Ein Jahr noch, dann hält er am Mainfranken Theater die Fäden in der Hand. „Ich freue, in Würzburg die mich herausfordernde Aufgabe des Intendanten übernehmen zu können“, sagt Markus Trabusch am Telefon. Noch ist der zukünftige Theaterleiter im Urlaub. „Mit Blick aufs Meer “ sagt er, „bereite ich mich intensiv auf das Mainfranken Theater Würzburg vor.“
Dass er selbst in schwierigen Zeiten den Überblick behält, hat Trabusch als Schauspieldirektor und stellvertretender Intendant am Theater Augsburg von 2007 bis 2014 bewiesen. Jedenfalls attestiert ihm das der Schauspieler und Augsburger Ensemblesprecher Klaus Müller: „Er hat unsere Truppe hervorragend aufgebaut und immer gut zusammengehalten“. Müller kann es beurteilen, er hat in 20 Jahren Augsburg unterschiedlichste Intendanz-Erfahrungen gemacht.
Markus Trabusch als einen „Macher“ zu bezeichnen, wäre allerdings falsch. Der 54-Jährige hatte, bevor er seine Leidenschaft fürs Theater entdeckte, Humanmedizin, Literaturwissenschaft, Geschichte und Germanistik studiert. Doch nachdem er erstmals am Züricher Schauspielhaus vor der Bühne agiert hatte, wurde er durch und durch zum leidenschaftlichen Theatermann.
In der Fuggerstadt Augsburg hat sich Trabusch vor allem mit Inszenierungen wie „Arsen und Spitzenhäubchen“ von Joseph Kesselring, mit Schillers „Maria Stuart“, Shakespeares „Hamlet“, Brechts „Mann ist Mann“ und zuletzt mit „Der Brandner Kaspar und das ewig‘ Leben“ nach Franz von Kobell unvergessen gemacht. Der Brandner Kaspar foppt übrigens auch in der kommenden Augsburger Spielzeit noch immer den Tod – obwohl Trabusch seit drei Jahren nicht mehr vor Ort ist.
Weil das Stück in Bayern ein Selbstläufer ist? Jedenfalls behauptete sich Trabuschs „Brandner Kaspar“ in jeder Wiederaufnahme gegen viele bekannte Klassiker auf der Bühne, im Film und Fernsehen. Trabuschs Version erhielt dazu 2014 den Publikumspreis des Stadtmagazins „Augsburg Journal“ als beste Produktion.
In seinen Augsburger Jahren hatte sich der Schauspieldirektor niemals gescheut, politisch brisante Stücke auf den Spielplan zu setzen. Zum Beispiel „Israel mon Amour“. Mit dem Titel ist die deutschsprachige Erstaufführung von Taher Najibs „In Spuckweite“ und Gilad Evrons „Ulysses auf dem Flaschenfloß“ verbunden.
Wäre Trabuschs Weggang aus der schwäbischen Metropole vermeidbar gewesen? Die Antwort: „vielleicht“. Es ist kein Geheimnis, dass die Chemie zwischen Augsburgs Noch-Intendantin Juliane Votteler – sie verlässt das Haus 2017 – und Trabusch nicht mehr stimmte, seit er allein den Bau der notwendigen und schwierig durchzusetzenden Hauptspielstätte für das Schauspiel, die Augsburger Brechtbühne, zu verantworten hatte.
Juliane Votteler kam nach längerer Krankheit zurück, als ihr stellvertretender Intendant das Projekt glatt über die Bühne gebracht hatte. Kurz darauf verließ er diese. Lapidar wurde vermeldet: „Im beiderseitigem Einvernehmen“. Bis heute verstummen jene Stimmen nicht, die als Grund persönliche Differenzen zwischen Votteler und Trabusch nennen.
Das gehört der Vergangenheit an, Trabusch machte sich auf zu neuen Ufern, arbeitete als freier Regisseur auf anderen Bühnen und wird ab 2016 als neuer Würzburger Intendant seine gesammelten Erfahrungen, samt jenen auf dem Sektor Bautätigkeiten, mit ans Mainfranken Theater nehmen. Bei seiner Wahl wurde sicher auch seine erste eigene Operninszenierung, Verdis „La Traviata“, mit ins Kalkül gezogen. Die Kritiken waren sehr gut, auch diese Produktion war 2012 mit dem Publikumspreis von den Theaterfreunden Augsburg und dem Augsburg Journal geehrt worden.
Was zeichnet den Menschen Markus Trabusch aus? Seine stete Gesprächsbereitschaft, sein sicheres Gespür für das Gegenüber, für Schauspielerinnen und Schauspieler, die Karriere machen könnten. Gelernt hat er die Fähigkeit des richtigen Einschätzens in seiner Zeit als Professor am Mozarteum in Salzburg und außerdem in enger Zusammenarbeit mit seiner Lebensgefährtin Sigrid Herzog, Regisseurin und Vizepräsidentin der Otto-Falckenbergschule in München. Herzog selbst hat in Augsburg ebenfalls erfolgreich inszeniert, vielleicht wird dieses Glück nun den Würzburgern zuteil.
2012 fanden in Augsburg übrigens die Bayerischen Theatertage statt. Das Schauspielensemble war während des Festivals im Dauereinsatz, sein Schauspieldirektor Trabusch wurde zwei Wochen lang nicht müde, sowohl die eigene Truppe auf Kurs zu halten wie die auswärtigen Ensembles zu betreuen. Aus der Ruhe hat er sich nie bringen lassen.
Schöne Aussichten für Würzburg.