Was soll man sagen? Er hat ihn verdient, diesen Preis, der ihm erst einmal die Sprache verschlug. Als er von der Auszeichnung erfuhr, sei er jedenfalls – ausgerechnet - etwas sprachlos gewesen. Und unsicher, „ob ich dieses Preises wirklich würdig bin“. Doch, doch. Wer, wenn nicht er? Wer, wenn nicht Du, lieber Kollege? Nach der Laudatio von Bernhard Sturn, dem Regionalvorsitzenden des Vereins Deutscher Sprache im Postleitzahlgebiet 97, war zum Glück auch Herbert Scheuring beruhigt und überzeugt. Er ist ein Sprachspieler, Sprachpfleger, Sprachbewahrer, und durfte sich am Tag der deutschen Sprache sorglos mit diesem Titel auszeichnen lassen. Als Vierter in der Region: Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, Würzburgs Stadtbibliotheksleiterin Hannelore Vogt und Schauspieldirektor Bernhard Stengele vom Mainfrankentheater haben den Titel in den Vorjahren getragen. Der Journalist, promovierte Germanist und Meister der Glosse und feinen Humors Herbert Scheuring habe sich dem Verein für Sprachkultur Mainfranken mit seinen Main-Post-Stückchen „Unterm Strich“ „regelrecht aufgedrängt“, würdigte Sturn. Dort, „Unterm Strich“, gebe sich Scheuring „nicht mit billiger Effekthascherei zufrieden, sondern fühlt den Dingen auf den Zahn und geht ihnen auf den Grund“. Er kritisiere „ohne zu kritikastern“, er klage an „ohne zu verletzen“. Und oft ist’s gerade die Sprache – oder besser: die Un-Sprache, unsere Sprachschlampereien und sprachlichen Marotten – die der Kollege aufs Korn nimmt. Was er da herauspoliert, zerlegt, entlarvt, decke sich blendend „mit der Zielsetzung unseres Verein“, sagt Sturn. Zum Beispiel Sprachbewusstsein zu schaffen, den unkritischen Gebrauch von Anglizismen zu hinterfragen. „Damit stärkt er den Wunsch nach verständlichem und ausdrucksstarkem Deutsch und führt so die sprachverdrängende Schwafelei ins Lächerliche“. Frank Weichhan und Regina Krömer, Main-Post-Kollegen, brachten – falls es einen letzten Beweis für seinen gepflegten, klugen Umgang mit Sprache gebraucht hätte – Kostproben von Herbert Scheurings „Strichen“, wie die Glossen im Redaktionsjargon heißen, zum Besten. Schauspieler und Kulturpreisträger Boris Wagner tauchte mit Schiller in die Sprache ein, Sopranistin Juliane Gredmaier sang, begleitet von Ilse Herrle-Urbuteit am Klavier, deutsche Lieder. Und der Preisträger selbst? Stöhnte augenzwinkernd über die viele Arbeit, die er als Sprachbewahrer 2008 den Rest des Jahres hat: „Die deutsche Sprache verfügt über rund 350.000 Wörter, da habe ich als Sprachbewahrer einiges zu tun. 350.000 Wörter beisammen zu halten, kostet Zeit und Nerven.“ Gestand, dass er überhaupt nichts gegen englische Wörter hat, England geradezu liebt. Nur in Deutschland mag er lieber Hingucker statt „eyecatcher“, er will kein Designerfood essen, und wo man Rad fahren kann, will er nicht „biken“ müssen. Die Mehrheit der Bevölkerung bekomme Anglizismen wider Willen, ungefragt übergestülpt – „von Wichtigtuern, von Medienvertretern, die alles ungefiltert nachplappern, sowie von Werbetextern, die offensichtlich nicht mehr ganz bei Trost sind“. Apropos Medien. Der Verein Deutsche Sprache traf die Wahl nicht ohne Hintergedanken: „Wir hoffen dadurch, einen Vorkämpfer für deutsche Sprachkultur in der Redaktion der Main-Post gestärkt und gewonnen zu haben“, meinte Bernhard Sturn. Und er meinte wohl, nicht nur „unterm Strich“.
WÜRZBURG