Er steht nicht gern im Mittelpunkt. Lieber wirkt er im Hintergrund – da aber wie ein Fels in der Brandung. Walter Clement, Ehrenbürger von Höchberg, feiert an diesem Mittwoch 85. Geburtstag und wen wundert's: „Da bin ich nicht zu Hause. Ich fahre in den Urlaub, damit ich dem Rummel aus dem Weg gehe“, verrät er beim Neujahrsempfang der Gemeinde. Zurückhaltend, freundlich und ruhig – so kennen ihn die meisten in Höchberg. Sein Wirken aber hat dennoch tiefe Spuren hinterlassen – vor allem in der SPD und in der Turngemeinde.
Geboren ist Walter Clement am 11. Januar 1927. Nach seiner Schul- und Ausbildungszeit war er bis zu seiner Pensionierung bei der Regierung von Unterfranken beschäftigt. Seine erste Begegnung mit einem SPD'ler war bereits 1948, als er in der Turngemeinde Höchberg den damaligen Vorsitzenden und Bürgermeister Ernst Keil kennen lernte. Dieser war schon damals in der SPD aktiv. Walter Clement, zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre jung, kam durch ihn in die Vorstandschaft der TGH – und prägte ihn auch politisch. Neben Ernst Keil war es aber vor allem Willy Brandt, der Clement schließlich dazu brachte, 1966 dem Höchberger SPD-Ortsverein beizutreten. Noch im selben Jahr kandidierte der damals 39-Jährige auf der SPD-Liste für den Gemeinderat. Diesem Gremium gehörte er bis 1990 an. Davon war er von 1972 bis 1978 zweiter Bürgermeister und 16 Jahre Fraktionsvorsitzender der Gemeinderatsfraktion. Bei allen Wahlen hatte er das beste Ergebnis aller Kandidaten.
Sein Wissen und Rat war auch im Kreistag über 18 Jahre, bis 1990, gefragt. Er selbst nennt seine größten kommunalpolitischen Erfolge zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Werner Hillecke: Den Erhalt der Selbstständigkeit Höchbergs 1972 – im Zuge der Gebietsreform war geplant, Höchberg an die Stadt Würzburg anzugliedern; den Bau des Mainlandzentrums; die Umgehungsstraße B8/B27, den Bau des Lamm-Komplexes und des neuen Friedhofes sowie die Errichtung einer gemeindlichen Bibliothek und die Ausweisung des Gewerbegebietes. „Walter Clement war Hilleckes rechte Hand. Der hat ihm immer den Rücken frei gehalten“, erinnert sich Bürgermeister Peter Stichler. Für ihn sei Walter Clement nicht nur ein Vorbild als Kommunalpolitiker, sondern auch ein väterlicher Freund, der ihm hin und wieder auf die Finger geklopft habe, wenn er als junger Gemeinderat übers Ziel hinausschoss. „Ich bin sehr stolz darauf, dass er noch heute ein guter und loyaler Ratgeber für mich, die Fraktion und die gesamte Partei ist“, so Stichler.
Bei allem Erfolg musste Clement aber auch Enttäuschungen hinnehmen. Zwei davon trafen ihn besonders hart: Zum einen als er 1978 nicht mehr zum zweiten Bürgermeister gewählt wurde – trotz der meisten Stimmen. Zum anderen, dass im Jahr 2000 vier Mitglieder die SPD-Fraktion verließen und ihre eigene Partei – die Höchberger Liste – gründeten.
1990 schied Walter Clement aus dem Gemeinderat aus, gründete aber beim SPD-Ortsverein die heute noch aktive Gruppe „60 plus“, die er elf Jahre als Vereinsvorsitzender führte.
Auch in der Turngemeinde weiß man, was man an Clement hat. Von 1971 bis 1974 war er Vorsitzender des Vereins und ist mittlerweile Ehrenvorsitzender wie auch Ehrenmitglied. Zudem wirkte er beim Verschönerungsverein, der Feuerwehr und vielen anderen Verein aktiv mit. Ein Engagement, das nicht unbeachtet blieb: 1987 erhielt er den Verdienstorden der Bundesrepublik von seinem damaligen Chef der Regierung von Unterfranken, Dr. Franz Vogt. Im Jahr 1992 erhielt er die Silberne Verdienstmedaille der Gemeinde Höchberg und 1996 wurde er zum Ehrenbürger der Kommune ernannt. Im selben Jahr erfolgte die Ernennung zum Ehrenmitglied der Höchberger SPD.
Familiäre Unterstützung fand er stets bei seiner Frau Rosa, die im November 2005 starb. Trost fand er bei seinen beiden Kindern und den zwei Enkelkindern sowie bei Freunden.