„Ich gehe mit einem traurigen, aber auch lachenden Auge.“ Homaira Mansury, seit 2014 SPD-Stadträtin und stellvertretende Vorsitzende der Fraktion, verlässt Würzburg aus privaten Gründen und wird deshalb Ende März ihr Mandat niederlegen. Für sie rückt Eckhard G. Beck aus Heidingsfeld in den Stadtrat nach.
„Es ist keine Entscheidung gegen Würzburg“, betont die 37-Jährige gegenüber der Redaktion. Sie wird in ihre rheinische Heimat, sie ist in Neuwied geboren, zurückkehren. Auch dort will sie sich für die Sozialdemokraten engagieren. In ihrer Wahlheimat Würzburg ist ihr das erfolgreich gelungen.
2007 kam die Tochter afghanischer Eltern nach dem Studium von Soziologie, Anglistik und Erziehungswissenschaften an den Main. 2013 gelang ihr zwar nicht der Einzug in den Bundestag, doch bei der Stadtratswahl ein Jahr später erreichte sie das zweitbeste Ergebnis aller SPD-Kandidaten. „Das war ein großer Vertrauensbeweis“, freut sie sich noch heute, wie auch ihre Bilanz über ihre fast zwei Jahre im Stadtrat rundweg positiv ausfällt: „Trotz viel Arbeit hat es irre Spaß gemacht.“
Sie habe gesehen, dass man viel bewegen können, auch über Fraktionsgrenzen hinweg. Mansury engagierte sich vor allem für soziale Belange und schob das „Sozialticket“ mit an. Das sozialverträgliche ÖPNV- und Kulturangebot ist zwar noch in der Warteschleife, doch hofft Mansury auch in der Ferne auf dessen Einführung.
Ihr Engagement für das „Sozialticket“ würdigt auch Alexander Kolbow. Der SPD-Fraktionschef bedauert den Weggang. Die Würzburger SPD verliere „eine wichtige Kommunalpolitikerin, die in insbesondere die Sozial-, Integrations- und Wohnungsbaupolitik mitgestaltet“ habe.
Mansury, die 2013 bis 2015 auch dem Bundesvorstand der Sozialdemokraten angehörte, arbeitete als Dozentin an der Akademie Frankenwarte, an der sie die Bereiche Integration, interkultureller Dialog, Europa, Mittlerer und Naher Osten sowie politisches Management betreute. Ehrenamtlich engagiert sie sich unter anderem für die Organisation „Afghanischer Frauenverein“ mit Förderprojekten für Flüchtlingsfrauen und -kinder.
Was die Migrationsexpertin zur Flüchtlingssituation vor Ort sagt? „Ich glaube, dass die Bevölkerung und die Stadtverwaltung das gut meistern. Hierbei werden keine parteipolitischen Gräben aufgemacht. Ich habe das Gefühl, alle ziehen an einem Strang.“
Man müsse sich nur einmal die Mühe machen, einem Flüchtling fünf Minuten zuzuhören, dann könne man die Situation auch verstehen, sagt Mansury. „Und offenbar machen sich hier viele diese Mühe.“
Das freut sie ebenso wie die „ganz tolle Erkenntnis“, dass sie in Würzburg viele Netzwerke spinnen konnte. „Immer Klartext reden, auch wenn man sich dadurch nicht nur Freunde macht“, ist ihre Devise.
Und wenn Mansury nicht redet, singt sie. Denn Musik ist neben Politik ihre große Leidenschaft. In Würzburg hat sie diese ausgelebt in Bands wie „Boris C“. Selbst im Wahlkampf warb sie singend. Was Musik und Politik gemeinsam haben? „Hauptsache, man macht's mit Herzblut.“