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WÜRZBURG: 125 Jahre Lebensmittelkontrolle

WÜRZBURG

125 Jahre Lebensmittelkontrolle

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    Die Durchführung war jedoch aufgrund  des mangelhaften Wissensstandes äußerst unvollkommen, wenn auch zum Teil drakonische Strafen verhängt wurden. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnte sich die Nahrungsmittelchemie entwickeln, als ihre Mutter, die reine Chemie, die Zweige der angewandten Chemie aufblühen ließ. Pharmazeutische Chemiker schufen durch die Untersuchung pflanzlicher Drogen, physiologische Chemiker durch Erforschung der tierischen Sekrete, Agrikulturchemiker durch das Studium des Pflanzen- und Tierwachstums die Grundlagen der Nahrungsmittelchemie. Auf Justus von Liebig (1803-1873) sind die Gründungen von landwirtschaftlichen Versuchsstationen zurückzuführen. Sie sind die ältesten Stätten nahrungsmittelchemischer Forschung.

    Bereits drei Jahre vor der Gründung der landwirtschaftlichen Versuchsstation in Münster, einer der Wirkungsstätten des großen Nahrungsmittelchemikers Dr. Josef König, wurde in Würzburg 1868 die „Versuchsanstalt des unterfränkischen Weinbauvereins“ und des „Landwirtschaftlichen Vereins für Unterfranken“ gegründet. Die Leitung dieses landwirtschaftlichen Laboratoriums wurde Dr. Hilger, dem früheren I. Assistenten am Chemischen Laboratorium der Würzburger Universität übertragen, der ein Privatlaboratorium eingerichtet hatte.

    Wichtiges Gesetzt von 1879

    Die entscheidende gesundheitspolitische Maßnahme war ein Reichsgesetz vom 15. Mai 1879, das die „chemisch-technische Untersuchung und Beurteilung von Nahrungs- und Genussmitteln sowie Gebrauchsgegenständen“ vorschrieb.

    Anfang März 1881 reichte die Regierung von Unterfranken dem Ministerium eine Petition ein, in der der unterfränkische Weinbauverein – unter Leitung von Dr. List – bat, die Versuchsanstalt zu Würzburg als öffentliche Untersuchungsanstalt anzuerkennen, da die steigende Anzahl der Lebensmitteluntersuchungen ohne Anstellung eines Assistenten nicht mehr zu bewältigen sei. Amts- und Landgericht Würzburg hatten in den ersten vier Monaten des Jahre 1881...   ...aufgrund des Lebensmittelgesetzes Geldstrafen in eine Höhe von insgesamt 2900 Mark ausgesprochen; Beträge, die der Versuchsanstalt zugute kommen sollten.

    Das Königliche Staatsministerium des Innern entschied sich am 1. März 1884, die „Königliche Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genussmittel zu Würzburg“ nicht Anschluss an die bestehenden Laboratorien, sondern an das Institut für Chemische Technologie der Universität Würzburg anzugliedern. Gleichzeitig und gleichrangig wurde in München, Erlangen und Speyer weitere Anstalten errichtet. 1937 wurde die „Staatliche Chemische Untersuchungsanstalt Würzburg“ von der Einflusssphäre der Universität gelöst und unterstand damit direkt dem Bayerischen Staatsministerium des Innern.

    Nach dem 2. Weltkrieg begann für die „Staatliche Chemische Untersuchungsanstalt Würzburg“ eine völlig neue Ära. Das Gebäude in der Koellikerstraße 2 – mitten im Botanischen Garten – in dem die Untersuchungsanstalt untergebracht war, wurde am 16. März 1945 ein Raub der Bomben und Flammen. Eine Zwischenlösung bot eine notdürftige Unterkunft im Bau 5 des Luitpoldkrankenhauses für ein Laboratorium, in dem mit wenig geretteten und geliehenen Geräten die in dieser Zeit so wichtige Lebensmittelüberwachung durchgeführt wurde. Ein Kellerraum – „verseucht mit Kakerlaken und anderem Ungeziefer“ – diente der Unterbringung von Verwaltung und Weinkontrolleur.

