Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Ochsenfurt
Icon Pfeil nach unten

EIBELSTADT: Krebse und Kröten in Stein gemeißelt

EIBELSTADT

Krebse und Kröten in Stein gemeißelt

    • |
    • |
    Der Eibelstadter Bürgermeister Heinz Koch kann es nicht lassen und versucht ebenfalls, mit Steinmetzmeister Joachim Ulsamer exotische Lebewesen aus dem toten Stein befreien zu helfen.
    Der Eibelstadter Bürgermeister Heinz Koch kann es nicht lassen und versucht ebenfalls, mit Steinmetzmeister Joachim Ulsamer exotische Lebewesen aus dem toten Stein befreien zu helfen. Foto: FOTO Franz Schicklberger

    (schick) Wer die Werkstatt des Bildhauers und Steinmetzmeisters Joachim Ulsamer in Fuchsstadt besucht, wird überrascht mehrere „Enkel“ der berühmt-berüchtigten Eibelstadter Figurensteine aus dem 18. Jahrhundert entdecken. Haben da die „Siebenlister“ (so der Spitzname der Eibelstadter) eine neue List geplant? Ja, sie haben die Figurensteine in Auftrag gegeben, diesmal aber ohne Hinterlist.

    Nach der Einstellung des Residenzbaus 1724 in Würzburg durch Fürstbischof Christoph Franz von Hutten (1724-1729) gab es zahlreiche Steinmetze und Maurer ohne Arbeit und Brot. Darunter befanden sich auch Angehörige der Eibelstadter Familie des Steinmetzmeisters Johann Michael Hehn mit sechs Kindern, von denen drei Söhne ebenfalls das Handwerk des Steinmetzen verstanden, sowie die Familie des (Bruchstein-)Maurermeisters Caspar Zänger mit seinen Söhnen, die auch dem Vater halfen.

    Beide Familien waren jedoch in der glücklichen Lage, auf Grund persönlicher Kontakte und auf Initiative des Leibarztes von Bischof Hutten, Johann Adam Bartholomäus Beringer, seltene „Versteinerungen“, exotische Tiere und Pflanzen herstellen zu dürfen, wofür sie entlohnt wurden.

    Beringer wiederum waren diese Figurensteine willkommen, die ihm nach seiner Version ein Berg in Eibelstadt, „die großzügigste Schatzkammer von Gesteinen in Deutschland“, offenbarte. Mit ihnen wollte er, möglicherweise aus persönlichem Geltungsbedürfnis, die damalige wissenschaftliche Welt und auch den Bischof beeindrucken.

    Dahinter könnten aber auch kleinstaatlicher Lokalstolz und ein soziales Engagement für arbeitslose Steinmetze gestanden haben. Seit der ersten Veröffentlichung 1726 zu den Figurensteinen beschäftigt sich die wissenschaftliche Welt mit diesen Eibelstadter Phänomenen bis heute.

    Aber nicht nur literarisch zollt man den Lügensteinen des 18. Jahrhunderts Aufmerksamkeit. Vielmehr werden sie immer wieder nachgeahmt, so etwa kürzlich in Marok-ko.

    Auch die Eibelstadter zeigen neuerdings an ihren Figurensteinen Interesse. Deshalb entlockt Meister Ulsamer dem angeblich toten Muschelkalk erneut Krebse, Kröten, lachende Sonnen sowie fremdartige Tiere zu neuem Leben.

    Diesmal verkaufen aber die Eibelstadter die Nachfahren der Krebse und exotischen Lebewesen nicht mehr wie 1725 für schnöden Mammon nach Würzburg. Sie bleiben vielmehr in Eibelstadt und werden einen Brunnen am Heumarkt, den Lügensteinbrunnen, beleben.

    Nicht nur als kleine Figürchen an oder auf einem steinernen Becken, sondern als ansehnliche „grebs, grotten und frösch“, die aus dem toten Stein befreit wurden und sich um eine Wasserquelle tummeln dürfen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden