Einst schützte der im 14. Jahrhundert erbaute Stegenturm vor Angriffen am Zulauf des Zwischengemäuerbachs durch die Stadtmauer. Später versank das historische Gebäude im Dornröschenschlaf – und auch im Taubendreck! Vor einiger Zeit fiel der Startschuss für die Sanierung. In einigen Jahren soll der Turm in neuem Glanz erstrahlen.
An dem Projekt sind die Fachabteilung Hochbau der Stadt und der Verein „Bauhütte Alt-Heidingsfeld“, eine Tochterorganisation der Bürgervereinigung, federführend beteiligt. Das finanzielle Fundament der Maßnahme bilden die 25 000 Euro, die vom Bezirk Unterfranken im Jahr 2006 als Förderpreis zur Erhaltung historischer Bausubstanz an die Stadt geflossen sind. „Dafür bin ich heute noch dankbar“, sagt Jochen Ohlhaut, Erster Hüttenmeister des Vereins, und erinnerte an den Einsatz des früheren Sozialreferenten der Stadt und Bezirksrat Peter Motsch.
Hier wohnte die Hebamme
Der Name „Turm am Steg“ bezieht sich auf das sich über den Bach erstreckende „Döle“. Früher wohnte in dem Stegbauwerk die Hebamme der Stadt Heidingsfeld. Mittlerweile trifft sich darin die Künstlergilde Hetzfelder Flößerzunft. Ohlhaut informiert, dass der rund 16 Meter hohe Stegenturm eine wichtige Rolle im Verteidigungskonzept spielte, weil man das Anrücken der Feinde frühzeitig erkennen konnte.
In der Bombennacht des 16. März 1945 wies die Feuerwehr den Stegenturm vielen Anwohnern aus den umliegenden Gassen als Zufluchtsstätte zu. Im Lauf der Zeit geriet das historische Gemäuer in Vergessenheit, obwohl im Jahr 1964 ein Dach zum Schutz angebracht wurde. Weil die Schießscharten und Öffnungen nicht durch Fensterscheiben geschlossen waren, hat sich das einst so stolze Gemäuer in eine florierende Herberge für Tauben verwandelt.
Beim Auftakt der Sanierung, die sich wohl über Jahre hinziehen wird, musste zunächst ein mehrere Meter hohes Gerüst errichtet werden, um hineinzugelangen. Ebenerdig ist das unmöglich, weil es keine Treppe gibt. Bei der Eroberung der ersten Etage zogen sich die fleißigen Helfer der Bauhütte Alt-Heidingsfeld Ganzkörper-Arbeitsanzüge und Atemschutzmasken an und beseitigten in einem rund sechsstündigen Einsatz mehr als drei Kubikmeter Schutt, Dreck und Taubenkot. Über Flaschenzüge ließen sie die gefüllten Eimer zu Boden und füllten den Abfall dann in Säcke. Diese wurden als Sondermüll ordnungsgemäß entsorgt.
Fort mit dem Taubendreck!
„Unser wichtigstes Ziel ist zunächst, die vorhandene Bausubstanz vor Witterungseinflüssen und Tauben zu schützen“, betont Ohlhaut. Deshalb steht die Schließung der Öffnungen an erster Stelle. Im Lauf der Zeit wird eine Wendeltreppe bis unters Dach errichtet. Nach der Sanierung könnte der Stegenturm für kulturelle Zwecke – unter anderem als Ausstellungsort – dienen, keinesfalls aber als Vereinsdomizil, so Ohlhaut. „Wenn wir nicht unsere Bereitschaft zur Mitarbeit erklärt hätten, würde der Turm wahrscheinlich weiter vor sich hingammeln“, vermutet der Erste Hüttenmeister.
Nach dem Wegräumen des Drecks stehen die Vermessung sowie eine Bestandsaufnahme des Turms an. Geplant ist dabei das Hinzuziehen von Studierenden der Fachhochschule im Rahmen einer Seminararbeit. Victor Heck, Vorsitzender der Bürgervereinigung, machte darauf aufmerksam, dass sich schon bisher eine Reihe von Sponsoren an der Aktion beteiligten: die Firma Elektro Ziegler bei der Herstellung des Stromanschlusses; die Firma Trageser für die Bereitstellung und Errichtung des Gerüsts; die Firma Storch bei der Aufgrabung für den Stromanschluss; Die Firma Fischer stellte Schutzausrüstungen und ist für die Entsorgung des Sondermülls zuständig.