    1951 Umzug in den Roten Bau

    Ab Mai 1947 übernahm Dr. Helmut Bieber die Amtsgeschäfte der Anstalt. Die Lebensmittelüberwachung war neu aufzubauen und zu intensivieren; die Weinuntersuchungen nahmen ein kaum zu verkraftendes Ausmaß an. Bieber gelang es, beim Staatsministerium der Finanzen den Wiederaufbau des „Roten Baues“ (Theaterstraße 23) zu erwirken. Am 27. Juni 1951 zog die Untersuchungsanstalt in die zum Teil erst halbfertigen Diensträume in der Theaterstraße 23 um. Schutträumung, die Klärung der Besitzverhältnisse sowie die drohende Einstellung der Bauarbeiten wegen fehlender Finanzen, waren zu bewältigen.

    Bereits Ende der 50er und in den 60er Jahren...   ...fanden die Arbeiten an der „Staatlichen Chemischen Untersuchungsanstalt Würzburg“ – insbesondere auf dem Gebiet der Weinchemie durch Dr. Rebelein – breite internationale Anerkennung.

    Inzwischen war die Aufgabe des Muttergebäudes „Roter Bau“ und dessen Übergabe an das „Staatliche Gesundheitsamt“ (bisher in „Untermiete“) beschlossene Sache. Teile der Anstalt zogen im 1959 in den Neubau in der Luitpoldstraße 1 um.

    Im Jahre 1974 wurden die Chemischen Untersuchungsanstalten in Bayern mit den bestehenden bakteriologischen und tiermedizinischen Untersuchungsanstalten zu zwei Landesuntersuchungsämtern (LUA) für das Gesundheitswesen Nordbayern und Südbayern mit je einem Präsidenten in Erlangen und Oberschleißheim verschmolzen. Dies bedeutete gleichzeitig das Ende der Zuständigkeit des Chemischen Untersuchungsamtes Würzburg für den Schutz ausschließlich der unterfränkischen Verbraucher auf allen Lebensmittelsektoren.

    Aufgaben gingen nach Erlangen

    Der Tod von Dr. Bieber und Dr. Rebelein im Jahre 1975 war für das Amt ein großer Verlust. Unter dem neuen Amtsleiter stellte sich immer mehr heraus, dass die Würzburger Dienststelle nach und nach Sachgebiete (Backwaren, Süßwaren, Milch und Milcherzeugnisse) nach Erlangen abgeben sollte. Demnach sollte der seit 100 Jahren bestehende Verbraucher-schutz in Unterfranken auf eine „Weinuntersuchungsstelle“ reduziert werden.

    1982 übernahm ein neuer Amtsleiter die Dienstgeschäfte, der seit dem Jahr 1961 am „Chemischen Untersuchungsamt Würzburg“ gearbeitet hatte und den Fortbestand unbedingt sichern wollte. Zunächst war eine Reihe von Umbaumaßnahmen bei den Räumen der „Staatlichen Bakteriologischen Untersuchungsanstalt“ Luitpoldstraße 1 erforderlich, um diese auf die dringendsten Bedürfnisse eines „Chemischen Untersuchungsamtes“ zuzuschneiden. Auch mussten Parkplätze für das Personal gefunden werden, was durch Ankauf der Zufahrtsstraße erreicht wurde.

    Schließlich wurde am 18. Februar 1993 das Richtfest für den Um- und Erweiterungsbau in der Luitpoldstraße 1 gefeiert. Bei den Einweihungsfeierlichkeiten am 20. März 1995 galt der Dank insbesondere der damaligen Staatsministerin Barbara Stamm für deren Einsatz für den Fortbe-stand des Landesuntersuchungsamtes in Würzburg. Lebensmittelüberwachung und Verbraucherschutzes im nordbayerischen Raum waren damit gesichert. *•Autor Dr. Konrad Hildenbrand war von 1982 bis 1995 Amtsleiter der Außenstelle Würzburg des Landesuntersuchungsamtes Nordbayern.

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