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Warnstreiks für den Tarifvertrag?

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Warnstreiks für den Tarifvertrag?

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    Die für den heutigen Mittwoch einberufene Betriebsversammlung dürfte zeigen, wie kampfbereit die rund 300 Mitarbeiter der Metronic sind. Die IG Metall und der Betriebsrat jedenfalls sind es. Sie wollen nicht akzeptieren, dass - anders als im großen Konzern der Koenig & Bauer AG (KBA) - bei der 100-prozentigen KBA-Tochter Metronic ohne Tarifvertrag gearbeitet wird. Man droht mit Warnstreiks, falls die Unternehmensführung weiter nicht über einen Tarifvertrag verhandeln will.

    Seit Juni bemühen sich Betriebsrat und IG Metall darum. Vergeblich. Auch mit der eigens eingesetzten Tarifkommission will sich Metronic-Vorstandsvorsitzender Helge Hansen nicht an einen Tisch setzen. Ein Tarifvertrag bleibt für ihn tabu. Man sei als mittelständisches Unternehmen in Nischenmärkten tätig. Dort sei große Flexibilität gefordert. Hansen verteidigt das betriebliche Bündnis für Arbeit bei der Metronic: "Warum sollten wir über etwas Neues verhandeln, wenn sich ein vorhandenes System über Jahrzehnte für Belegschaft und Gesellschafter bewährt hat?" Die Lohnerhöhungen seien im Schnitt der letzten drei Jahre sogar um 0,6 Prozent höher ausgefallen als im Metalltarif.

    Auch die Konzernmutter Koenig & Bauer sieht keinen Handlungsbedarf und verweist auf historisch gewachsene Strukturen. Pressesprecher Klaus Schmidt, gleichzeitig Mitglied des Metronic-Aufsichtsrates, warnt vor einer Gefährdung der wirtschaftlichen Konsolidierung: "Die Metronic ist wieder in den schwarzen Zahlen. Da sollten wir uns keine unnötigen Fesseln anlegen. Die Sicherheit der Arbeitsplätze ist doch wichtiger als eine Tarifbindung."

    Tatsächlich hat sich die wirtschaftliche Lage der Metronic seit der Übernahme durch KBA vor zweieinhalb Jahren deutlich verbessert. Zwar wurden gut 100 Stellen abgebaut. Aber die Auftragsbücher sind mittlerweile voll. In diesem Jahr soll der Umsatz laut Hansen auf 40 Millionen Euro steigen, im nächsten Jahr will man elf Auszubildende einstellen.

    Umso weniger verstehen IG Metall und Betriebsrat die Blockade in Sachen Tarifvertrag. Gewerkschaftsvertreter Werner Ring ist erbost über das Verhalten der Geschäftsführung: "So eine Verweigerungshaltung habe ich in drei Jahrzehnten nicht erlebt." Er ist überzeugt, dass man zu einer schnellen Einigung gelangen könne. Schließlich gehe es um einen Haustarifvertrag für die Metronic, in dem man auf die speziellen Bedürfnisse des Unternehmens Rücksicht nähme.

    "Wir wären sogar bereit, den Status quo zu tarifieren", sagte Ring gegenüber dieser Zeitung. Ziel sei es, endlich Rechtssicherheit für die Angestellten zu schaffen. Bis dato sind sie über Einzelverträge beschäftigt. Ein Zustand, der die Mitarbeiter nach Ansicht von Gewerkschaft und Betriebsrat der Willkür des Vorstandes ausliefert. Durch dessen "Gutsherrenart" und Gesprächsverweigerung wachse der Unmut im Unternehmen. Außerdem dürften Tarifangelegenheiten wie Arbeitszeit, Lohn oder Urlaub laut Gesetz gar nicht in Betriebsvereinbarungen geregelt werden. "Wir wollen die Metronic finanziell nicht an die Wand drücken", so Gewerkschaftssekretär Werner Flierl. Doch für den Fall, dass die Unternehmensleitung weiterhin Tarifgespräche ausschließt, droht die IG Metall mit schärferen Aktionen als Warnstreiks - ohne die Verantwortung dafür zu übernehmen: "Das wäre reine Notwehr."

    Bei der Betriebsversammlung an diesem Mittwoch jedenfalls wird Vorstandsvorsitzender Helge Hansen fehlen. Er weilt mit einer kleinen Metronic-Delegation bis Ende der Woche auf einer Fachmesse in den USA, um dort neue Techniken und neue Produkte des Veitshöchheimer Unternehmens vorzustellen.

    Daten und Fakten

    KBA-Metronic AG



    Die KBA-Metronic AG ist ein 1972
    gegründetes mittelständisches
    Maschinenbau-Unternehmen mit
    Hauptsitz in Veitshöchheim sowie
    Niederlassungen in Großbritannien,
    den Niederlanden und Österreich.
    Nach schwerer Branchenkrise und
    betrieblicher Umorganisation ge-
    hört die Metronic seit 2004 als
    100-prozentige Tochter zur Koenig
    & Bauer AG. Das Unternehmen
    stellt industrielle Kennzeichnungs-
    systeme (Inkjet-, Laser-, Heißpräge-,
    Thermotransfertechnik) sowie UV-
    Offsettechnik für das Bedrucken
    von Datenträgern (CDs, DVDs) und
    Plastikkarten her. Derzeit sind rund
    300 Mitarbeiter beschäftigt.

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