LOHR-LINDIG. Die katholische Kirchengemeinde St. Pius in der Lindig-Siedlung feiert am Sonntag, 18. Mai, ab 17 Uhr an der Mariengrotte nicht nur eine Mai-Andacht, sondern auch das 40-jährige Bestehen der Grotte. Aus diesem Anlass gibt es nach der Andacht an der Grotte eine Bewirtung. Über ihre Entstehung hat unser Medienhaus mit Zeitzeugen gesprochen.
Die Mariengrotte liegt oberhalb der Lindig-Siedlung, nordwestlich vom Hotel Franziskushöhe, an einem Fußweg im Wald. Die Erbauung war eine Gemeinschaftsarbeit des damaligen Pfarrgemeinderats unter Leitung von Ernst Goldbach, des Siedlerbundes mit seinem Vorsitzenden Josef Andreas Wirth und der Kolpingsfamilie Lohr unter Leitung von Robert Rößlein. Baubeginn war am 2. Mai 1985.
Bereits an Pfingsten 1985 wurde der Grundstein geweiht und am 29. Juni das Richtfest begangen. Am 3. November 1985 wurde die Grotte eingeweiht. Die Idee zur Grotte sei von Josef Andreas Wirth ausgegangen, berichtete der Kirchenpfleger Richard Stamm. Anlass sei die Schenkung einer neuen Marienstatue an die Gemeinde durch Dekan Karl Haller gewesen.
Madonna von Sonnleitner
Bis dahin sei in der Lindig-Kirche eine Madonna mit Jesuskind des Würzburger Bildhauers Otto Sonnleitner (1906 bis 1985) gestanden. Dieser war ein Meisterschüler bei Josef Wackerle an der Akademie der Bildenden Künste in München. Von der neuen Statue verdrängt, sei die Madonna im Keller des Pfarrheims neben der Kirche eingelagert worden.
Wirth hatte nach Stamms Worten die Idee, sie in einer Grotte im Nahbereich der Lindig-Siedlung aufzustellen, damit die Gläubigen sie aufsuchen konnten. Die Suche nach einem Standort sei wegen der Hanglage der Lindig-Siedlung nicht einfach gewesen. Bei der Suche habe Oswald Wirth, ein Verwandter von Josef Andreas Wirth, geholfen, der seinerzeit Förster gewesen sei.
»Josef Andreas Wirth war der Motor«, bestätigte auch Otmar Krämer. Er kann sich noch erinnern, wie das THW die große und schwere Marienfigur aus dem Keller des Pfarrheims holte und zur Grotte brachte. Die Grotte habe Georg Franz alleine gemauert. Die Steine habe die Stadt gespendet, sie stammten vom Abriss der alten Gefängnismauer am Schlossplatz.
Oswald Wirth habe einige Fichten ausgesucht, die für den Gerüstbau gefällt werden durften. Viele Helfer seien beteiligt gewesen: »Wir haben uns oben am Bauplatz getroffen und geschafft«, so Krämer. Robert Rößlein habe ihn angesprochen, ob er beim Grottenbau helfen wolle, erzählte Georg Franz. Er sei damals schon zu Kolping in Lohr gekommen. »Ich habe nicht Nein gesagt.« Allerdings habe er sich die Aufgabe etwas anders vorgestellt.
Nachdem das Fundament betoniert worden sei, habe er Rößlein gefragt: »Wo sind die Mauerer?« Dieser habe geantwortet: »Du bist doch da.« So habe er die Mariengrotte in vier bis fünf Wochen alleine hochgemauert. »Damals war ich noch topfit«, so Franz. Seit 2011 kümmert sich in Nachfolge von Josef Andreas Wirth Anita Kühn ehrenamtlich um die Grotte, seit ihr Mann Eberhard in Rente ist, das Ehepaar gemeinsam. »Wir gehen zwei Mal in der Woche hoch und stellen Kerzen auf«, berichtete Anita Kühn. Zu tun gebe es genug: Nach dem Winter müssten die Grotte geschrubbt, die Bänke gesäubert und der Weg hergerichtet werden.
Wildschweine machen Arbeit
Erst vor Kurzem hätten sie die Bänke neu gestrichen und das Geländer repariert. Das Saubermachen im Herbst bereite besonders viel Anstrengungen: »Wir müssen 20 Mal kehren, bis das ganze Laub weg ist.« Immer wieder wühlten Wildschweine den Weg auf, den sie dann reparieren müssten. Vor Jahren habe ein Starkregen den Vorplatz der Grotte verwüstet. »Es ist viel zu tun, aber wir machen es von Herzen gern«, sagte Kühn. tjm