So viel Aufmerksamkeit hatte der Studentischen Konvent der Universität Augsburg bislang selten: In einer Sitzung am Mittwochabend behandelte das zentrale Beschlussgremium der Studierendenvertretung einen Antrag, der es bis in die Bild-Zeitung schaffte. Grund: Eine Gruppe von Studierenden hatte beantragt, im Hörsaalzentrum sogenannte "Gloryholes" einzurichten - Löcher in der Wand, die anonymen Sex ermöglichen. Die bundesweite Resonanz veranlasste den Studentischen Konvent am Donnerstag zu einer Stellungnahme, die mit dem eigentlichen Antrag nur noch am Rande zu tun hatte.
Gloryholes an Uni Augsburg: Antrag wurde abgelehnt
Eines vorweg: Der Antrag wurde in der Sitzung mit 20 zu fünf Stimmen (bei acht Enthaltungen) abgelehnt. Die Idee von Gloryholes wird an der Uni Augsburg damit nicht weiter vorangetrieben. Der Studentische Konvent bezog am Donnerstag in einer Pressemitteilung aber klar Stellung zur öffentlichen Diskussion über den Vorstoß: Man habe dieses bundesweite Interesse mit "großer Verwunderung" wahrgenommen. Dass dem Antrag zumindest teilweise "mit einer Mischung an Belustigung und moralisierender Abscheu und Ekel" begegnet worden sei, könne "mit queer-feindlichen Einstellungen erklärt werden, die immer noch tief in unserer Gesellschaft verankert sind", so Florian Wolf, Vorsitzender des Studentischen Konvents.
Grundsätzlich hätten alle Studentinnen und Studenten das Recht, einen Antrag an den Studentischen Konvent zu stellen. Solche Anträge dürften aber nicht als Position der Augsburger Studierendenvertretung verstanden werden. Dass der Antrag in einem Newsletter des Konvents aufgetaucht war, habe daran gelegen, dass man Studentinnen und Studenten vor einer Sitzung über die Tagesordnung informieren wollte.
Wolf und seine Stellvertreterin Hannah Wind beklagten am Donnerstag in ihrer Stellungnahme, dass queere Studierende auf dem Campus täglich Diskriminierung ausgesetzt seien: Beispiele dafür seien zum Beispiel, dass man den Namen des Uni-Accounts nicht an einen neuen Vornamen anpassen könne, oder dass es auf dem Campus ausschließlich binär-gegenderte Toiletten gebe. "Diese und andere Probleme, die vor allem queere Studierende, aber auch andere Universitätsangehörige, betreffen, müssen sichtbar gemacht und gelöst werden." Der Studentische Konvent freue sich deshalb über "die diskursive Anregung durch den Antrag auf Gloryholes", man werde sich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass alle Studierende ihr Antragsrecht frei nutzen können. (nip)