Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Eine Woche schwieg die Totenglocke

WÜRZBURG

Eine Woche schwieg die Totenglocke

    • |
    • |
    Dirk Werner von der Friedhofsverwaltung mit Steinbrocken, die sich aus der Fassade der Kapelle gelöst haben.
    Dirk Werner von der Friedhofsverwaltung mit Steinbrocken, die sich aus der Fassade der Kapelle gelöst haben. Foto: FOTO norbert schwarzott

    Der Zustand ist inzwischen auch wieder behoben. Isolde Krones von der Dienststellenleitung der Friedhofsverwaltung konnte jetzt mitteilen, die Glocke sei bereits wieder in Betrieb. Es sei auch nicht die Glocke beschädigt, wie vermutet worden war. Ursache für den Ausfall des Geläuts seien vielmehr Schäden in der Kapelle selbst, im Eingangsbereich unterhalb des Glockenturms und in den Gewölben. Starke Risse im Umfeld der Glocke und in den Wänden ließen befürchten, dass es mit weiterem Läuten echte Sicherheitsprobleme geben könnte.Stadtrat Willi Dürrnagel hatte schriftlich beim Kommunalreferenten Wolfgang Kleiner moniert, schnellstmöglich dafür zu sorgen, dass die Glocke auf dem Hauptfriedhof wieder ertönen kann. In jedem kleinen Dorf würden bei den Beerdigungen Glocken läuten, nur nicht in der Großstadt Würzburg. Dies könne nicht sein. Wenn ein größerer Betrag zur Behebung der Schäden notwendig sei, müsse dieser genannt werden, damit dies bei den bevorstehenden Haushaltsberatungen im Herbst berücksichtigt werden kann.

    Für Isolde Krones war das Thema allerdings nicht ganz neu. Die Friedhofskapelle, eine Stiftung des früheren Stadtbaurats und Architekten Joeph Scherpf im 19. Jahrhundert, wurde immer zu Gottesdiensten an Allerheiligen und für spezielle Anlässe und Gedenktage genutzt. Sie war auch eine Ausweichmöglichkeit, als die Aussegnungshalle am Hauptfriedhof renoviert werden musste. Schon im vergangenen Jahr konnte zu Allerheiligen wegen Bauschäden in der Friedhofs-Kapelle kein Gottesdienst mehr stattfinden.

    Die Sanierung sei auch schnell in Angriff genommen worden. Nach Besichtigung durch einen Statiker mussten aber erst über sieben Tonnen Bauschutt und Asche aus den Gewölben entfernt werden. Danach waren die eigentlichen Schäden besser zu erkennen. Die Zugstange war gebrochen und die Außenwand kippte vom Hauptportal etwas weg. Deshalb wurde zunächst aus Sicherheitsgründen das Läuten eingestellt, bevor die Schwingungen der Glocke noch größere Schäden verursachen. Ein Statiker hat dann aber festgestellt, dass durch kurzzeitiges Läuten keine Gefahr bestünde. Eine Woche konnte aber nicht geläutet werden. Seit letzten Freitag ist die Glocke wieder freigegeben.

    Wie umfangreich und wie teuer die notwendigen Sanierungsmaßnahmen wirklich sind, ist derzeit aber noch nicht bekannt. Klarheit soll es darüber erst in der nächsten Woche geben. Isolde Krones geht davon aus, dass die Schäden bis Allerheiligen auf jeden Fall wieder behoben werden können, ihr Ziel wäre wieder eine ganzjährige Öffnung der Kapelle als Ruhepunkt im Friedhof.

    Laut Information von Willi Dürrnagel, der regelmäßig Führungen durch den Hauptfriedhof zu den Gräbern historischer Würzburger Persönlichkeiten anbietet, ist die 1855 bis 1859 erbaute gotische Kapelle des Ergebnis mehrerer Stiftungen, in der Hauptsache des Maurermeisters Sebastian Roßhirt, der rechts neben dem Eingang begraben ist. Geplant wurde sie von Stadtbaurat Joseph Scherpf, der in seiner Zeit ab 1855 in Diensten der Stadt in vielen Bereichen verantwortlich für die Entwicklung Würzburgs wirkte. Er prägte die entscheidenden Jahre nach der Stadtentfestigung Würzburgs. An Einzelbauten sind von ihm die Maxschule, die frühere Schrannenhalle und die Luitpoldbrücke bekannt.

    Noch vor dem Bau der Friedhofskapelle hatte es einen Streit über die Nutzung gegeben. Auch die protestantische Gemeinde Würzburgs hatte Anspruch auf Mitbenutzung erhoben. Das Königliche Staatsministerium des Innern für Kirchen und Schulangelegenheiten wurde eingeschaltet. Dieses Instanz beschied schließlich, dass die Kapelle nach der Intention des Stifters nur für den katholischen Gottesdienst benutzt werden darf.

    Heute stellen sich für einen christlichen Friedhof Probleme ganz anderer Art.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden