(lsw) Eine uneheliche Kaisertocher und ein Ritter, dem sie verfällt. Das ist echter Bühnenstoff und Heinrich von Kleist (1777-1811) hatte vor 200 Jahren den richtigen Riecher. Mit seinem „Käthchen von Heilbronn“ traf er den Nerv vieler Zeitgenossen und hatte den langersehnten Erfolg, auch wenn die Uraufführung am 17. März 1810 in Wien „gemischte Reaktionen“ hervorrief. 200 Jahre Käthchen ist in Heilbronn Anlass zum Feiern.
Wirklich häufig gespielt wurde das Stück erst nach Kleists frühem Tod 1811: „Das Stück hat unsere Stadt in die Weltliteratur eingeführt“, sagt Bürgermeister Harry Mergel. Immerhin erinnert das Käthchenhaus am Marktplatz an den literarischen Ritterschlag. Auch wenn es eigentlich gar keine richtige Verbindung zum Stück hat
Das Haus aus dem 14. Jahrhundert bewohnte der Reformator Johannes Lachmann. Erst nach dem Erfolg des Kleistschen Stücks im 19. Jahrhundert machte die Stadt den Bau am Marktplatz zum Käthchenhaus.
Im Drama folgt Käthchen, die Tochter eines Waffenschmiedes, dem Ritter Friedrich Wetter vom Strahl auf seinen Wegen und springt dafür aus einem Fenster. Der Erker am heutigen Haus in Heilbronn wurde zu dieser Stelle stilisiert. Schließlich gerät sie in ein Komplott. Die böse Kunigunde will an Hab und Gut des Ritters, während das Käthchen den Ritter wirklich verehrt.
Sie übersteht ein Feuer, weil ein himmlischer Cherub sie rettet. Der Ritter erkennt seine Liebe zu Käthchen - obwohl ihn der Waffenschmied angezeigt hatte. Die beiden heiraten und der Kaiser verrät, dass sie seine uneheliche Tochter ist.
Das Ritterstück spielt eigentlich kaum in Heilbronn: „Es werden lediglich zwei allerdings wichtige Begebenheiten erzählt, die sich dort abgespielt haben“, sagt der Innsbrucker Germanist und Herausgeber der Kleist-Werke, Klaus Müller-Salget.
Die erste reale Begegnung zwischen Käthchen und dem Ritter sowie das Zusammentreffen vom Kaiser und Käthchens Mutter. „Da sich keinerlei Quelle oder gar Ortssage hat finden lassen, kann man annehmen, dass es Kleist um den Wortsinn des Ortsnamens gegangen ist: Bronn oder Born für Quelle und den Brunnen des Heils. Als Ort ist Heilbronn wohl austauschbar“, sagt er.
Aber eine lange Tradition wird daran nicht zerbrechen. So wird alle zwei Jahre eine junge Heilbronnerin zum Käthchen gewählt, um als Botschafterin für die Neckarstadt zu werben. Im Jubiläumsjahr plant die Stadt noch mehr: „Zum ersten Mal seit 2001 gibt es in unserem Stadttheater wieder eine Käthchen-Inszenierung“, sagt Stadtsprecher Christian Britzke. Ausstellungen, Vorträge und weitere Veranstaltungen folgen.
Dabei steht das eigentliche Jubiläumsjahr noch an: 2011 jährt sich der Todestag des Dichters zum 200. Mal.