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WÜRZBURG: Ex-OB: Was aus Pia Beckmann geworden ist

WÜRZBURG

Ex-OB: Was aus Pia Beckmann geworden ist

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    Im Juli 1996: Die junge CSU-Politikerin mit Sohn Max im Stadtrat.MÜLLER
    Im Juli 1996: Die junge CSU-Politikerin mit Sohn Max im Stadtrat.MÜLLER Foto: Foto:

    Neuer Job, neuer Mann, neue Wohnung. Pia Beckmann hat ihr Leben umgekrempelt nach ihrer Niederlage bei der Oberbürgermeisterwahl 2008. Heute, fünf Jahre später, mit 50 Jahren, ein neuer Schnitt: Sie hat beschlossen, nicht mehr für den Stadtrat zu kandidieren. Pia Beckmann tritt ab von der kommunalpolitischen Bühne.

    Eindrucksvolle Fotografien an den Wänden, helles Parkett, rote Rosen auf einem modernen Sideboard, Blick in einen grünen Innenhof. Mitten drin sitzt Pia Beckmann, ehemalige Oberbürgermeisterin, erfolgreiche Geschäftsfrau, Mutter von vier erwachsenen Kindern. Strahlend und herzlich und attraktiv. Ganz in schwarz gekleidet, ganz schlank. Die blonden Haare modisch gesträhnt. Kein Dutt mehr, eher ein kunstvoll aufgewuschelter Pferdeschwanz.

    1996 zog Pia Beckmann in den Stadtrat ein. Mit dem neugeborenen jüngsten Sohn Max im Arm saß sie bei der konstituierenden Sitzung im Ratssaal. „Ich bin damals direkt von der Klinik ins Rathaus gefahren“, erzählt sie. 2002 stieß die CSU-Kandidatin überraschend Jürgen Weber vom Oberbürgermeister-Sessel. Sechs Jahre später verlor sie, ebenso überraschend, gegen ihren Herausforderer Georg Rosenthal von der SPD. „Das hat mich sehr schockiert und getroffen“, sagt sie, „das musste ich erst mal verarbeiten“.

    Dennoch. Für Pia Beckmann war die Zeit als Oberbürgermeisterin „wundervoll und erfüllt“. Sie ist stolz darauf, dass sie ihrem Nachfolger „einen ausgeglichenen Haushalt übergeben konnte“. Dass sie die „Pensionskasse für die Mitarbeiter wieder eingeführt“ und „über sieben Millionen Euro Rückstellungen gebildet hat“. Den Hochwasserschutz, den zweiten Teil des Kraftwerks, die Ikea-Eröffnung, die Konversion des Areals am Hubland für Stadt und Universität zählt sie zu ihren Erfolgen. Auch wenn sie „erst in der Folge vollendet und fortgesetzt werden konnten“.

    Das gescheiterte Projekt „Würzburg integriert!“, das die Verwaltung mit einem elektronischen Bürgerbüro effizienter machen sollte, verteidigt Pia Beckmann heute noch. Hätte man die Zusammenarbeit mit der Bertelsmann-Tochter Arvato zu Ende geführt, „hätte die Stadt langfristig sogar Mehreinnahmen erzielt“, sagt sie. In ihren Augen wurde hier „eine Chance vertan“, ein wichtiges Thema „auf morgen“ vertagt. Ihre Prophezeiung: „Kommt die Stadt wieder in eine finanzielle Krise, wird sie erneut alle Handlungsspielräume ausloten müssen. Auch im eigenen Haus. Und auch, wenn es unbequem ist.“

    Probleme, die vielleicht schon auf den nächsten Oberbürgermeister zukommen. Pia Beckmann kennt die beiden Kandidaten gut. Muchtar Al Ghusain hat sie selbst nach Würzburg geholt. Christian Schuchardt wurde während ihrer Amtszeit Kämmerer. Wen sie für den besseren hält, sagt Pia Beckmann nicht. Dafür ist sie noch immer viel zu sehr Politikerin. Lieber wird sie allgemein: „Ein guter Oberbürgermeister muss sich mit Leib und Seele für die Stadt einsetzen, die Zukunft der Bürger sichern und nicht nur ans Jetzt denken“.

