An leer stehende Wirtshäuser hat man sich in Zeiten schwindenden Personals und ausufernder Kosten längst gewöhnt – aber in der Wein- und Genussmetropole Iphofen? Dort versucht man aktuell gleich zwei Lokalen neues Leben einzuhauchen. Während im Genusshaus am Marktplatz Ende 2024 die Lichter ausgingen, wartet die Gaststätte in Mönchsondheim nach ihrer kostspieligen Totalsanierung auf ihre glanzvolle Einweihung.
Iphofen
Wer hat denn noch Lust 12 Std. oder länger am Tag zu arbeiten, wenn Work-Live- Balance wichtiger ist?
Das ist doch das nicht das Problem dieses Vorhabens. Das Problem ist, dass das Objekt in einem - Tschuldigung - Kaff mit viel zu wenig Kundenpotential steht. Ein Wirt wird dort mit seiner Gastwirtschaft niemals Gewinn erwirtschaften.
Wenn man meint, dass das Kirchenburgmuseum in Mönchsondheim eine Gastronomie dieser Grösse tragen könnte muss man echt grosse Visionen haben. Mönchsondheim ist nicht Bad Windsheim und noch nicht mal Fladungen. In letzterem gab es genug Probleme eine neue Pächterin für das Museumswirtshaus zu finden, bei 54000 Besuchern in 2023. Wie Museumsgastronomie für kleine Freilandmuseen funktionieren kann ist in Gottersdorf zu sehen. Wenn man sich daran orientieren will ist Megalomanie allerdings nicht hilfreich.
Was die zusammenstudierten Personen sich zuweilen in ihren Köpfen zusammenstellen, hat mit der Realität manchmal sehr wenig zu tun. Gastronomie in einem „Kaff“ mit so wenig örtlichem Potenzial ist schon schwierig genug, dann noch das komische Museum an zu bringen, ist txpisches Behördendeutsch. Als ob da jeder den Gasthof nutzen würde und entsprechend konsumiert. Das ich nicht lache. Die Leute haben einfach durchgerechnet und sind gegangen. Verständlich…
"Am bisherigen Konzept – Bistro und kleiner Laden mit regionalen Produkten – will man festhalten." Also wieder Vinothek 2.0. Dieses Konzept ist erst ein mal gescheitert, zu selten um daraus zu lernen.
Auf einen Pächter in Mönchsondheim kann die Kommune lange warten, denn das bisschen Besucher des Museums trägt als Laufkundschaft keineswegs solch einen Betrieb auch nur ansatzweise. Nehmen wir mal an, 40% der Gäste gehen danach dort essen. Das macht etwa 21 Gäste am Tag. Rechnen wir im Schnitt 25 Euro pro Gast, macht 525 Euro Umsatz an Tag, bzw. 12,600 Euro/Monat. Die meisten Gasthöfe haben eine Fixkostenstruktur, bei denen solch ein Umsatz viel zu wenig für einen dauerhaften, rentablen Betrieb ist. Die 177 Einwohner von Mönchsondheim selber sind zu wenig, um einen Gasthof zu tragen. Also müsste der Wirt einen solch tollen Namen haben, dass ständig der Gasthof von außerhalb massiv nur wegen ihm angefahren wird. Wie wahrscheinlich ist das aber? Es fehlt einfach für ein Objekt dieser Größe die notwendige Laufkundschaft, die ist viel zu gering. Die Stadt sollte lieber einen Verein suchen, der an gewissen Tagen das Objekt ehrenamtlich betreibt. Mehr ist nicht drin.
Schade das renovierte Gasthäuser heute überall gleich aussehen und es unklar scheint ob es eine Studentenkneipe, ein Bahnhofscafe oder ein Gourmand Tempel ist…
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