Wussten Sie, dass man den Nonnen des Würzburger Karmelitinnenordens Gebetsanliegen per E-Mail senden kann? Diese schließen die Schwestern dann in ihr Tagesgebet ein. Oder wussten Sie, dass der Name „Würzburg“ möglicherweise auf das keltische Wort „werz“ für „Jungfrau“ zurückzuführen ist und auf eine keltische Göttin verweist?
Das „Würzburg Wiki“ sammelt solche Fakten über Würzburg auf seiner Homepage. Immer mehr Fakten sind es im Laufe der Zeit geworden. Und seit dem 15. April zählt das digitale Lexikon über 10 000 Einträge. Damit gehört das Wiki zur Domstadt deutschlandweit zu den zehn erfolgreichsten lokalen Nachschlagewerken. In Bayern haben nur München mit knapp 13 000 Einträgen und Niederbayern-Altötting mit fast 18 000 größere Wikis als Würzburg. „Ich habe gemerkt, dass es einen riesigen Fundus an Wissen über Würzburg gibt, dieser jedoch nirgendwo gesammelt ist“, sagt der Wiki-Gründer Ralf Thees.
Im Jahr 2009 ist das Wiki online gegangen und seitdem stetig gewachsen. Während ähnliche Projekte in Schweinfurt oder Bamberg nach kurzer Zeit wieder eingeschlafen sind, zählt die durch Spenden finanzierte Würzburger Version mittlerweile täglich über 5000 Klicks von 2000 verschiedenen Nutzern. „Ich bin schon ziemlich stolz darauf, dass das Wiki so gut läuft“, sagt Thees, der im Hauptberuf bei der Main-Post tätig ist.
Ohne die engagierten Autoren, die das Wiki ehrenamtlich mit ihrem Wissen über Würzburg füllen, wäre dieser Erfolg nicht möglich. Bei einem Wiki darf jeder, der möchte, Artikel anlegen oder verbessern. Beim „Würzburg Wiki“ waren das im vergangenen Monat 20 verschiedene Autoren. Das Wort „wiki“ ist hawaiianisch für „schnell“. Vorbild für das lokale Projekt ist Wikipedia, die weltweit größte digitale Enzyklopädie.
„Was uns anspornt, ist das Ranking zwischen den verschiedenen Wikis.“
„Ich bin zufällig auf das Würzburg Wiki gestoßen und habe gesehen, dass es noch keinen Eintrag zum Ringpark gab. Weil ich den so gerne mag, habe ich eben einen geschrieben“, sagt Julia Breunig darüber, wie sie zum „Würzburg Wiki“ gekommen ist. Seit 2010 schreibt die Kartografin für die digitale Enzyklopädie, seit 2013 gehört sie zum Vorstand des im selben Jahr gegründeten Vereins WürzburgWiki e.V.. Etwa zehn Stunden die Woche verbringt die 42-Jährige mit ihrem Hobby. „Man lernt unglaublich viel über die Stadt. Die Recherche für die Einträge macht richtig Spaß.“
Einmal im Monat trifft Breunig sich mit den acht anderen Vereinsmitgliedern zum Stammtisch. „Vom Student bis zum Mittfünziger ist bei uns jede Altersgruppe vertreten“, sagt sie. Die Mitglieder kontrollieren, ob die Artikel den Regeln des Wikis entsprechen: Alle Einträge müssen neutral sein, Quellen müssen angegeben werden. Besonders technisch versiert brauche man für diese Tätigkeit nicht zwingend sein, so Breunig. Seit 2013 erleichtert eine Kooperation mit dem Würzburger Stadtarchiv die Arbeit. Das Archiv unterstützt die Autoren gezielt und stellt historische Abbildungen rechtefrei bereit.
Angst, dass den Schreibern des „Würzburg Wikis“ irgendwann einmal der Stoff ausgehen könnte, hat Breunig nicht. „Man kann immer noch tiefer ins Detail gehen oder über neue Veranstaltungen und Institutionen schreiben“, sagt sie. Auch, wenn die 10 000-Einträge-Marke nun geknackt ist, bleiben die Autoren weiterhin ambitioniert bei der Sache. „Was uns anspornt, ist das Ranking zwischen den verschiedenen Wikis. Da möchten wir möglichst gut dastehen“, so Breunig.