In der Nacht des 9.November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen, Geschäfte wurden geplündert, Menschen wurden verletzt und getötet. Mit dieser Nacht begannen die Nationalsozialisten die systematische Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Einen Tag später, am 10.November 1938, erreichten die Gräuel auch Gaukönigshofen.
In einer Gedenkstunde in der Synagoge, die seit 1988 als Kreisgedenkstätte eingerichtet ist, erinnerten sich wie alljährlich, die Teilnehmer an die 29 jüdischen Mitbürger die zum Großteil in Konzentrationslagern ihr Leben verloren haben. In der berührenden Veranstaltung erinnerte Organisatorin Gertraud Renner an die Vorgänge vor 79 Jahren.
Nach den Berichten von Zeitzeugen werden am späten Abend des 10.Novembers die jüdischen Anwesen im Unterdorf von SA-Leuten, Parteimitgliedern und Mitläufern heimgesucht. Während die Täter, nach Aussage eines Zeitzeugen, hausten wie die Vandalen, schauten etwa 50 Gaukönigshöfer dem Treiben zu, riefen „Bravo“ klatschten in die Hände und liefen der Horde hinterher.
Mit welchem unvorstellbaren Ausmaß die Nazis daran gingen, die Juden auch in Mainfranken zu vernichten, das verdeutlichte die Schilderung von Jens Renner. Auch die jüdischen Mitbürger in Gaukönigshofen wurden, so Gertraud Renner, im Jahre 1942 gezwungen ihren Heimatort überstürzt zu verlassen. Nach ihren Worten durften sie in ihren Koffern und Taschen nur das Nötigste mitnehmen.
Die damalige Situation symbolisierte ein kleiner Koffer vor dem Toraschrein. In diesen Koffer wurden die Blätter mit den Namen der ermordeten Menschen gelegt, die von Teilnehmern der Gedenkstunde ausgesprochen und so vor dem Vergessen bewahrt wurden.
Laut Bürgermeister Bernhard Rhein ist Gaukönigshofen eine der 109 unterfränkischen Gemeinden, in denen jüdische Bürger gewohnt und die ihre Reise in die Vernichtungslager von Würzburg/Aumühle aus angetreten haben. An dieser Deportationsstelle soll ein Mahnmal entstehen.
Als Gedenken und Ausdruck der Verbundenheit werden an dem Mahnmal nicht nur die Namen der Gemeinden sondern auch Koffer, Decken oder Rucksäcke aus Stein oder Metall angebracht werden. Ein Duplikat davon wird in den Gemeinden aufgestellt. In Gaukönigshofen hat sich der Gemeinderat für einen Koffer aus Muschelkalk entschieden.
Neben den Stolpersteinen und dem Unterhalt der Kreisgedenkstätte mit der Synagoge für die auch der Landkreis Würzburg Gelder zum Unterhalt beisteuert, setzt die Gemeinde, so der Bürgermeister, mit dem Koffer ein weiteres Zeichen für die Verbundenheit mit dem jüdischen Menschen die einstmals hier gelebt haben.
Mitgestaltet wurde die Gedenkstunde von den Mitgliedern der Musikkapelle Harald Eck, Doris Sollner, Barbara Haaf, Bernhard Nagl und Christine Schwab. Unter der Leitung von Esther Pfeuffer intonierte die Gruppe zu Herzen gehende Melodien die, neben Trauer und Melancholie, auch eindrucksvoll Freude und jüdische Lebenslust zum Ausdruck brachten.
Der Dank von Landrat Eberhard Nuß galt der Musikgruppe ebenso wie Gertraud Renner. Mit der Gedenkstunde setzten die Veranstalter, wie er sagte, ein wichtiges Signal gegen das Vergessen.
Bevor die Teilnehmer die Synagoge verließen, um an den Stolpersteinen weiße Rosen niederzulegen, schloss die Gedenkstunde mit dem „Kaddisch“, der zu den wichtigsten Gebeten im Judentum zählt.