Paul Lehrieder aus Gaukönigshofen, seit 2005 für die CSU im Bundestag, ist bei den Parteikollegen in seinem Wahlkreis, Stadt und Landkreis Würzburg unumstritten. Das belegte das Ergebnis der Nominierungsversammlung im Giebelstädter Gasthof Lutz eindrucksvoll: Lehrieder erhielt 136 von 138 Stimmen, bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme. Damit hat er das Ergebnis vom 11. September 2012 von damals 95,3 auf 99,3 gesteigert.
Straffes Programm
Die Nominierung Paul Lehrieders, der im Bundestag den Ausschuss Familie, Senioren, Frauen und Jugend leitet – ging am Freitagabend ebenso schnell über die Bühne, wie sie eindeutig war. Es gab ein kurzes Grußwort von Landtagspräsidentin Barbara Stamm und einen mittels Powerpoint gestrafften (daneben aber auch auf 26 Seiten schriftlich vorliegenden) Tätigkeitsbericht des Abgeordneten.
Vorzeigepolitiker
Dann übernahm der Landtagsabgeordnete Manfred Ländner (Kürnach) die Aufgabe, mit warmen Lobesworten für den einzigen Bewerber fürs Kandidatenamt zu plädieren. Paul Lehrieder sei „einer der Vorzeigepolitiker in Bayern“. Er sei „eminent einsatzfreudig, eminent fleißig und produktiv.“ Zudem sei er „geerdet“ durch sein früheres Bürgermeisteramt in Gaukönigshofen (1990-2006), sein langjähriges Amt im Kreistag (seit 1996) und durch seine ehrenamtliche Tätigkeit. „Einer aus unserer Mitte soll uns in Berlin vertreten“, forderte Ländner unter dem stürmischen Beifall der Delegierten.
Thema Terror
Natürlich waren Terror und Amoklauf, nur wenige Tage zuvor, auch Thema: „Wir in Bayern sind zutiefst getroffen“, sagte Landtagspräsidentin Barbara Stamm in ihrem Grußwort. Bisher habe man zwar auch stets der Opfer, in Paris, Nizza oder Istanbul gedacht, sei betroffen gewesen: „Aber bisher war das doch irgendwie weit weg von uns. Jetzt ist es ganz, ganz nah gekommen.“
Die daraus folgenden Ängste der Bürger müsse man ernst nehmen. Auch wenn niemand hundertprozentige Sicherheit gewährleisten könne, müsse man jetzt noch mehr tun für Sicherheit und Prävention, so Stamm. Die Kommunalpolitik sei das Herzstück der Politik. Sie müsse Antworten geben auf die unterschiedlichsten Lebenslagen. Unterstützung und Schutz der Familien hätten für die CSU Priorität.
Vorrang für Familie
Dabei stehe ganz vorne die bestmögliche Bildung für die Kinder. Auch eine sozialpädagogische Betreuung sei wichtig, um Fehlentwicklung frühzeitig zu erkennen, so die Politikerin. „Wir brauchen eine Kultur des Hinschauens, nicht des Wegschauens“. In diesem Sinne müsste die Unionsfamilie in der Zukunft wieder näher zusammenrücken: „Wir müssen wissen, was uns überfordert.“
Wir müssen das schaffen
„Lehrieder unterstützte Stamms Meinung: „Integration muss gelingen.“ In Anspielung auf Merkels Satz forderte er, nicht zu sagen, „Wir schaffen das“, sondern: „Wir müssen das schaffen.“ Gleichzeitig stellt er klar: „Wir können Menschen, die sich nicht an unsere Gesetze halten, hier nicht dulden.
“ Gleichzeitig mahnte der Kandidat, man dürfe aber auch nicht die Fehler wiederholen, die man vor 50 Jahre mit den Gastarbeitern und später mit den Balkanflüchtlingen gemacht habe. „Wir dürfen diese Menschen nicht links liegen lassen. Wir müssen aber auch aufpassen, dass wir unsere Menschen hier nicht vergessen“, verkündete er unter großem Beifall.
Wobei Lehrieder in seinem Rückblick auch deutlich machte, wie gut die Bundesrepublik, wie gut Bayern derzeit dastehe. „Im Januar 2015 hatten wir die beste Arbeitsmarktlage seit der Wiedervereinigung“. Gleichzeitig seien 2014 deutlich mehr (+75 000) Kinder geboren worden als noch vier Jahre vorher und die statistische Zahl der Geburten pro Frau von 1,39 auf 1,48 gestiegen. Auch wenn das möglicherweise nicht nur an der Politik liege, spiele sicher eine Rolle, dass Eltern sich dank der Familiengesetzgebung weder Sorgen um ihren Arbeitsplatz noch um eine adäquate Kinderbetreuung machen müssten, sagte Lehrieder.
Stadt und Land Hand in Hand
Barabara Stamm lobte die Zusammenarbeit von Stadt und Landkreis Würzburg. „Stadt und Land Hand in Hand“, das sei unter dem Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) und Landrat Eberhard Nuß (CSU) „ganz lebendig geworden.“
Auch der CSU-Landtagsabgeordnete Oliver Jörg trage einen wichtigen Teil dazu bei, erstrecke sich doch sein Wahlkreis über die Stadt hinaus in die Landkreiskommunen Gerbrunn und Rottendorf. Hier würden wichtige Weichen gestellt.
Stamm habe deutlich gemacht wie eng verbunden Kommunal-, Landes- und Bundespolitik seien, sagte der CSU-Kreisvorsitzende Thomas Eberth, der Vorsitzende der Nominierungsversammlung.
Nach der von Christine Bötsch (Würzburg), Birgit Börger (Prosselsheim) und Peter Kreutner (Würzburg) zügig durchgezogenen Wahl, verkündete Eberth: „Wir haben wieder einen Kandidaten. Das heißt für uns jetzt, sich wieder auf einen Wahlkampf einzustellen.“