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WÜRZBURG: Elterninitiative erreicht Schutzgitter gegen Suizide an B-19-Brücke

WÜRZBURG

Elterninitiative erreicht Schutzgitter gegen Suizide an B-19-Brücke

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    Der Suizid zweier Schülerinnen hat vor einem Jahr für große Betroffenheit am Deutschhaus-Gymnasium gesorgt. Lehrer, Eltern und Mitschüler versuchten, gemeinsam mit Experten die Geschehnisse aufzuarbeiten. Eine Forderung dabei war, die rund 55 Meter hohe B-19-Brücke dauerhaft abzusichern.

    Eduard Hartmann übernahm namens der Eltern die Initiative und wandte sich an Straßenbaubehörden und Politiker. Vor allem die beiden Bundestagsabgeordneten Walter Kolbow (SPD) und Paul Lehrieder (CSU) hätten sich dafür stark gemacht, bürokratische Hürden zu überwinden, berichtet Hartmann über monatelangen Schriftverkehr.

    Das Bundesverkehrsministerium wollte keinen Präzedenzfall schaffen, stimmte letztlich aber der Errichtung von 920 Metern Schutzzaun zu und übernahm die Finanzierung der 62 000 Euro Baukosten. Hartmann dankte Kolbow und Lehrieder „im Namen aller Schüler und Eltern in Stadt und Landkreis“. Den Abgeordneten war soviel Lob beim Pressetermin an der B-19-Brücke fast ein bisschen peinlich; der Einsatz für das Gitter sei selbstverständlich gewesen. Kolbow zufrieden: „Jetzt haben wir hier einen Zaun für das Leben.“

    Beide Abgeordnete können sich derweil auch eine parteiübergreifende politische Initiative vorstellen, dem Gitter über dem Reichenberger Grund ähnliche Schutzmaßnahmen grundsätzlich auf allen Brücken ab einer gewissen Höhe folgen zu lassen. Sie entsprächen damit einem Wunsch renommierter Suizid-Experten wie dem Würzburger Psychologie-Professor Armin Schmidtke.

    „Vorbildliche Maßnahme“

    Der Vorsitzende des „Nationalen Suizid-Präventionsprogramms“ fordert schon länger, alle Brücken mit Zäunen abzusichern, um so die Zahl der Suizide zu verringern. In Bayern, sagt Schmidtke, kämen rund 70 Brücken für vergleichbare Aufbauten in Frage. Dass jetzt über dem Reichenberger Grund Schutzgitter angebracht wurden, findet der Experte „vorbildlich“. Darüber sollte deshalb auch geschrieben werden, empfiehlt Schmidtke Journalisten, die sich beim Thema Suizid eher Zurückhaltung auferlegt haben.

    Jede Maßnahme, den „schnellen Zugang zum Suizid“ zu verbauen, sei zu begrüßen, sagt der Professor. Untersuchungen hätten dies bestätigt. So sei beispielsweise die Zahl der Suizide in den neuen Bundesländern in den 90er Jahren um rund 30 Prozent zurückgegangen, nachdem die Versorger das Haushalts-Gas – analog zum Westen – entgiftet haben. Sei die Kurzschlusshandlung erst einmal verhindert, erhöhe sich die Chance, dass Hilfsangebote einen Lebensmüden doch noch erreichen.

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