Die Horrorgeschichten reihen sich aneinander: Nach der Nosferatu-Spinne soll sich nun auch die hochgefährliche Chilenische Winkelspinne bald in Deutschland niederlassen. Sie gilt als eine der gefährlichsten Spinnen der Welt. Aber ist an diesen angsteinflößenden Gerüchten wirklich etwas dran? Und wie gefährlich ist die Chilenische Winkelspinne überhaupt?
Chilenische Winkelspinne – jedes Jahr sterben etwa 450 Menschen in Chile
Die Chilenische Winkelspinne gilt als eine der tödlichsten Spinnen der Welt. An ihrem Biss sterben jedes Jahr in Chile rund 450 Menschen, wie chilenische Kliniken berichten. Chile ist von der Spinne sehr betroffen. Forschungen zufolge wird die Chilenische Winkelspinne mit dem lateinischen Namen "Loxosceles laeta" in 41 Prozent der städtischen Gebäuden und in 24 Prozent der ländlichen Gebäuden in Zentralchile gefunden. Bei einem Biss der nicht sehr aggressiven Spinne kommt es in etwa 75 Prozent der Fällen zu Nekrosen, also dem Absterben von Gewebe. In Chile wird dieses Symptom "Loxoscelismo" genannt, in Anlehnung an die wissenschaftliche Bezeichnung der Spinne.
Dass es zu den Nekrosen kommt, liegt an dem Gift der Spinne, das Levartenol, einen Botenstoff, der die Blutgefäße verengt, sowie die Enzyme Sphingomyelinase D und Hyaluronidase enthält. Neben absterbendem Gewebe kann das Gift Bluterkrankungen und Nierenversagen verursachen und im schlimmsten Fall tödlich enden.
Chilenische Winkelspinne – Jeder zehnte Biss ist lebensgefährlich
Die Nekrosen, die im Zuge des "Loxoscelismo" auftauchen, werden unterschieden in "Loxoscelismo cutáneo" und "Loxoscelismo cutáneo-visceral". Die erste Form, der "Loxoscelismo cutáneo", ist harmloser. Er verursacht Nekrosen auf der Hautoberfläche, die zwar schmerzhaft, aber nicht lebensgefährlich sind. Es ist der "Loxoscelismo cutáneo-visceral", der zum Tod führen kann. Denn hier sind von den Nekrosen auch die Eingeweide betroffen.
Die Nekrosen lassen sich aber gänzlich verhindern, indem schnell reagiert wird. Nach einem Biss muss sofort ein Arzt oder besser ein Krankenhaus aufgesucht werden, wo ein Gegenmittel verabreicht werden kann. Laut einer im letzten Jahr veröffentlichten brasilianischen Studie senkt das Verabreichen von Gegengift innerhalb von 48 Stunden nach dem Biss die Wahrscheinlichkeit von Nekrosen um 30 Prozent.
Besonders gern in Bettwäsche oder Klamotten – Chilenische Winkelspinne versteckt sich
Die Chilenische Winkelspinne ist nicht immer leicht zu finden. Sie versteckt sich vor allem in abgelegten Klamotten oder in Bettwäsche, wo sie dann oft von Menschen überrascht werden. Laut dem chilenischen Gesundheitsministerium ereignen sich 38 Prozent der Bisse nachts im Bett und 32 Prozent beim Anziehen von Wäsche. Besonders wenn die Wäsche länger herumlag, sollte sie deshalb gut ausgeschüttelt werden, bevor man sich anzieht.
Die Chilenische Winkelspinne ist behaart, braun und hat einen etwa einen Zentimeter langen Körper. Ihre Beine können eine Länge von bis zu 45 Millimetern erreichen. Die Spinne ist sehr flink und agil, sie kann mit einer Geschwindigkeit von bis zu 15 Stundenkilometern rennen.
Chilenische Winkelspinne in Deutschland – Was ist dran an den Gerüchten?
Aber kommt die Chilenische Spinne jetzt nach Deutschland, wie die Berichte in letzter Zeit suggerieren? Hier gibt es zunächst Entwarnung: Experten gehen davon aus, dass bisherige Meldungen von Sichtungen der Chilenischen Winkelspinne Falschmeldungen waren. Nicht aus böswilliger Absicht, sondern vielmehr aus laienhaftem Unwissen. Die Spinnen seien nur schwer zu unterscheiden und andere aber ähnliche Spinnenarten wie die Große Winkelspinne seien schon seit langer Zeit in Deutschland vertreten.
Eine Ausbreitung der Chilenischen Winkelspinne sei eher unwahrscheinlich, dafür sei der Winter in Deutschland immer noch zu hart. Sollte der Klimawandel allerdings weiter voranschreiten, könnten sich die Temperaturen hierzulande weiter erhöhen und einen komfortablen Wohnort für die Giftspinne erschaffen.
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