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Günther Fischer

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Unterm Strich

Unterm Strich: Karneval der Tiere

Was hat es der Puma doch gut: Kein Mensch schreibt ihm vor, dass er seine Arbeit im Homeoffice zu erledigen hätte. Also streift er gelassen durch Santiago de Chile. Ein menschenleerer Ort, genau das Richtige für einen Puma. Der Pfau, der so schöne Räder schlagen kann, stolziert dieweil über die Luxus-Avenuen von Madrid. Manch Madrilene beobachtet das Treiben von seiner Wohnung aus. Dem Pfau ist's gleich, denn er hat die Stadt erobert. So, wie es die Wildschweine in Barcelona getan haben. Und so geht das in der ganzen Welt: Im japanischen Nara wurde eine Hirschherde gefilmt, die seelenruhig durch die Straßen zog. In Haifa in Israel nutzte eine Wildschwein-Rotte die Ostertage für einen Ausflug durch die Metropole. Und auch durch Paris, die Stadt der Liebe, traben immer wieder Rehe, möglicherweise auf der Suche nach einer Amour fou. Der Stillstand, zu dem das Menschengeschlecht verdammt ist, wird zum Segen für Schakale von Tel Aviv und die Kojoten von San Francisco. Corona wird zum „Balsameffekt für die Tierwelt“, wie es Roberto Hartasánchez von der spanischen Stiftung zum Schutz von Wildtieren formuliert. Der gefallene Mensch muss weichen, damit die unschuldige Natur ihren Platz zurückgewinnt. Uns macht ein abgesagtes Münchner Oktoberfest nicht Angst. Auf den Bierbänken können Luchse dösen, fröhliche Kröten hüpfen von Bierkrug zu Bierkrug, während sich die Geier mit den Riesenrad-Kabinen einen anstrengenden Horst-Bau ersparen. Alles ist still. Nur in der Ochsenbraterei hören wir einem bayerischen Löwen beim Schnarchen zu. Alles ist wieder gut.

Günther Fischer

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