spielte, zeigt sich nicht nur daran, dass unter ihrer Patronatsherrschaft im Jahre 1601 die Reformation eingeführt wurde. Für das Geschlecht der Zobel, das 1696 wieder katholisch wurde, waren Giebelstadt und Herchsheim Grablegekirchen ihrer Patronatsherren bis hinein ins 19. Jahrhundert. Ihre patronatsherrschaftlichen Rechte über beide evangelische Kirchen übte die Familie Zobel bis ins 20.Jahrhundert aus.

    In den Kirchen durften nach dem katholischen Kirchenrecht nur die Patronatsherren und die Ortspfarrer begraben werden.

    Nach Einführung der Reformation wurden in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in der Giebelstädter Kirche auch Angehörige des Geschlechtes der Geyer begraben. Der Grund war wohl, wie Peter Wamsler im Kirchenführer begründet, weil sie zu dieser Zeit mit der Familie des Kirchenherrn verwandtschaftlich verknüpft und "ihrer protestantischen Kirche" eng verbunden waren.

    Unter den, von einer früher erheblich größeren Anzahl heute noch sechs erhaltenen Grabmalen bestechen besonders die Epitaphe. Diese "Grab-Wand-Denkmale" an den Wänden der Giebelstädter Kirche zeigen einen interessanten Meilenstein in der Entwicklung der Epitaphbaukunst.

    Das kunsthistorisch bedeutenste Werk ist der Epitaph der Amalia Zobel, der einen für diese hohe Baukunst typischen altarartigen Aufbau mit einer stattlichen Höhe von 4,20 Meter zeigt. Den Sockel ziert eine Inschrift mit den Lebensdaten Amalias und ihrer Familie und einem ausführlichen Lobpreis der Verstorbenen wegen ihrer Verdienste um die Einführung der Reformation. Auf dem Sockel kniet die gesamte Patronatsfamilie, bestehend aus Amalia geborene Truchsessin von Wetzhausen und ihrem Gemahl Heinrich Zobel von Giebelstadt sowie ihre sechs Töchter und sechs Söhne.

    Reichlich verziert mit den Wappen der Familien Zobel und Truchsess von Wetzhausen sowie den insgesamt 16 adligen Familienwappen zeugt das außergewöhnliche Schmuckstück von der Bedeutung und dem Ansehen der Familie Zobel von Giebelstadt.

    In der Giebelstädter Kirche, einem einfachen Saalbau aus der 2.Hälfte des 16.Jahrhunderts, der durch einen späteren Einbau der Fenster mit den darüber gesetzten Rundbogengiebeln sein heutiges barockes Äußeres erhielt, besticht nicht nur der künstlerisch gestaltete Altar. Neben den für Franken einzigartigen "Moses-Kanzeln", mit der nach der Reformation auch die Herchsheimer Kirche ausgestattet wurde, und den Taufbecken, deren Schönheit in den klaren schlichten Formen liegt, prägen die dreiseitig entlang der Außenwand umlaufenden Emporen das Langhaus beider Kirchen.

    Die Herchsheimer Kirche mit dem trutzigen Wehrturm und dem massigen Helm wurde in ihrer jetzigen Form im Jahre 1613 erbaut. Die aus dem 18.Jahrhundert stammenden Blumenornamente und Malereien am Kirchengestühl und der Empore sind eben solche Kleinode wie die 1774 eingebaute Orgel und das 4,20 Meter hohe Grabmal. Dieses zeigt den 1695 verstorbenen kaiserlichen und reichskreisfränkischen Kürassier-Oberst und kur- und hochfürstlichen Amtmann zu Röttingen Johann Wilhelm Zobel von Giebelstadt .

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