Samstagabend, kurz vor sieben. Der Kardinal-Döpfner-Platz füllt sich. Alte und junge Menschen strömen herbei, um Würzburgs neuen Bischof Franz Jung zu begrüßen. Zwar wird er erst am Sonntag im Dom zum Bischof geweiht, doch schon der „weltliche“ Empfang, den ihm die Stadt und der Landkreis Würzburg sowie das Stadtdekanat bescheren, ist berauschend.
„Ob Petrus mitmacht?“, fragt sich eine Besucherin mit Blick auf den bewölkten Himmel. Er macht mit. Erst nach dem offiziellen Teil fallen erste Tropfen vom Himmel. Franz Jung lächelt, als er die Treppen des Bischof-Palais hinuntergeht und die ersten Hände schüttelt. Es sollen noch viele mehr werden an diesem Abend.
Zahlreiche prominente Gäste
In lockerer Atmosphäre ergreift Oberbürgermeister Christian Schuchardt vor den etwa 600 Besuchern das Wort und nimmt Bezug auf den Wahlspruch des künftigen Bischofs: „Spem ancoram animae“ – „eine Hoffnung als Anker der Seele“. „Das erinnert uns, dass der Glaube uns Halt gibt“, betont der OB und begrüßt neben Jung auch zahlreiche prominente Gäste wie den Apostolischen Nuntius in Deutschland Erzbischof Dr. Nikola Eteroviæ, die Bischöfe John C. Ndimbo (Mbinga/Tanzania) und Bernardo Johannes Bahlmann (Óbidos/Brasilien) sowie Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Auch Würzburgs Vorgänger im Amt, der emeritierte Bischof Friedhelm Hofmann, und Mitglieder des Würzburger Domkapitels geben Jung die Ehre.
Würzburg mit seinen 39 Kirchtürmen möchte dem neuen Bischof zeigen, dass es ihn mit offenen Armen empfängt, sagt Schuchardt. Dass sich auch der Landkreis mit seinen 160 000 Menschen freut, betont Landrat Eberhard Nuß und bringt Jung nahe, dass er in der Region Würzburg „schon jetzt im Paradies lebt“.
Erinnerung an die Wallfahrt von 1990

Persönlich dann die Worte des Stadtdekans und Domkapitulars Jürgen Vorndran: „Ich erinnere mich an eine Wallfahrt im Jahr 1990, bei der fünf Theologiestudenten, darunter auch Franz Jung, von Gerolzhofen nach Vierzehnheiligen gepilgert sind, 80 Kilometer über die Heiligen Länder in den Hassbergen.“ Da habe der künftige Bischof den Main in Franken zum ersten Mal zu seinen Füßen liegen sehen. Der spätere Kardinal Julius Döpfner habe dieses Gefühl so beschrieben: „Da fließt der Main, der Franken so sehr liebt, dass er sich windet und krümmt, seine Strecke ins Maindreieck und ins Mainviereck hinein verlängert, fast so als sei es ihm bange, Franken verlassen zu müssen, um in den Rhein zu münden.“
Frankenlied mit neuen Strophen
Die Besucher auf dem Kardinal-Döpfner-Platz wundert es nicht, dass das Frankenlied plötzlich um zwei Strophen reicher ist: „Wohlauf, Franz Jung geht weg vom Rhein, wer lange sitzt muss rosten“, heißt es da und endet mit: „Ausdauer, Fleiß und Zähigkeit wird er als Bischof brauchen, wenn er in Würzburgs Herrlichkeit wird bis zum Hals eintauchen.“ Die Musik dazu kommt von der Rochus-Kapelle aus Versbach. „Wir sind stolz darauf, dass wir heute hier spielen dürfen“, sagt Leiter Rudolf Küth.
Sichtlich gerührt nimmt Jung von Vorndran und Helga Neudert, Vorsitzende des Dekanatsrats Würzburg-Stadt, die traditionellen Gaben Brot und Salz entgegen. Jung erklärt, wie wie wichtig ihm ein partnerschaftliches Miteinander ist. „Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, dann esst, was man euch vorsetzt. Dann heilt die Kranken, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist nahe“, zitiert der gebürtige Pfälzer aus dem Neuen Testament. Wo sind in Würzburg Flecken, wo sich etwas entwickeln kann? Was bedarf der Heilung? „Ich würde mich freuen, wenn jeder von Ihnen in der Begegnung mit mir vielleicht noch einmal den Winkel und die Ecke von Würzburg zeigt, die ihm wichtig ist, damit wir gemeinsam das Schöne und das Potenzial entdecken können“, sagt der 52-Jährige.
Kennenlernen bei Wein und Gebäck

Nahtlos geht der offizielle Teil über in ein Händeschütteln, Vorstellen und Kennenlernen. Viele wollen dem Geistlichen nah sein – auch, wenn es nur für einen kurzen Moment ist. „Ich erhoffe mir, dass wir mit ihm einen modernen und aufgeschlossenen Bischof bekommen, der die katholische Kirche nach vorne bringt“, sagt Besucherin Renate Fiedler. Auch der 14-jährige Andreas Niedermeier und der 16-jährige Konstantin Götz sind vom Empfang beeindruckt. Beide sind Oberministranten und wünschen sich, „dass der neue Bischof die Jugend besonders einbezieht“.
Das hoffen auch die Schülerinnen der St. Ursula Schule, die zusammen mit Ursulinen-Oberin Schwester Katharina Merz eine überdimensional große Grußkarte mit mehr als 1100 Unterschriften an Jung überreichen. Ihr Banner „Die Schulfamilie der Sankt-Ursula-Schule begrüßt ihren Bischof Franz“ ist nicht zu übersehen.
Während der emeritierte Bischof Hofmann seinem Nachfolger „ein offenes und hörendes Herz“ für die Belange der Menschen vor Ort wünscht, beschreibt ihn Stadtdekan Vorndran gegenüber der Redaktion als „bodenständig, humorvoll und blitzgescheit“. „Mit ihm hat Würzburg einen guten Fang gemacht.“