Jeden Donnerstag hat er Bürgersprechstunde. Doch wer von den Bürgern ahnt schon, dass genau dort, wo heute das Büro des Rathauschefs ist, der kleine Peter Stichler unterrichtet wurde. Und genau dort, wo er heute hinter dem Schreibtisch sitzt, stand er des öfteren in der Ecke. „Da wurde ich vom Pfarrer für meine vorlauten Bemerkungen hin verwiesen“, erinnert sich Peter Stichler – ein richtiger Läushämmel eben.
Zum Klassensprecher sei er oft gewählt worden und dies zeichnet seinen späteren Lebensweg wohl schon damals auf. Seit 1994 leitet er als Bürgermeister von Höchberg die Geschicke der Gemeinde und ist auch sonst recht umtriebig. An diesem Dienstag feiert er 60. Geburtstag und es kommt ihm so gar nicht in den Sinn, sich auf ruhigere Zeiten einzustellen. Im Gegenteil: Am 19. Januar lässt er sich zum vierten Mal als Bürgermeisterkandidat nominieren.
Geboren wurde Peter Stichler am 20. Dezember 1951. Aufgewachsen ist er in einfachen Verhältnissen – der Vater Eisenbahner, die Mutter Hausfrau – in der Kister Straße, gleich neben dem Gasthaus Adler. „Noch heute gehe ich da gerne hin“. Vom Adler kommt auch seine Vorliebe für Kotelett mit Kartoffelsalat.
1966 beginnt Stichler eine Lehre als Offsetdrucker bei der Main-Post an. Von da aus wechselt er zu mehreren Druckereien in Würzburg und Stuttgart. 1979 wechselt er als Anzeigenverkäufer zur „Kleinen Zeitung“ der Main-Post und prägt zehn Jahre lang mit pfiffigen Ideen deren Erscheinungsbild.
Seit 1976 ist er mit Frau Elli verheiratet. Die beiden Töchter Nicole (30 Jahre) und Simone (26 Jahre) verlangen ebenso seine Aufmerksamkeit wie die zahlreichen Hobbies, die der gesellige Peter Stichler ausübt. An erster Stelle kommt da der Fußball. Für ein Prominenten-Fußballspiel konnte Stichler den unvergesslichen Uwe Seeler und dessen Traditionself nach Höchberg bringen. „Das war einzigartig“, blickt er stolz auf diesen Coup zurück.
Engagiert ist er aber auch im Festausschuss, beim Tennis und bei der Organisation des Faschingszuges. Kein Wunder also, dass er 1984 für die SPD-Fraktion in den Gemeinderat gewählt wird und es bereits 1990 zum zweiten Bürgermeister schafft. 1989 wechselt er zum Schimmel-Verlag und wird zu 50 Prozent Gesellschafter beim Würzburger Anzeigenblatt „WOB“. „Eine tolle Zeit“, blickt er etwas wehmütig zurück, hatte er doch seinerzeit überhaupt nicht den Posten als Bürgermeister auf dem Plan. Doch als Werner Hilleke 1994 aus Altersgründen nicht mehr antreten kann und den jungen Genossen Stichler fragt, sagt dieser zu – und wird prompt mit 64 Prozent zum Rathauschef gewählt.
Seitdem gilt Stichlers Einsatz der Gemeinde. Mit Leib und Seele setzt er sich für die Belange der Bürger ein, gratuliert – sofern es seine Zeit erlaubt – persönlich bei Jubiläen und debattiert mit dem Gemeinderat bis zum Äußersten – stets das Ziel im Auge. „Ich blicke niemals zurück, sondern immer nach vorne“, charakterisiert er sich. Das sei seine Stärke. Ebenso wie die Tatsache, dass er nicht nachtragend sei. Eine heiße Diskussion empfinde er wie eine Schlacht auf dem Fußballfeld: „Kampf ja, aber danach muss man mit dem Gegner wieder ein Bier trinken können.“ Gespannt sei er auf die kommende Bürgermeisterwahl am 11. März 2012. Bislang hat sich mit Walter Feineis von den Grünen ein Gegenkandidat angekündigt.
„Die Gemeinde möchte ich so aufstellen, dass sie wettbewerbsfähig bleibt. Dazu trägt hoffentlich die Ortskernsanierung bei, um den Einzelhandel und die ärztliche Nahversorgung zu stärken.“ Ganz besonders liegt ihm aber auch eine glückliche Lösung für den Hexenbruch am Herzen. „Schließlich leben in diesem Ortsteil 4000 Menschen, die ebenso wie im Altort vernünftige Einkaufsmöglichkeiten erhalten sollen.“
Entspannung von allem Trubel findet er gemeinsam mit seiner Frau beim monatlichen Treffen mit dem KCUH. „Das ist unser gemeinsamer Kegelclub ums Haar“, bemerkt er spitzbübisch und verrät, dass dieser Freundeskreis noch niemals gekegelt hat. Vielmehr ginge es ums Klönen und ein gepflegtes Bierchen trinken mit einem seiner ältesten Freunde aus der Schulzeit.