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WÜRZBURG: Ein Würzburger verfasste Gedichte auf Englisch

WÜRZBURG

Ein Würzburger verfasste Gedichte auf Englisch

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    Nachdem er in seiner Junggesellenvilla im Leutfresserweg 6, in der er als begeisterter Kunstsammler bedeutende Objekte vor allem aus der Barockzeit angehäuft hatte, einige Stabbrandbomben entfernen konnte, so dass seine Schätze unversehrt blieben, musste er ohnmächtig den Untergang der Stadt mitansehen.

    In den fünf Strophen seines Gedichts „O Würzburg an dem Maine“ preist er die Schönheit seiner Heimat, ihre großen Künstler Heumann und Riemenschneider, die berühmten Weine, denen er, wie auch der fränkischen Küche, Zeit seines Lebens zugetan war. Zuletzt beklagte er das furchtbare Schicksal der Stadt.

    Das haben viele Schriftsteller und Chronisten in ähnlicher Form getan. Erwin Zänglein schrieb jedoch eine Parallelfassung in englischer Sprache:

    O Würzburg an dem Maine,/ Du wundervolle Stadt./ Auf Erden gibt es keine,/ Die gleiche Schönheit hat! Oh Würzburg, on the Main, aye/ So wonderful a town!/ there's none on earth that equals you/ In beauty und renown!

    In der englischen Fassung der letzten Strophe richtet er einen Hilferuf an die ganze Welt:

    O weh, du Wunderbare/ Der Städte Königin./ Es warf dich auf die Bahre/ Ein furchtbar Feuer hin./ Verbrannt, zerrissen und zerfetzt!/ Die Hölle ließ sich nieder/ In deinen Mauern, doch zuletzt/ Hat dich der Herrgott wieder. Alas, my native City,/ Once Queen among the towns,/ Was broken, it's a pity,/ To ruins, and abounds/ In ghastly aspects, gruesome views!/ O world, bestow compassion/ On her and her forsaken crews,/ O help in noble fashion!

    Den Krieg in seiner Grausamkeit hätte Zänglein als früh Gezeichneter bereits lange zuvor erlebt. Nach dem Abitur 1913 am Alten Gymnasium war er am 3. August 1914 eingezogen worden und nach schweren Verwundungen in englische Kriegsgefangenschaft geraten, aus der er im Januar 1919 entlassen wurde.

    Er konnte dann das Studium der Germanistik und Anglistik fortsetzen und 1921 abschließen, um nach der pädagogischen Ausbildung ab 1923 an verschiedenen Würzburger Schulen zu unterrichten, zuletzt am Realgymnasium, dem heutigen Siebold-Gymnasium. Im Dezember 1958 wurde er in den Ruhestand versetzt, doch bereitete ein früher Tod am 28. Dezember 1960 seiner Tätigkeit des Sammelns und Schreibens ein Ende.

    Warum schrieb Erwin Zänglein Verse auch in englischer Sprache? Einmal durch seine intensive Beschäftigung mit der englischen und amerikanischen Lyrik des 19. Jahrhunderts während seines Studiums; dann durch die Kriegsgefangenschaft in England; vor allem aber durch seine Kontakte zu den USA, wo vier Brüder lebten. Bis zu seinem Tod stand er in Verbindung mit der Taylor University in Colorado Springs, deren Gründer William Marcus Taylor er ein in englischer Sprache verfasstes Gedicht widmete.

    Bereits 1922 hatten er in einem „Sonnet to Peace“ seine Friedenssehnsucht ausgedrückt. Jetzt, 1945, sieht er im Bombenhagel die Häuser bersten und Menschen als lebende Fackeln umherirren...

    The bombers came, the bombs did fall/ In fright the city trembled all./ O twenty minutes! Burning crashed/ The houses, churches, porches./ And childern, mothers, all were smashed/ or killed as living toches ...

    Wie komme ich dazu, über Zänglein und seine Gedichte in englischer Sprache zu schreiben? Der Name war mir schon in jungen Jahren geläufig, denn der Gymnasiallehrer war Pfleger einer intelligenten Dohle namens „Jakob“, die in der Stadt allerlei Streiche vollführte, von denen Zänglein auf der Jugendseite des „General-Anzeigers“ genüsslich berichtete.

    Dann kam ich im Frühjahr 1938 auf die Oberschule am Rennwegerring (heute Riemenschneider-Gymnasium), wo er Englisch, Deutsch und Geschichte unterrichtete. Vor allem als Englischlehrer blieb er mir in angenehmster Erinnerung, denn nur allzu leicht ließ er sich als der geborene Geschichtenerzähler von uns Lausbuben dahin manövrieren, eher von seiner Kriegsgefangenschaft, Würzburger Originalen und vor allem seinem Jakob zu erzählen, als uns mit den Tücken des „present perfect“ vertraut zu machen.

    Im Frühjahr 1952 war er einige Monate dienstunfähig. So vertrat ich ihn in zwei Englisch-Klassen am Alten Gymnasium während meines Referendariats. Nachdem er endgültig zum Realgymnasium zurückgekehrt war, war ich ihm als sein junger Kollege bei der Herausgabe seiner insgesamt sechs Gedichthefte behilflich, deren Titelblätter von Kurt Weber und Joachim Schlotterbeck gestaltet wurden. Zwei davon enthalten ausschließlich Gedichte in englischer Sprache: „Tom Lee – English Poems“ und „Mother's Eyes“. Unsere damaligen Assistenten John Thomson und Derrick Owen schrieben ihm Vorworte.

    Am eindruckvollsten hat der Dichter die Stimmung und Wünsche meiner Generation in seinem bedeutenden Gedicht „The great stop 1945“ ausgedrückt. Wohl sind die Streitigkeiten des Mittelalters vorbei, doch das Ungeheuer der blutigen Kriege, der Kriegsgott Mars in Begleitung von Hass, stürzt immer noch die Völker ins Verderben.

    Come, Peace, and touch this monster with thy bough,/ Shout unto him one word, thy magic 'Stop'./ And make him fall and burst to dust and pieces./ Then, Peace, dispel the rest of murderous thoughts/ And do away with hate and armament./ Sit on the throne and rule the world with love/ Thine be the noblest task: World Government!

    Hier meine Übersetzung:

    Komm, Friedensengel, und berühr' mit Deinem Zweig dies Ungeheuer./ Ruf ihm ein Wort zu. Dein magisches 'Halt!'/ Und lass es stürzen und in Staub zerfallen,/ Dann, Frieden, lösch aus das übrige mörderische Denken/ Und mach Schluss mit Hass und Rüstungsplänen/Nimm ein den Thron, regier die Welt mit Liebe/ Du sollst die edelste Aufgabe haben: Weltregierung!

    Der Autor Otto Anton Schmidt wurde 1927 geboren; er ist Diplom-Dolmetscher und Oberstudiendirektor im Hochschuldienst i.R. Schmidt arbeitete bis 1983 als Neuphilologe am Realgymnasium (heute Siebold-Gymnasium), anschließend als Fachdidaktiker bis 1993 am Institut für Romanische Philologie der Universität Würzburg. Bekannt wurde er auch als Gerichtsdolmetscher, Übersetzer zahlreicher Bücher und Verfasser von Chroniken, Fachvorträgen und einer Autobiografie.

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