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ALLERSHEIM: Synagogen-Umzug ungewiss

ALLERSHEIM

Synagogen-Umzug ungewiss

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    Schutzhaut: Eine Plane soll notdürftig verhindern, dass die ehemalige Synagoge in Allersheim weiteren Schaden nimmt.
    Schutzhaut: Eine Plane soll notdürftig verhindern, dass die ehemalige Synagoge in Allersheim weiteren Schaden nimmt. Foto: Foto: Thomas Fritz

    Sie steht noch: die alte Landsynagoge in Allersheim. Doch ihr Zustand ist erbärmlich. Ob sie diesen Winter noch verkraften wird, ist fraglich. Schon jetzt ist das alte Gemäuer ziemlich baufällig. Eine Plane über dem Dach soll verhindern, dass durch Regen noch mehr zerstört wird. Das ehemalige Gotteshaus soll noch bis zu seinem Umzug ins Fränkische Freilandmuseum nach Bad Windsheim durchhalten. Wenn es denn überhaupt soweit kommt. Denn die Finanzierung steht auf wackeligen Beinen. Auch, weil sich der Bezirk Unterfranken an der Auswanderung nach Mittelfranken nicht beteiligen will.

    „Einen Winter muss sie noch schaffen“, sagt Museumsleiter Herbert May besorgt. Am liebsten würde er die Allersheimer Synagoge schon früher holen. Doch die Handwerker und Zimmerleute des Freilandmuseums haben im Moment alle Hände voll zu tun. Fünf Bauprojekte haben sie zu stemmen – darunter eine Sägemühle, eine Scheune und ein Badhaus. Die Allersheimer Synagoge steht für 2014 auf dem Plan. May will sich demnächst intensiv um die Finanzierung bemühen.

    Eine halbe Million Kosten

    Gut eine halbe Million Euro wird wohl die Umsetzung der Allersheimer Synagoge kosten, schätzt May. „Es wird kein einfacher Abbau. Denn es ist schon einiges kaputt“, sagt er. Um die Summe zu bekommen, setzt er auf Sponsoren. Auch auf die unterfränkische Kulturstiftung. Doch hier wird sich May wohl die Zähne ausbeißen. Denn der Bezirk Unterfranken will den Umzug der Allersheimer Synagoge nicht unterstützen. „Es gibt keinen Grund, warum der Bezirk Geld für ein Gebäude ausgeben soll, das nicht in Unterfranken bleibt“, sagt Pressesprecher Markus Mauritz.

    Herbert May versteht diese lokalpatriotische Haltung nicht. „Wir retten Kulturgut“, sagt er. Und bei der Allersheimer Synagoge gehe es nicht nur um ein altes Gemäuer, das erhalten wird. „Sondern auch um die Geschichte der jüdischen Landgemeinden.“ Und die ließe sich an der Allersheimer Synagoge gut darstellen. Weil sich das Gebäude – das Fachwerk ist in wesentlichen Teilen aus der Bauzeit um 1741 – gar nicht von einem Wohnhaus unterscheide, sei es so typisch für das Leben der Juden auf dem Land. „Da wohnte der Rabbiner unten und unter dem Dach war der Betsaal.“

    Beispielhafte Geschichte

    Leider ist dieser nicht mehr erhalten. Die Synagoge wurde 1911 verkauft. Und der neue Besitzer hat ihn wohl herausgerissen, schätzt May. Im Dachgeschoss fanden Bauforscherinnen Spuren einer Holztonne – einer hohen, gewölbten Holzdecke, die den Betsaal umgab. „Wir könnten ihn rekonstruieren“, sagt May. Er will es aber nicht, weil diese Veränderungen gerade auch symptomatisch für Landsynagogen seien und viel über die Geschichte der jüdischen Gemeinden auf den Dörfern erzählen.

    Deswegen verspricht sich May auch Unterstützung von Josef Schuster. Der Würzburger hat viel Einfluss. Denn er ist unter anderem Vizepräsident im Zentralrat der Juden in Deutschen und Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Würzburg und Unterfranken. „Wir hatten schon mal losen Kontakt und dabei hat er sein Interesse an der Synagoge bekundet“, sagt May.

    Kein Umzug ohne Beteiligung

    Auch Richard Bartsch, Bezirkstagspräsident von Mittelfranken, unterstützt den Umzug der Synagoge ins Freilandmuseum. Er stellt aber auch klar, dass sich Unterfranken auf jeden Fall beteiligen muss. So hat es der mittelfränkische Kulturausschuss in November 2012 beschlossen. „Bei künftigen Translozierungen von Gebäuden aus außermittelfränkischen Gebieten ist eine Beteiligung aus dem jeweiligen Bezirk zwingend erforderlich“, heiß es. Dabei komme es aber nicht darauf an, dass der Bezirk selbst den Zuschuss gibt, es genügt auch, wenn Gemeinde, Stiftungen oder Sponsoren aus Unterfranken sich beteiligen.

    Bartsch erinnert auch an die Gründung des Fränkischen Freilandmuseums in den 70er Jahren. Damals, so sagt er, wurde vereinbart, dass Objekte südlich der Wern nach Bad Windsheim kommen und die jeweiligen Bezirke das finanziell unterstützen. „Das galt bis 2005“, sagt Markus Mauritz, Pressesprecher des unterfränkischen Bezirkstages. In diesem Jahr habe nämlich der unterfränkische Kulturausschuss diese Vereinbarung aufgekündigt. Denn nun hatte auch Unterfranken sein Freilandmuseum in Fladungen. Und da gilt der Grundsatz: „Die schönsten Gebäude sollen in Unterfranken bleiben.“

    Fladungen winkt ab

    Fladungen will die Allersheimer Synagoge aber nicht haben. „Das hat der Zweckverband am 13. Dezember 2011 beschlossen“, teilt Mauritz mit. Dafür würde sie aber gut in das Konzept der Kollegen in Bad Windsheim passen. Dort ist der Katholizismus gut dargestellt. Auch der Protestantismus ist vertreten. „Aber zu den jüdischen Landgemeinden haben wir gar nichts“, sagt May. Und er macht auch deutlich, dass die Synagoge zusammenfällt, wenn sie nicht si bald gerettet wird. „Denn es gibt keine Alternative“.

    Das sieht auch Giebelstadts Bürgermeister Helmut Krämer so. „Es gibt keine andere Möglichkeit, das Gebäude zu erhalten“, sagt er. Dass sich der Bezirk Unterfranken finanziell nicht beteiligt, bedauert er. Krämer möchte nun die hiesigen Landtagsabgeordneten ansprechen und sie um Unterstützung bitten. Und natürlich werde auch die Gemeinde Giebelstadt ihren Obolus zum Umzug der Synagoge beitragen. Museumsleiter Herbert May könnte sich einen Betrag von 20 000 Euro vorstellen. Krämer schluckt erst einmal. 20 000 Euro wird er im Gemeinderat nicht durchsetzen, glaubt er und erinnert daran, dass die Giebelstädter bereits für die Dokumentation und Sicherung der Synagoge Geld ausgegeben haben.

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