Die Idee dazu kam vom Mitbetreiber und Heizungsbaumeister Martin Engert. Damals wollte sein Nachbar eine Heizung in sein Haus installieren, hatte jedoch keinen geeigneten Platz dafür. Kurzerhand bot der Heizungsfachmann, der gerade eine Heizung in seinem Haus einbauen wollte an, sich bei ihm mit „anzuhängen“. Daraufhin zeigten noch zwei weitere Anwohner Interesse. So entstand zunächst der Plan, in einem Nebengebäude des Bauernhofes von einem der vier Teilnehmer eine Ölheizung zu bauen.
Doch es sollte ganz anders kommen. Warum eigentlich teures Öl verheizen, wenn alternative und klimaunschädlichere Brennstoffe zu haben sind, fragten sich die vier. o begannen 1996 die Planungen für eine Anlage, die mit alternativen Energien befeuert werden sollte. Um in der Genuss von Fördermitteln zu kommen, mussten sich die vier Familien zunächst einmal in einer Gemeinschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) zusammenfinden. Der Name war Programm. „Besseres Energiekonzept Hopferstadt“.
Nach der Planungszeit begannen die vier Mitglieder mit dem Bau der Anlage, der sich über ein weiteres Jahr hinzog. Zu allen Abnehmern wurden isolierte Kunststoffleitungen für den Wärmetransport verlegt. Einen Heizkessel der speziell für die Verbrennung von Hackschnitzeln konzipiert war, und nach den Wünschen von Engert noch modifiziert wurde, fand die Gemeinschaft bei der Firma Ökotherm in Hirschau, die inzwischen insolvent ist.
Für das gesamte Projekt waren bei der Beantragung der 30-prozentigen staatlichen Förderung, das Programm hieß „Offensive Zukunft Bayern“, 120 000 Mark angesetzt. Während dieser Betrag von staatlicher Seite für unrealistisch gering eingeschätzt wurde, schafften es die Hopferstadter durch viel Eigenleistung und konsequente Einfachheit der Anlage, mit 85 000 Mark auszukommen. Anders als bei vergleichbaren Projekten wurde auf teure Wärmetauscher in den Häusern verzichtet. Eine einzige Umwälzpumpe bringt das warme Wasser vom Heizkessel zu den Heizkörpern der angeschlossenen Häuser.
Kürzlich interessierte sich auch eine größere Gruppe von hessischen Land- und Forstwirten für die erste Hopferstadter Nahwärmeheizung... In Begleitung von Andre Schwenker und Volker Lenz vom Deutschen BiomasseForschungsZentrum in Leipzig bereisten sie Bayern, um einige ausgesuchte Biomasseheizungen zu besichtigen. Sie waren von der Initiative der Hopferstatter sichtlich beeindruckt. Dafür sprechen auch die Zahlen der Anlage.
Pro Jahr spart sie den Betreibern 18 000 Liter Heizöl. Dafür werden 220 Kubikmeter Hackschnitzel verfeuert. Dabei ist der Vorteil durch die nachwachsenden Rohstoffe beträchtlich. Die CO?-Einsparung beträgt 55 Tonnen pro Jahr.
Natürlich interessierten sich die Gäste aus Hessen auch für die Kosten für den laufenden Betrieb und die angefallenen Störungen und Reparaturen. Auch hier gehen die Hopferstadter ungewöhnliche Wege. Denn hier wird alles selber erledigt, was die Kosten niedrig hält. Das fängt bei der Wartung des Kessels an. Nur viermal im Jahr muss der 250 Liter fassende Aschekasten, auch ein Eigenbau, geleert werden. Jeweils zwei Mitglieder der Gemeinschaft sind jahresweise abwechselnd für die Beschaffung des Heizmaterials zuständig. Störungen an der Heizung standen in den ersten Jahren öfter an, da ist der Heizungsbauer ganz ehrlich. Die letzten Jahre lief die Anlage aber problemlos. Lediglich die Beschickung des Ofens mit den Hackschnitzeln wurde im vergangenen Jahr umgebaut. Die vorherige Konstruktion aus Winkeleisen, Gelenken, Federn und Ketten hatte sich als zu störanfällig erwiesen. Bei einem Hersteller von Beschickungssystemen fanden die vier Hopferstadter eine einfache Lösung, die mit vier langen Armen aus Federstahl auskommt. Die schaffen jetzt den Brennstoff aus den 40 Kubikmeter fassenden Vorratsbunker in die Förderschnecke zum Brennraum. Inzwischen haben sich schon weitere Bürger des Ochsenfurter Ortsteils für den Anschluss an die Anlage angemeldet. Denn für einen oder zwei zusätzliche Abnehmer reicht die Heizung noch aus.