Bernhard Fechs Ölbild „Gartenlaube“ wurde zum „Titelbild“ der Ausstellung und wirbt auf Handzetteln und Plakaten dafür. Der Begriff „Sommerfrische“ ist heute kaum mehr geläufig. Dennoch war der Urlaubsvorläufer in der Region an Main und Spessart in der Nachbarschaft zum industrialisierten Rhein-Main-Gebiet bis zur Hälfte des vorigen Jahrhunderts von Bedeutung. Dr. Beate Reese, stellvertretende Leiterin des Kulturspeichers, betrachtet die „Sommerfrische“ als Unterthema der klassischen Landschafts- und Reisemalerei. Sie stellte die Schau vorwiegend aus den Beständen der Städtischen Sammlung Würzburg zusammen. Es sind Werke mainfränkischer Künstler, die am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts unter dem Einfluss des Impressionismus entstanden sind.
Viele in der Ausstellung vertretene Künstler waren wie der spätere Karlsruher Kunstprofessor Friedrich Fehr (1862 – 1927), der 1878 seine Heimat Arnstein und Würzburg verließ, in jungen Jahren an die Münchner Kunstakademie gegangen. Dies gilt auch für den aus Mondfeld bei Wertheim stammenden August Futterer (1865 – 1927), dem sein jüngerer Bruder Josef (1871 – 1930) in die bayerische Metropole folgte. Obwohl beide Landschaftsbilder, Zeichnungen und Karikaturen schufen, waren die Brüder höchst unterschiedlich, was die Würzburger Ausstellung belegt. Der akademisch-klassisch ausgebildete August blieb vorwiegend ein realistischer Klein- und Feinmaler, während der Autodidakt Josef die Farbe zum Aufbau seiner Bilder nutzte.
Die Rückereroberung einer nahe liegenden Sommerlandschaft erfolgt durch einige Bilder von Ludwig von Gleichen-Russwurm (1836 – 1901). Der Künstler hielt sich oft auf Schloss Greifenstein auf, dem Wohnort seiner Mutter Emilie und jüngsten Tochter Friedrich Schillers. Die von ihm gemalten Landschaften um das Dorf Bonnland bleiben wie das Schloss heute wegen des dortigen Truppenübungsplatzes der Neugierde der Betrachter verborgen.
Auch nahezu in Vergessenheit geratene mainfränkische Künstler können im Kulturspeicher wiederentdeckt werden. Reese wählte Bernhard Fechs (1887 – 1915) „Gartenlaube“ als Titelbild für die Ausstellung. Folgt man Heiner Dikreiter (1893 – 1866), Maler und Begründer der Städtischen Sammlungen Würzburg, gehörte der in Karlstadt geborene Fech zu den Hoffungsträgern mainfränkischen Kunstschaffens nach 1900. 1910 wandte sich Fech in Berlin der Innenarchitektur zu. Dort wohnte er bis 1911 mit dem Schriftsteller Nikolaus Fey zusammen, der 1918 mit der Familie nach Lohr zog. 1915 fiel Fech in Masuren bei Soldau, wo er begraben ist.
Wenn bis zum 7. Oktober herbstliche Färbung die „Sommerfrische“ verdrängt, lohnt sich der Weg zum Kulturspeicher, um dort Entdeckungen zu machen: Fritz Bamberger, Lovis Corinth, Erich Heckl, Wilhelm Leibl, Max Liebermann, Otto Modersohn, Edvard Munch, Max Slevogt und weniger bekannte unterfränkische Künstler.
Die Ausstellung ist Dienstag 13–18 Uhr, Mittwoch, Freitag, Sams- und Sonntag 11–18 Uhr sowie Donnerstag 11–19 Uhr geöffnet. Führungen mit Dr. Reese an allen Sonntagen im September um 11.15 Uhr.