Dr. Marco Börner, seit Januar Chefarzt der Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie an der Geomed-Klinik in Gerolzhofen, referierte am Krankenhaus über ein Thema, das viele betrifft: Rückenschmerzen. In seinem Vortrag „Das Kreuz mit dem Kreuz“ ging er auf aktuelle Behandlungsmethoden in der konservativen und operativen Wirbelsäulentherapie ein. Geschätzt 50 Zuhörer waren im Konferenzraum zu dem Arzt-Patienten-Seminar erschienen.
Wie groß der Anteil der von Rückenschmerzen betroffenen Bevölkerung ist, zeigte der Mediziner anhand von Statistiken auf. Beispielsweise seien 50 Prozent der vorzeitigen Berentungen auf Rückenleiden zurückzuführen. Insgesamt summieren sich gesellschaftliche Belastungen durch Rückenschmerzen auf Kosten von 8,4 bis 11,7 Milliarden Euro. Nicht zuletzt gehe es um die individuelle Belastung der Patienten.
Die Ursachen für Rückenschmerzen seien vielfältig, so der Arzt. Unter anderem können Bewegungsmangel, Verspannungen, Verschleißerkrankungen, Bandscheibenvorfälle, Verformungen der Wirbelsäule, Tumore, Herzenge und Depressionen dazu führen. Schmerzen an der Wirbelsäule könnten durch Wirbel, Bandscheiben, Bänder, Gelenke, Muskulatur und Nerven bedingt sein. Schmerzursache Nummer eins sei die Bandscheibe.
Börner teilte die wichtigsten von Bandscheiben verursachten Rückenschmerzen nach Altersgruppen ein. Bei Jugendlichen könnte unter anderem ein das Rückenmark einengendes Wirbelgleiten der Auslöser sein. Bei 20- bis 60-Jährigen sei zum Beispiel Borreliose durch Zeckenbisse eine mögliche Ursache. Bei über 60-Jährigen können vor allem Einengungen des Rückenmarkkanals oder die den Knochen brüchiger machende Osteoporose die Schmerzen hervorrufen. Für die Diagnose stehen neben der Befragung der Patienten und der Untersuchung am Körper technische Hilfsmittel zur Verfügung, so Börner.
Röntgenbefunde könnten helfen, einen Gesamteindruck vom Zustand des Rückens zu gewinnen. Mit der Computertomographie könne man Brüche erkennen. Ob das Rückenmark eingeengt ist, sehe man mit der Kernspintomographie. Mit Knochendichtemessungen könne man Osteoporose frühzeitig feststellen und darauf reagieren. Zur Prävention von Rückenschmerzen trage laut Börner rückengerechte Bewegung bei, wie zum Beispiel Wasseraerobik. Auch die Vermeidung von Übergewicht und Stress, eine gesunde Ernährung und das Aufgeben des Rauchens zählten zur Vorsorge. Wenn Rückenschmerzen trotzdem bestehen, sei eine Operation laut Börner nur das letzte Mittel. Erst müssten alle sonstigen Möglichkeiten der Behandlung ausgeschöpft werden. Dazu gehörten unter anderem Ruhe, Schmerzmittel, Injektionen und Krankengymnastik.
Der Arzt nannte verschiedene Arzneimittel wie zum Beispiel Entzündungshemmer. Er wies darauf hin, dass es unter den Medikamenten keine Wundermittel gebe. Alle Schmerzmittel hätten bestimmte Risiken und Nebenwirkungen. Zudem reagiere jeder Mensch anders darauf. Weiterhin sprach er die Physiotherapie zur Verbesserung der Beweglichkeit an.
Börner erläuterte verschiedene Techniken der Injektion, bei der man unter Bildkontrolle Spritzen an das Wirbelgelenk oder in den Wirbelkanal hineingebe. Die Spritzen sollen dafür sorgen, dass sich Schwellungen an den Nerven verringern.
Nach weiteren nicht-operativen Methoden kam der Mediziner auf die Fälle zu sprechen, bei denen man operieren müsse. Zum Beispiel könnten Wirbelbrüche, Lähmungen, Fehlstellungen der Wirbelsäule, Tumore und therapieresistente Beschwerden einen solchen Eingriff erfordern. Detailliert und bildhaft erklärte er operative Verfahren. Beispielsweise erläuterte er Eingriffe mit kleinen Schnitten bei Bandscheibenvorfällen und solche, um die Wirbelsäule zu stabilisieren.
Sein Fazit: Rückenschmerzen hätten grundsätzlich eine gute Prognose, da es viele Möglichkeiten zur Behandlung gebe. Als Prävention sei unter anderem Bewegung geeignet. Soweit möglich solle man eine Operation vermeiden. Wenn man doch operieren müsse, dann so schonend wie möglich durch kleine Schnitte. Hierfür nutze man moderne und innovative Operationstechniken.