Wenn Marius Kraft über das Rückspiel seiner Würzburger Kickers gegen den 1. FC Saarbrücken an diesem Sonntag spricht, dann kommt er ganz fix auf den Punkt. „Das ist das bislang Wichtigste in der Vereinsgeschichte“, sagt er ohne Umschweife. Kraft wird dann wieder dort stehen, wo er immer steht, wenn die Rothosen spielen. Im B-Block, unter dem Dach der Haupttribüne, der Heimat der treuen Kickers-Fans. Zu denen zählt Kraft ebenso wie Anke Wiedenroth.
Sie beide sind die Gesichter einer Aktion, die es im deutschen Fußball so bislang noch nicht gegeben hat: Die Kickers-Fans plädieren für die Rückbenennung des Stadionnamens, was alleine so außergewöhnlich nicht wäre, denn ähnliche Diskussionen gibt es hierzulande in vielen Städten. Die Fans wollen dem Kommerz Einhalt gebieten, ihre Traditionen sehen sie von Klubs verkauft. In Würzburg, das betonen Kraft und Wiedenroth, sei das anders: „Hier gibt es mit flyeralarm und dessen Besitzer Thorsten Fischer die Konstellation, dass es darum ging, dem Verein zu helfen, nicht, den Bekanntheitsgrad der Firma zu steigern, die hier ohnehin jeder kennt. Das ist ein Hauptsponsor mit Herz. Mit dem Kauf der Namensrechte des Stadions gab es für ihn eine Möglichkeit, den Würzburger Kickers weiter auf dem von ihm selbst angestoßenen Weg in den Profifußball zu unterstützen.“
In Würzburg haben die Kickers-Fans nun das feste Ziel, zum 50. Stadion-Geburtstag am 15. August 2017 so viel Geld zusammenzuhaben, dass sie exakt jene Summe aufbringen, die der Online-Druckerei der Stadionname aktuell wert ist – dass Fans den Namen vom Verein kaufen, wäre neu in der Fußball-Landschaft. „Und damit hätte der Verein auch keine finanziellen Nachteile“, sagt Kraft über das Vorhaben. Eine Idee, die auch bei Thorsten Fischer und flyeralarm auf Gegenliebe stößt: „Flyeralarm ist ja auch Thorsten Fischer, und mir ist es eine persönliche Angelegenheit, die Kickers zu unterstützen – ich packe hier ja auch ehrenamtlich mit an,“, sagt der Unternehmer. Um die Aktion ins Rampenlicht zu rücken, hat Fischer prompt zugestimmt, dass die flyeralarm Arena für den Tag des Rückspiels Kickers-Stadion am Dallenberg heißt. „Dafür sind wir dankbar“, sagt Marius Kraft vom Fan-Projekt: „So haben wir die Chance, auf unser Vorhaben aufmerksam zu machen.“
Wie hoch die Summe ist, die sie in den nächsten gut zwei Jahren einsammeln müssen, bleibt ein Geheimnis: „Aber es ist auf jeden Fall nicht über Nacht zu bekommen – und wir wissen, dass es schwer wird. Aber wir werden es mit aller Kraft versuchen.“ Wie im Detail das Geld zusammenkommen soll, werden die Initiatoren noch in diesem Sommer vorstellen. So viel ist bereits bekannt: Es geht den Fans darum, möglichst vielen Menschen die Chance zu geben, sich finanziell für die Rückbenennung zu engagieren: „Wir werden verschiedene Pakete anbieten – dabei geht es uns aber auch darum, Unternehmen mit ins Boot zu bekommen“, sagt Wiedenroth: „Und alle werden sich auf ihre Weise im Stadion wiederfinden – und können auch damit werben.“
Weitere Informationen im Internet: www.stadion-am-dallenberg.de
Die Stadion-Historie
Gegründet im November 1907, war die Heimat des FC Würzburger Kickers seit Juni 1909 an der Randersackerer Straße. Doch im Zuge bauplanerischer Veränderungen der „südlichen Sanderau“ mussten die Kickers umziehen. Man zog um in die vereinseigene Stadionanlage am Dallenberg. Finanziert wurde das Ganze unter anderem durch Zuschüsse von Stadt, Land und Bund, vor allem aber auch durch Spenden und durch Arbeitsleistungen von Mitgliedern.
Abgeschlossen war das Projekt erst Jahre später (so wurden erst im Jahr 1975 die Stehplätze rundum fertiggestellt), doch bereits am 15. August 1967 fand das Eröffnungsspiel der Kickers gegen den 1. FC Kaiserslautern, der übrigens mit Otto Rehagel auflief, vor 8000 Zuschauern statt. Dabei war die zuerst fertiggestellte Haupttribüne mit 4000 Zuschauern restlos ausverkauft. Im März 2013 verkauften die Kickers das Namensrecht an die Online-Druckerei flyeralarm – seither heißt das Stadion flyeralarm Arena. Vor allem aufgrund des Erreichens der DFB-Pokal-Hauptrunde wurden zuletzt immer wieder zahlreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt und Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Um alle Mindestanforderungen für einen Spielbetrieb in der Dritten Liga zu erfüllen, müssen die Kickers insgesamt rund zwei Millionen Euro investieren. Rund die Hälfte davon wurde bereits verbaut, darunter auch für das zum DFB-Pokalspiel in der zweiten Runde gegen Braunschweig Ende Oktober 2013 notwendige Flutlicht. Erst vergangenen Freitag erhielten die Kickers letzte Baugenehmigungen für die anstehenden Maßnahmen. Zudem erging der Bescheid der Stadt Würzburg, der eine Kapazität von 10 504 Zuschauern zulässt. Im Falle eines Drittliga-Aufstiegs würde sich das Fassungsvolumen auf rund 10 100 Besucher reduzieren, da auf der kompletten Haupttribüne Sitzplätze installiert werden müssen.