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BERGTHEIM: Ein Fingerzeig zum Himmel als Dank

BERGTHEIM

Ein Fingerzeig zum Himmel als Dank

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    Beeindruckend und weithin sichtbar: Die Kapelle „Muttergottes im Harfenspiel“ wurde am Wochenende feierlich geweiht.
    Beeindruckend und weithin sichtbar: Die Kapelle „Muttergottes im Harfenspiel“ wurde am Wochenende feierlich geweiht. Foto: Fotos: Rainer Weis

    Auf einem kleinen Bergrücken inmitten der Weinbergslage „Harfenspiel“ haben die Eheleute Helene und Manfred Schmitt sich einen Lebenstraum erfüllt und in ihrem Weinberg eine Kapelle erbaut. Der Bau hat eine lange und ungewöhnliche Vorgeschichte.

    Im Auftrag seines Vaters hatte der damals sechsundzwanzigjährige Manfred Schmitt im Herbst 1973 die Getreideernte auf den östlich vor dem Dipbacher Wald gelegenen Feld eingeholt. Gegen Mittag fuhr er mit dem schwer beladen Lkw den Hang hinunter, als er merkte, die Bremsen funktionieren nicht. Alles half nichts. Die schwere Last auf der Pritsche schob das Gefährt immer schneller den Feldweg abwärts. „Bis dahin war ich noch bei Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam. lag ich eingeklemmt unter dem Lkw und rings um mich jede Menge Erntegut.“ Sein erster Gedanke: „So, das war’s.“ Sein nächster: „Wenn ich hier rauskomme und laufen kann, errichte ich einen Bildstock“. Doch wie das manchmal so ist: Die schweren körperlichen Schäden verheilten gut und Manfred Schmitt vergaß sein Gelöbnis.

    Doch bei manch kleinem oder größeren Unfall erinnerte sich Manfred Schmitt an sein Versprechen. Als er eines Tages seiner Tochter Ulrike erzählte, was sein größter Wunsch wäre, kam sie wenig später mit einer Skizze von einem Marterl – und das war’s dann auch vorerst. „Die Geschäfte rund um den Wein liefen gut und ich verdrängte das Vorhaben Marterl“.

    An seinem sechzigsten Geburtstag lud Manfred Schmitt 2007 Freunde und Bekannte ein, um mit ihnen zu feiern – und stellte eine Box auf, um Geld für „sein Marterl“ zu sammeln. Und es kam überraschend viel zusammen. Nach längeren Überlegungen und bei einer Urlaubsfahrt in den Alpen kam ihm der Gedanke, anstelle eines Bildstocks eine Kapelle zu bauen und er fotografierte fortan fast alle Kapellen, die er auf dieser Fahrt zu Gesicht bekam.

    Daheim erzählte er seinem besten Freund dem Architekten Eckart Schemmel von seiner Idee. Dieser fand den Gedanken so gut, dass er spontan anbot, ihm bei den Arbeiten behilflich zu sein. Doch Schemmel war viel unterwegs, sodass die Sache nicht so richtig vorankam. Deshalb wandte sich Manfred Schmitt an seinen Haus- und Hofarchitekten Bernhard Schubert aus Opferbaum und zusammen machten sie sich daran, das Werk zu planen.

    Als erstes wurde der Ort festgelegt. Das war leicht: es war die Stelle an der er damals zu sich gekommen war. Der Eingang sollte nach Süden zeigen, so dass die Kapelle weit hinaus ins Land zu sehen war.

    Den Plänen stimmte erst die Gemeinde, dann das Landratsamt zu. Doch der Baubeginn verzögerte sich. Nach einem weiteren schweren Unfall 2010 schwor er sich: „Egal was kommt – jetzt wird die Kapelle gebaut“.

    So wurden im Herbst 2012 rund 1500 Quadratmeter Silvaner Rebflächen gerodet und die Fläche eingeebnet. Und in den nächsten zwei Jahren wurde das Werk Zug um Zug vollendet. Immer mehr Leute wollten spenden oder mithelfen. Eckart Schemmel nahm sich extra Urlaub, um eigenhändig die 20 Tonnen schwere Stahlbetonkuppel einzuschalen und zu betonieren. Socha, der Allrounder, stand bei Wind und Wetter auf der Baustelle und trug viel zum Gelingen des Bauwerks bei. Manfreds Cousin Bernhard stiftete die Glocke und renovierte die Muttergottes im Inneren der Kapelle. Hugo und Anita Göbel aus Kaisten führten kostenlos die Mechanikerarbeiten am Glockenstuhl aus. Erdbau Dieter Schmitt stellte die großen Steine am östlichen Parkplatz zu Verfügung. Die Familie Konnertz spendete die gesamte Schließanlage plus Zeitsteuerung. Eine Besonderheit ist auf der Frontseite im Giebeldreieck zu sehen. Ein Mitglied im Alpenverein hat ihm für die Kapelle einen Stein von der Zugspitze aus 2960 Metern Höhe geschenkt, der dort verbaut ist.

    Für die Schmitts ist die Kapelle „Muttergottes im Harfenspiel“ ein Dank an die Gottesmutter und den Schöpfer.

    Zur Einweihung der Kapelle kamen neben den Weinbaukollegen aus Nah und Fern die fränkische Weinkönigin Christin Ungemach aus Nordheim, der fränkische Weinbaupräsident Artur Steinmann vom Weltbund der Weinritter, der Vizepräsident Jäckel und der Großkomtur und Ehrenpräsident Franz Mohr sowie zwanzig Mitglieder der Ritterschaft und der Bergtheimer Bürgermeister Konrad Schlier.

    Pfarrer Helmut Rügamer nahm die feierliche Weihe der Kapelle vor: „Franken ist Marienland. Es gibt rund 40 Marienkapellen, die oft zu Wallfahrsorten wurden. Heute reiht sich diese Kapelle in diese Muttergottesverehrung ein. Sie ist Ausdruck von großem Dank und Frömmigkeit und verlangt von uns Achtung und Respekt vor solchem Tun“.

    Bürgermeister Konrad Schlier: „Die Gemeinde ist stolz auf die neue Kapelle, die die Familie Schmitt weithin sichtbar in unsere Flur gesetzt hat“. Weinkönigin Christin Ungemach: „Natur und Gott ist eine Einheit und wurde hier ganz explizit in einer Kapelle mitten in einen Weinberg umgesetzt“.

    Für Architekt Bernhard Schubert ist sie ein „Fingerzeig zum Himmel“.

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