Gehen Sie gerne zum Bummeln in Ihre Stadt? Hier ein paar Schuhe probieren, da ein Parfüm schnuppern und dort einen Kaffee genießen? Dann mit Freunden lecker im Restaurant essen gehen? Können Sie – noch. Weil die traditionsreichen Einzelhändler, Gastwirte und auch Wirtschaftsunternehmen die Innenstädte Mainfrankens lebendig halten, mitfinanzieren und Arbeitsplätze vor der Haustüre schaffen.
Und damit das noch möglichst lange so bleibt, trotz rasant steigender Umsatzzahlen im Online-Handel, starten die Mediengruppe Main-Post und das Funkhaus Würzburg Ende Juli eine gemeinsame Aktion zur Unterstützung der Einzelhändler in der Region: Lass den Klick in deiner Stadt – Kauf da ein, wo du auch lebst. Bei der Infoveranstaltung im Main-Post-Casino am Heuchelhof stellten die Medienhäuser den zahlreich geladenen Einzelhändlern die Kampagne vor.
Vier Wochen lang wollen die Initiatoren täglich mit Anzeigen und Funkspots Flagge für Mainfranken zeigen und die Menschen dafür sensibilisieren, das vielfältige Angebot vor Ort zu nutzen. Teilnehmende Geschäfte sind an den gelben Aktionsaufklebern an und in den Geschäften erkennbar. Luftballons, Kugelschreiber und Buttons werden verteilt.
Geld soll in der Region bleiben
Matthias Faller, Gesamtleitung Media Verkauf der Mediengruppe Main-Post: „Wir wollen nicht über das Internet jammern, sondern die Menschen in Mainfranken anregen, den nächsten Klick zu überdenken und lieber im Geschäft oder einer lokalen Plattform einzukaufen.“ Bei einem Umsatzplus des Online-Handels von 40 Prozent in einem Jahr sei es an der Zeit, dass der lokale Händler die Chancen der digitalen Kanäle für sich nutzt: „Damit die Einnahmen nicht in die großen nationalen Einkaufsportale abfließen, sondern hier in der Region bleiben.“
Zum Bummeln in die Stadt gehen und einen Kaffee trinken bedeutet Lebensqualität für Fabian Steigerwald, Geschäftsführer des Funkhaus Würzburg mit seinen Sendern Radio Gong und Charivari: „Die Konzerne kommen von außen und saugen das Geld aus der Region. Wer will schon leere Schaufenster haben?!“ Genau deshalb habe man die Aktion ins Leben gerufen: „ Wir wollen damit Gesprächsthema Nummer eins werden in der Stadt.“ Mitmachen, Segel setzen, nur gemeinsam könne man etwas erreichen, so sein Appell an die Einzelhändler.
Unterstützt werden die Medienhäuser bei dieser Kampagne auch vom Handelsverband Bayern HBE. Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer Unterfranken, ist sich sicher, dass Einzelhandel und Wirtschaft vor Ort in der Lage sind, Alternativen zum Internet zu bieten: „Der stationäre Einzelhandel ist weit mehr als Einkaufen. Das ist ein Erlebnis, ein Treffpunkt, sind Emotionen. Wir beraten gut und lösen die Probleme des Kunden.“ Auch er hofft, dass viele Einzelhändler mitmachen und gegenüber digitalen Innovationen offener werden: „Wir müssen nicht ängstlich auf den Online-Handel schauen, sondern wir müssen gefunden werden.“ Momentan erwirtschaftet der lokale Handel in Deutschland einen jährlichen Umsatz von 433 Milliarden Euro gegenüber rund 40 Milliarden Euro im Online-Handel.
Die geladenen Gäste begrüßten die Medien-Initiative als längst überfällig. „Gerade weil das Internet heute Bestandteil des Lebens ist, ist es wichtig, dass die Stadt Flagge zeigt“, sagt Joachim Beck, Inhaber von Beck Expert in Würzburg und Ochsenfurt. „80 Prozent unserer Kunden informieren sich vorher im Internet und kaufen trotzdem bei uns. Einer unserer großen Vorteile: Wenn morgens der Kühlschrank kaputt geht, liefern wir am selben Tag noch den neuen.“ Dabei helfe auch das Firmenmotto „Persönlich. Näher dran.“ Die Schulung der Verkäuferpersönlichkeiten ist bei Beck Expert Chefsache.
Ralf Winkelmann, Geschäftsführer von Udo Lermann, kann sich eine gemeinsame Online-Plattform vorstellen, um die Kunden über das lokale Angebot zu informieren. „Wir haben bei uns in Marktheidenfeld über 100 000 Artikel auf Lager.“ Um das den Menschen zu kommunizieren und den stationären Handel zu stärken, sei die Aktion begrüßenswert.
„Die Kampagne ist gut gemacht und leicht verständlich“, sagt Rudolf Wanderer, Geschäftsführer Media Markt. „Damit haben wir 1000 PS im Auto, die müssen jetzt auf die Straße. Es müssen möglichst viele Händler teilnehmen.“ Die Zeiten seien vorbei, in denen man sich darauf verlassen konnte, dass der Kunde so vorbeischaut. „Es ist wichtig, die Fachgeschäfte heute zu unterstützen, dann braucht es morgen auch keine Unterschriftenaktionen, wenn die Schließung droht.“
Als Türöffner will Claudia Biebl, Vorständin des Stadtmarketingvereins Kitzingen, die Aktion nutzen: „Es wird spannend für die Einzelhändler werden, stationärem und Online-Handel gleichzeitig gerecht zu werden.“ Möglichkeiten wie QR-Codes oder Bestell-Terminals im Geschäft für eine größere Auswahl gelte es sinnvoll zu integrieren. „Der Anstoß durch diese Initiative darf nicht verpuffen, wir müssen da noch weitere Aktionen drauf setzen.“
Derselben Meinung ist auch Klaus Walther, Wirtschaftsförderer (CTW) der Stadt Würzburg: „Diese wichtige Aktion ist irgendwann beendet, der Einzelhandel aber nicht. Sie kann nur der erste Schritt auf einem langen Weg in die richtige Richtung sein.“ Um die Handelsmetropole Mainfranken lebendig zu halten, müsse der Handel kreativ werden und bereit sein, sich zu verändern. „Unser Ziel als Stadt muss sein, diese spannende Aufgabe mitzugestalten und als Chance zu begreifen.“
Die gleiche Veranstaltung findet am Dienstag, 22. Juli, im Schweinfurter Rathaus statt. Einen Eindruck der Aktion vermittelt die Homepage www.kaufe-hier.de samt eigenen Image-Films.