Der Gedanke zur Gründung kam im Dreißigjährigen Krieg, genau im Jahr 1645. „Geburtshilfe“ leistete Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn, der 1648 im Westfälischen Frieden an der Beendigung des Krieges mitwirkte. Von 1631 bis 1635 wütete die Beulenpest im Gau. Die Pfarrer waren geflohen oder selbst Opfer der Seuche geworden. Drei Priester übernahmen für einen größeren Bereich die Seelsorge: der damalige Pfarrer Holzapfel von Sulzdorf, ein Kapuziner aus dem Kloster Kitzingen und ein brauner Franziskaner aus Dettelbach. Die Franziskaner erhielten die Erlaubnis zum Sammeln von Almosen und die Zusicherung von Unterstützung beim Bau eines Klosters. Bis zur Verwirklichung vergingen zwei Jahrzehnte.
Kitzinger Patres setzten sich für eine Niederlassung in Ochsenfurt ein. Kapuziner wandten sich an die Stadt, wo das Domkapitel Stadtherr war. Die Stadtoberen zeigten Widerstand. Mehrmals brachten sie Bedenken vor, mussten aber klein bei geben. Einige Patres wohnten zunächst im Lohrischen Hof (heute Sparkasse). Verschiedene Standorte für ein Kloster wurden geprüft. Die Vorgaben erfüllte einer auf halbem Weg zwischen der Stadt und Sankt Wolfgang. Der gute Ruf, den sich die Kapuziner inzwischen erworben hatten, kam ihnen zugute. Es gab viele Geld- und Sachbeiträge zum Bau. Am 16. Oktober 1667 war Einweihung. In den folgenden Jahren lebten 18 Patres im Haus. Sie waren zuständig für Nachmittagspredigten in der Pfarrkirche von Ochsenfurt, für Seelsorge in Tückelhausen, Hohestadt und Marktbreit. Der Untergang des Klosters zog sich ähnlich lange hin wie die Entstehung. Als Folge der Napoleonischen Kriege wurde dem Landesherrn erlaubt, Klöster aufzulösen und deren Vermögen der Staatskasse einzuverleiben, gegen Pensionszahlung an die Ordensleute. Der bayerische Kurfürst Max I. Joseph begann dies in Franken ab November 1802. Dabei wurden von den Klöstern der Bettelorden (Mendikantenklöster) zunächst wenige angetastet. Lieber löste der Staat in größeren Städten Klöster auf, die mehr Geld einbrachten. Allerdings durften in Mendikantenklöstern keine neuen Ordensleute aufgenommen werden. So wurde auch in Ochsenfurt die Seelsorge schwierig.
König Ludwig I. erließ eine Verordnung, die bestimmte Klöster festlegte, die bestehen bleiben. Alle anderen waren aufzulösen, auch das in Ochsenfurt. Damals lebten dort noch sechs Priester und drei Brüder. Die Stadtoberen und die Dekanate Ochsenfurt, Röttingen und Heidingsfeld verfassten Bittschreiben, doch ohne Erfolg. Am 7. Juni 1828 wurde das Aufhebungsdekret erlassen. Das Klosterareal wurde im Staatlichen Amtsblatt ausgeschrieben. Die Stadt erhielt 1829 den Zuschlag für ihr Gebot von 2000 Gulden.
Von 1667 bis 1827 sind in Ochsenfurt 79 Patres gestorben. 65 liegen auf dem Klosterfriedhof oder in der Kirche. Der zuletzt hier Ende August 1802 Begrabene war der aus Ochsenfurt stammende Norbert Pappenberger. Die 13 danach Gestorbenen liegen im Stadtfriedhof. Drei davon stammen aus einer seit dem 18. Jahrhundert hier ansässigen Handels- und Schifferfamilie: Isaak, Franziskus und Mansuet Oehninger.1835 wurden die bis dahin im Spital lebenden Pfründner einquartiert. Pfarrer Carl Hörschel gelang es 1879, fünf Erlöserschwestern zu bekommen, die im Altenheim und bei Hauskranken die Pflege übernahmen. 1959 wurde eine neue Orgel für die Kirche angeschafft. 1973 lebten fünf Schwestern im alten Kloster. Im neuen Alten- und Pflegeheim wurde Schwester Oberin Ratburgis Möhler Heimleiterin. Im August 1973 wurde das alte Kloster abgebrochen. Erhalten blieb neben der Kirche noch der Kreuzgang. Am 1. August 1973 bezog Pfarrer Karl Rohner seine Dienstwohnung im Haus, der als Priester bei Hochzeiten sehr beliebt war.
Fotos vom Kloster gesucht
Vor fast 40 Jahren, im August 1973, wurde das ehemalige Kapuzinerkloster an der Uffenheimer Straße abgebrochen, nachdem der damalige Neubau des Hauses Franziskus fertig gestellt war. Große öffentliche Aufmerksamkeit erweckte der Abbruch des Gebäudes, das immerhin über 300 Jahre Bestand gehabt hatte, offensichtlich nicht. Von diesem Ereignis wie auch vom Klostergebäude, als es noch bestanden hatte, sind Bilder äußerst selten. Pfarrer Klaus Oehrlein sucht deshalb Fotos und bittet darum, vielleicht einmal in Alben nachzusehen, ob das Ochsenfurter Kapuzinerkloster irgendwo als Motiv erscheint, und sei es auch auch nur im Hintergrund oder als Beiwerk. Wer solche Fotos besitzt, kann sich wenden an Pfarrer Klaus Oehrlein, Tel. (0 93 31) 2 04 06, an Stadtarchivar Peter Wesselowsky, Tel. (0 93 31) 16 25, oder die Main-Post Ochsenfurt, Tel. (0 93 31) 87 35-30.