Der Markt sucht eine neue Ortsmitte. Der jetzige Marktplatz kann diese Aufgabe nicht erfüllen. Dort quält sich täglich eine nicht enden wollende Autoschlange durch den Ort. Zur weiteren Planung der neuen Ortsmitte, die im Wesentlichen den Bereich Hofstraße einbezieht, wurde ein Architektenworkshop durchgeführt.
Bei diesem Verfahren, das Anfang Mai stattfand, hatten Mitglieder des Gemeinderates und Bürger die Möglichkeit, sich mit Mitarbeitern von Architektenbüros auszutauschen. Mit dabei waren die Architekten Franke und Messmer aus Emskirchen, die Arbeitsgemeinschaft Kaiser + Juritza, Landschaftsarchitekten und Hetterich Architekten aus Würzburg, das Büro für Architektur und Städtebau Dr. Hartmut Holl aus Würzburg, Hofmann-Keicher-Ring Architekten und arc grün Landschaftsarchitekten aus Würzburg.
Postgebäude abbrechen
Zentrale Frage ist für die Rimparer, soll das alte Postgebäude abgebrochen werden. Die Vorentwürfe der Architekturbüros wurden in der Aula der Maximilian-Kolbe-Schule präsentiert. Erste Erkenntnis: Die Ergebnisse der Architekten ähneln sich. Der Abriss des Postgebäudes ist die Voraussetzung für die Schaffung eines neuen zentralen Ortes in Rimpar. Die Sanierungskosten für das Postgebäude aus den fünfziger Jahren liegen bei etwa 1,5 Millionen Euro, also höher als bei einem Neubau mit gleichem Standard.
Die Architekten haben die vom Bürgermeister, dem Gemeinderat und den Bürgern eingebrachten Wünsche, wie die Option einer Bühne für Veranstaltungen, einen Kleinkindspielbereich, Wasserfontänen, öffentliche Sitzbereiche auf dem Platz, eine fußläufige Verbindung in den Ort und die Verbindung zur Pleichach in ihre Überlegungen eingearbeitet. Auch das Niederhofer Tor, das vor Jahren abgebrochen und eingelagert ist findet bei den meisten Vorentwürfen einen Platz. Meist im Bereich der geplanten Parkplätze in der Niederhoferstraße.
Parkscheune
Die Parkplätze könnten in Anlehnung an die Rimparer Maurertradition mit einer Natursteinmauer eingefasst werden, in die das Tor integriert wird. Ein Büro präsentierte die Variante mit Parkscheune, die auf zwei Ebenen Platz für 47 Fahrzeuge bieten und in die auch ein öffentliches WC und eine Infostelle eingebaut werden könnte. Die Scheune wäre bei Bedarf auch für Märkte oder bei einem Fest als Zelt nutzbar.
Als ungünstig für eine gute Verbindung von Parkplatz und dem neu zu gestaltendem Platz in der Hofstraße wird von den Architekturbüros das Ärztehaus gesehen, das zwischen altem Rathaus und Postgebäude steht. Es könnte entfernt werden und ein moderner, freistehender Neubau der einen offenen Durchgang zwischen altem Rathaus und dem neuen Platz ermöglicht, errichtet werden. Im Neubau könnten Ärzte, Apotheke, die Kunstschule oder ein Café Platz finden.
Auch die Bepflanzung des Platzes mit Bäumen ist bei allen Varianten vorgesehen. Das Renaissance-Gebäude des alten Rathauses könnte, wie bereits in früheren Zeiten, durch Bögen zum Platz hin geöffnet werden und so einen guten Platz für ein Café bieten. Die Linde bleibt bei allen Entwürfen erhalten, zum Teil in Verbindung mit einem Spielbereich oder mit einer Wasserrinne. Die Bühne ist je nach Büro vor dem Alten Rathaus, vor der Alten Knabenschule oder für die Mitte des Platzes gedacht. Auf dem Platz der neuen Ortsmitte sind viele Nutzungen, wie Märkte, Biergarten, kulturelle Veranstaltungen oder auch die Aufstellung des Maibaums von den Büros denkbar.
Alle beteiligten Architekten haben Parkplätze in der Hofstraße miteingeplant, je nach Büro in verschiedener Ausführung. Ein zentraler Punkt war die städtebauliche Verknüpfung der Pleichach. Hinter der alten Knabenschule befindet sich Richtung Pleichach ein Grünbereich, der Terrassenförmig und barrierefrei abgestuft werden kann und so die Möglichkeit zum Verweilen am Bachufer bietet. Dabei wird auch die Möglichkeit gesehen, von dort aus einen Weg entlang der Pleichach mit Aufenthaltsmöglichkeiten zu gestalten.
Keine Verlierer
Nach der Präsentation der Architekturbüros fing Florian Göger vom Büro Schröder noch die Stimmung der Bevölkerung über die verschiedenen Themen ein, wie Ansicht und Topografie des Platzes, Blickachsen zum Schloss, Parkplätze, die städtebauliche Verknüpfung des Platzes mit dem Altort und der Pleichach, dem Postgebäude und den Realisierungsstufen.
„Schon länger beschäftigt sich die Gemeinde mit der Städtebauförderung. Mit der Sanierung der Alten Knabenschule wurde der erste Schritt gemacht“, meldete sich Manfred Grüner von der Regierung von Unterfranken am Ende zu Wort. „Man stand kurz vor einem Bürgerentscheid, aber es geht hier nicht um eine parteipolitische Sache, sondern es geht um die Zukunft und die Ortsmitte von Rimpar, deshalb gibt es auch keine Verlierer.“ Im Gegenteil, Grüner zeigte sich positiv überrascht über den Architektenworkshop, in dem gemeinsam mit Bürgern und der Förderstelle versucht wird eine Lösung zu finden, die Rimpar weiter bringt.
Fokus: Pleichach
Erfreut zeigte er sich, dass alle Beteiligten gemerkt haben, dass es, wie er schon in der Gemeinderatssitzung erläuterte, um mehr geht als um das alte Postgebäude. Inzwischen liege der Fokus auch auf der Pleichach. Die sei jetzt in die städtebaulichen Planungen miteinbezogen worden. Im Moment befindet sich Rimpar laut Grüner im Bayerischen Programm, das seine Mittel vornehmlich für den ländlichen Raum bereitstellt. Rimpar zählt aber nicht als ländlicher Raum, sondern zum Verdichtungsraum Würzburg. Da zur Zeit noch Mittel bereitstehen, riet Grüner, dass zügig mit der Umsetzung der Neugestaltung der Ortsmitte begonnen werde.
Nach dem Architektenworkshop, dessen Kosten zu 60 Prozent von der Regierung von Unterfranken getragen wurden, haben die Architektenbüros nun Gelegenheit ihre Vorentwürfe nochmals zu überarbeiten. Anschließend werden die Entwürfe durch ein Gremium, bestehend aus Bürgermeister Burkard Losert, den Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderates, sowie einem Fachbeurteilungsgremium bewertet.