Viele Gartenbesitzer glauben, ihrem Beet durch Umgraben etwas Gutes zu tun, und auch Landwirte pflügen und grubbern traditionell ihre Felder. Doch ist Bodenbearbeitung tatsächlich ein Gewinn und unverzichtbar für den Ernteerfolg? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung, zu der das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt auf den Betrieb Hennig in Richelbach eingeladen hatte. Mehr als 50 Landwirtinnen und Landwirte waren gekommen, um sich zu informieren und in Augenschein zu nehmen, wie dieser Betrieb seine Felder bestellt und das Bodenleben fördert. Egid Hennig praktiziert seit einigen Jahren mit Erfolg die Direktsaat, eine Ackerbaumethode ohne jegliches Grubbern, Pflügen und Eggen. „Der Boden ist unser wertvollstes Kapital und damit er das bleibt, sollten wir ihn in Ruhe lassen. Das ist die wichtigste Regel“, so Egid Hennig bei der Begrüßung der Teilnehmer. Hennig geht auf seinem Betrieb seit acht Jahren mit der Direktsaat einen Sonderweg: Er sät nicht in einen blanken oder für die Aussaat bearbeiteten Acker, sondern in die Reste der Vor- oder Zwischenfrucht ein. Diese Pflanzen, die zwischen den eigentlichen Ertragskulturen auf dem Acker stehen, erfüllen vielfältige Funktionen. „Die Zwischenfrüchte ersetzen den Pflug“, so Hennig. Das umfangreiche Wurzelwerk lockert den Boden bis zu 1,5 Metern Tiefe, ohne aber wie beim Pflügen die gesamte Bodenstruktur - im wahrsten Sinne des Wortes - auf den Kopf zu stellen. Die stehenden Zwischenfrüchte bedecken den Boden und schützen ihn so vor Abtrag durch Regen und Wind und hoher Sonneneinstrahlung. Und sie sind das wichtigste Futter für die Regenwürmer. Dass Hennig diese gut versorgt, konnten Studenten aus Triesdorf mit einer Bodenuntersuchung belegen: Etwa 2500 Kilogramm Regenwürmer pro Hektar Fläche, so das Ergebnis. Die lebendigen Böden sind durch die vielen Regenwurmgänge offenporig und nehmen Niederschläge gut auf. „Früher bin ich nach dem Starkregen mit Sorge zum Acker gefahren, heute bleibe ich entspannt. Das ist ein tolles Gefühl“, berichtete der Landwirt begeistert. Gerade mit Blick auf die Zunahme von Extremwetterereignissen sei das ein unschätzbarer Vorteil.
Karlstadt
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