Daniel Düsentrieb trägt ein graues Hemd, hat wenig Haare, ist 48 Jahre alt, heißt eigentlich Babak Aschrafi und ist von Beruf selbstständiger Formbauer. Der gebürtige Iraner ist mit Ehefrau Sonja im Kissinger Gründer- und Innovationszentrum aufgetaucht und soll über seine Erfindung sprechen und was daraus geworden ist. So richtig zufrieden ist er nicht. „Ich habe noch keinen Cent verdient“, sagt er.
Eine Fliegenklatsche mit Schaufel könnte zu den Erfindungen zählen, die die Welt nicht braucht. Es könnte aber auch ein lustiger Spaß sein, ein cleveres Nischenprodukt, das von sehr vielen Leuten für einen Euro gekauft wird.
Sonja Aschrafi erzählt, dass daheim niemand die erschlagenen Mücken und Fliegen wegkratzen und in den Müll werfen wollte. Da erfand ihr Mann etwas dagegen. „Meine Tochter nimmt sie auch für Spinnen“, lacht sie.
In Babak Aschrafi lebte schon immer ein kleiner Tüftler. Im Iran baute er in den achtziger Jahren in den unsicheren Zeiten nach der Revolution auf dem Schwarzmarkt Ersatzteile für Motorräder. Vor zwanzig Jahren flüchtete er aus politischen Gründen nach Deutschland. Bei Sachs in Schweinfurt entdeckte Aschrafi effizientere Produktionsformen und bekam dafür 100 Euro Prämie. Dann machte er sich selbstständig.
„Er hat immer irgendwas im Kopf“, sagt Sonja Aschrafi zum Entdeckerdrang ihres Gatten. Doch der Entdecker hat auch ein Problem, nämlich den Vertrieb seiner Erfindungen, und das zeigt sich bei der Fliegenklatsche: „Ich bin Macher, aber kein Verkäufer. Mein Problem ist die Vermarktung. Wenn man keine Hilfe hat, ist es schwer.“ Diese Hilfe sucht Babak Aschrafi noch.
„Ich habe noch keinen Cent verdient“
Babak Aschrafi
Daniel Düsentrieb musste in den Comics nie etwas verkaufen. Er hatte nie ein Budget. Wenn er etwas Neues bastelte oder benötigte, stand ihm stets der Comiczeichner zur Seite. In der realen Welt ist es viel schwieriger. Da gibt es viele Ideen, die nie den Markt erreichen. Nur ein Fünftel der Erfindungen bekommen die Macher los, so Patentanwalt Georg Götz.
Die Wirtschaftswelt ist groß, unübersichtlich und Aschrafi fühlt sich darin sehr klein. Er hat einem Haushaltswarengeschäft in Fuchsstadt probeweise neun Fliegenklatschen abgegeben. Nach einer Woche waren acht verkauft. Er hat 120 Stück über einen Freund in Berlin abgetreten. Insgesamt hat Aschrafi rund 250 Stück unter die Leute gebracht.
Doch das sind längst noch nicht die Größenordnungen, wo Gewinne anfangen. „Ich brauche einen Großkonzern, der weltweit eine Million Stück verkauft.“
Wie viel einfacher war es da früher im Iran: „Damals hatte ich wenig Konkurrenz“, erinnert sich Aschrafi. Es gab keinen Markenschutz, keine Regeln und keine Institutionen, die aufpassten.
In Deutschland gebe es Bürokratie, Paragrafen und einen unübersichtlicher Markt. Er klagt: „Die Geschäfte wollen die Fliegenklatsche für 50 Cent kaufen und für 2 Euro verkaufen. Die wollen zweihundert bis dreihundert Prozent Gewinn machen.“
Dann packt er die bunten Fliegenklatschen wieder in den Briefumschlag. Aschrafi will es weiter versuchen. Vielleicht hat er auch bald eine neue Idee. Der Düsentrieb in ihm ruht nie wirklich. „Ein Erfinder will etwas leisten, womit die Dinge schöner werden.“