    Will sie wenigsten beurteilen, ob Georg Rosenthal ein guter OB war? Sie windet sich ein bisschen. Lässt den Blick auf die Paprikaschoten schweifen, die sie auf ihrem Balkon züchtet. „Wahrscheinlich schon“, sagt sie schließlich, „die Bereitschaft, 100 Prozent zu geben, hat er jedenfalls mitgebracht“. Und dann: „Ein paar Sachen hätte er aber anders machen können.“

    Es war immer ein wenig verkrampft, das Verhältnis zwischen Pia Beckmann und ihrem Nachfolger. Sie habe ihm ihre Unterstützung angeboten, sagt sie. Aber er habe sie nicht in Anspruch genommen. Und bei offiziellen Anlässen sei er ihr oft aus dem Weg gegangen.

    Und dann ist da noch die Sache mit dem Bild. Von allen bisherigen ersten Bürgern der Stadt hängt ein Gemälde im ersten Stock des Rathauses. Nur Pia Beckmann fehlt. „Herr Rosenthal hat angefragt, von wem ich mich malen lassen möchte“, erzählt sie. Und schiebt einen schönen Satz nach: „Ich fühle mich aber nicht für in Öl“. Ihren Vorschlag, eine Fotografie von ihr in der Galerie aufzuhängen, habe Rosenthal nicht akzeptiert. „Dann gibt es eben kein Bild von mir“, hat sie entschieden. Wenn der neue OB auch so stur ist, wird auf ewig eine optische Lücke klaffen zwischen den Alt-Oberbürgermeistern Jürgen Weber und Georg Rosenthal.

    Nach Pia Beckmanns Niederlage bei der OB-Wahl dachten viele, die CSU werde die promovierte Germanistin schon irgendwie auffangen. Die Frage, ob ihre Partei ihr Angebote gemacht habe, lässt sie unbeantwortet in ihrem Wohnzimmer stehen. Nach längerem Zögern erzählt sie dann, dass es „herbe Erfahrungen“ gab. Und dass „ein paar CSU-Leute, nicht aus der Kommunalpolitik“, sie „menschlich enttäuscht haben“.

    Pia Beckmann ist nicht in München gelandet, nicht in einem Ministerium, nicht auf einem gut dotierten Posten in einer Stiftung. Pia Beckmann hat „etwas aus eigener Kraft gemacht“. Heute ist sie in der freien Wirtschaft. Als Geschäftsführerin von „cleanenergy“ in Giebelstadt, einer „Gesellschaft für Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von ressourcenschonenden Technologien“. Im Januar wechselt sie zur Faktor GmbH in Kolbermoor, will mit ihrem Beratungsunternehmen mit der Sparte „Go clean energy!“ einen „neuen Akzent im Rahmen der Energiewende setzen“ . Hätte sie als junge Frau geahnt, wie wichtig das Thema Energie mal wird, hätte sie „wahrscheinlich ein Ingenieursstudium gemacht“, sagt sie. Und hätte sie nicht gegen Rosenthal verloren, „hätte sie vielleicht nie den Mut gehabt, unternehmerisch tätig zu werden“. So traurig und enttäuscht sie damals war – aus heutiger Sicht ist sie froh, „dass die Wahl so ausgegangen ist“.

    Ihre Arbeit ist einer der Gründe, warum Pia Beckmann im März 2014 nicht mehr für den Stadtrat antritt. „Es ist schwierig, dieses Mandat zu erfüllen, wenn man eine Leitungsfunktion hat“, sagt sie. Ein zweiter ist sie selbst. „Ich möchte mehr Zeit für die Familie – und für mich.“ Ein „politischer Mensch“ werde sie aber immer bleiben. Deshalb behält sie ihr Ehrenamt als Vorsitzende des Stiftungsrates der Landesstiftung „Mutter und Kind“. Und sie wird auch weiter regelmäßig im ZIM und im ZOM der Universitätsklinik für Kranke Gitarre spielen und singen. „Das tut den Patienten gut“, sagt sie, „und es erdet mich jedes Mal wieder neu“.

    Pia Beckmann liebt Musik, hört alles „von Klassik bis Rap“. Und Pia Beckmann liebt Klaus Hiltrop. Einen klugen, charmanten Mann, ehemaliges Vorstandsmitglied des Modeunternehmens Gardeur, der keine „glatt geschliffenen Menschen ohne Ecken und Kanten mag“. Mit ihm teilt sie ihr Leben, das sich „auf so wunderbare Art gewandelt hat“. In den nächsten Wochen werden die beiden heiraten. „Mir fehlt gar nichts“, sagt Pia Beckmann und strahlt, „ich bin vollkommen glücklich und zufrieden“.

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