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Die "Brücke" ist am Ende angelangt

Stadt Würzburg

Die "Brücke" ist am Ende angelangt

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    Es war am 20. März 1978, als sich Studenten der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) sowie Ärzte, Pflegepersonal und Patienten der Universitäts-Nervenklinik im großen Hörsaal der alten Augenklinik am Röntgenring versammelten, um einen Trägerverein für die erste therapeutische Wohngemeinschaft für Psychiatriepatienten in Unterfranken zu gründen. Der Name damals: "Würzburger Verein zur Förderung der Rehabilitation psychisch Kranker".

    Das Ziel des später in "Würzburger Brücke" (WB) umbenannten Vereins: Psychisch kranke Menschen sollten nicht länger in Nervenkrankenhäusern versteckt werden, sondern durch Beratung, Betreuung und aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben - wenn möglich - die Chance auf eine vollständige Rehabilitation bekommen.

    "Damals herrschte Aufbruchstimmung in ganz Deutschland, in allen größeren Städten gab es solche Initiativen", erinnert sich Josef Theo Kellerhaus. Er war bereits 1978 als Schriftführer Mitglied des Gründungsvorstands und ist heute 1. Vorsitzender der WB.

    Gründungs-Vorsitzender war Professor Dr. Rolf Zerfaß, Ordinarius für Praktische Theologie und Klinikseelsorger der Universitäts-Nervenklinik. Von ihm kamen auch die ersten Impulse zur Umsetzung der gemeindenahen psychiatrischen Versorgung in Würzburg, die zunächst von den Studenten der KHG umgesetzt wurde: "Immer Mittwochs wurde mit den Patienten der Klinik etwas unternommen", erzählt Kellerhaus.

    MIttwochsclub

    An den so genannten "Mittwoch-Club" (der übrigens bis heute als studentischer Arbeitskreis fortgeführt wird) trat dann der frisch gebackene Sozialreferent Dr. Peter Motsch mit dem Angebot heran, in dem der Stadt zu sozialen Zwecken gestifteten Haus in der Scanzonistraße 4 (heute das Selbsthilfe-Haus) eine betreute Wohngemeinschaft einzurichten. Zu diesem Zweck wurde der Verein gegründet.

    "Das waren alles Idealisten und echte Pioniere auf diesem schwierigen Gebiet", erinnert sich Motsch heute: "Dieser kleine Verein hat mutig die ersten großen Schritte auf dem Weg zur gemeindenahen Psychiatrie in Unterfranken unternommen."

    Mittlerweile hat die WB ihre Ziele erreicht und kann mit Stolz auf das in 25 Jahren Erreichte zurückblicken. Der ersten Wohngemeinschaft in der Pleich folgten 1983 weitere Wohnungen auf dem Heuchelhof, im Frauenland und auf der Sieboldshöhe.

    Individuelle Beratung

    Die Betreuung der Patienten erfolgte durch die Mitarbeiter des am 1. März 1980 von der WB ins Leben gerufenen Sozialpsychiatrischen Dienstes (SpDi). Die kompetente individuelle Beratung und Betreuung psychisch Kranker leistet seit 1987 auch eine Außenstelle des SpDi in Gemünden für den Landkreis Main-Spessart.

    Um Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Patienten zu schaffen, wurde 1980 eine Web-Werkstatt im Kloster Oberzell und zehn Jahre später zusammen mit dem Caritas-Verband der Diözese Würzburg die Vinzenz-Werkstatt GmbH gegründet.

    "Wir haben in 25 Jahren viel erreicht und freuen uns über die Erfolge der Gemeindepsychiatrie in Würzburg und ganz Deutschland", sagt Professor Dr. Ernst Engelke, Schriftführer im definitiv letzten WB-Vorstand. Am Mittwochabend beschloss die Mitgliederversammlung, den Verein aufzulösen. "Aus rein sachlichen Gründen", wie Engelke und Kellerhaus betonen.

    Die Einrichtungen des Vereins werden unverändert weiter bestehen: Bereits 1997 brachte die WB ihre Wohngemeinschaften und den SpDi in die gemeinsam mit der Caritas und der St. Josefs-Stiftung Eisingen gegründete Erthal Sozialwerk gGmbH ein.

    Zunehmende Arbeit

    Von den Ehrenamtlichen im Verein war die zunehmende Arbeit als Träger der verschiedenen Institutionen nicht mehr zu leisten. Außerdem habe im gleichen Maß, in dem die Ziele des Vereins erreicht wurden, das Interesse der Mitglieder immer weiter nachgelassen, so Kellerhaus: "Unsere Initiative lebt aber im Erthal Sozialwerk weiter." Caritas und Josefs-Stiftung werden die Anteile der Brücke an der gemeinnützigen GmbH übernehmen.

    Sozialreferent Dr. Peter Motsch nahm die Entscheidung der Vereinsmitglieder trotzdem mit Bedauern zur Kenntnis: "Es ist schade, dass diese engagierte Truppe aufhört. Dadurch geht den psychisch Kranken eine kleine, aber schlagkräftige Lobby verloren."

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