LOHR. Für die seit Jahren finanziell klamme Stadt Lohr ist das Haushaltsjahr 2024 deutlich besser gelaufen als geplant. Darüber, wie die Zahlen zu interpretieren sind, gingen im Stadtrat die Meinungen allerdings etwas auseinander.
Ursprünglich hatte die Finanzplanung der Stadt vorgesehen, dass die Stadt das Jahr 2024 nur durch einen kräftigen Griff in den Sparstrumpf bewältigen hätte können.
Konkret war geplant, dass die Rücklagen im Verlauf des Jahres um rund 1,9 Millionen Euro schwinden. In Wirklichkeit jedoch befanden sich am Ende des Jahres über 1,3 Millionen Euro mehr im Sparstrumpf als zu Beginn.
Kämmerer: relativ erfreulich
Diese frohe Botschaft verkündete Stadtkämmerer Stefan Morgenroth in der jüngsten Stadtratssitzung. Er sprach angesichts der Zahlen in der für kommunale Kassenwarte nicht unüblichen Nüchternheit von einem »relativ erfreulichen Ergebnis«.
Maßgeblich dazu beigetragen hat die Gewerbesteuer. Hier lagen die Einnahmen 2024 mit 10,1 Millionen deutlich über dem Ansatz von 7,5 Millionen. Dies sei »sehr erfreulich« so Morgenroth. Auch im laufenden Jahre lägen die Gewerbesteuereinnahmen aktuell um rund eine Millionen Euro über der Planung.
12,5 Millionen Euro Rücklagen
Die städtischen Rücklagen betrugen laut Kämmerer zum Jahreswechsel 12,5 Millionen Euro, wovon allerdings nur zehn Millionen frei verfügbar seien. Auf der anderen Seite standen zum gleichen Zeitpunkt weitgehend unverändert rund 8,8 Millionen an städtischen Schulden.
Mit der daraus zu errechnenden Pro-Kopf-Verschuldung von 575 Euro liege Lohr deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 801 Euro, führte der Kämmerer aus. Allerdings hat die Sache einen Haken: Denn auch die Lohrer Stadtwerke haben Schulden, und zwar in Höhe von ebenfalls knapp neun Millionen Euro. Hinzu kommen 10,7 Millionen Euro, mit denen die Stadt an den Schulden des Nägelsee-Zweckverbandes beteiligt ist.
31,8 Millionen Euro Schulden
In der Summe, so rechnete Morgenroth vor, belaufen sich die Kredite also auf 31,8 Millionen Euro. Dies ergibt rechnerisch eine Pro-Kopf-Verschuldung von 2079 Euro. Der landesweite Vergleichswert liegt laut Kämmerer hier bei 1167 Euro. Lohr ist demnach also deutlich stärker verschuldet als der Durchschnitt bayerischer Kommunen.
Bürgermeister Mario Paul betonte dazu, dass den Schulden gerade bei den Stadtwerken hohe Sachwerte der Ver- und Entsorgungsinfrastruktur gegenüberstünden. Die Stadt habe sich in der seit Jahren grundsätzlich sehr schwierigen Finanzsituation freigeschwommen, beurteilte Paul die Entwicklung.
Er sprach einerseits von »wirklich stabilen Haushaltsverhältnissen«, sagte aber andererseits auch, dass man deswegen nicht euphorisch werden dürfe.
Gleichwohl verschaffe die aktuelle Finanzlage Planungssicherheit für die kommenden Herausforderungen. Viele Kommunen, so Paul, »würden sich wünschen, in so einer Lage zu sein«.
»Vorsicht«, wandte Ernst Herr (CSU) ein. Ihm war die Interpretation Pauls angesichts der Tatsache, dass die Lohrer Pro-Kopf-Verschuldung fast doppelt so hoch wie der Landesdurchschnitt ist, deutlich zu positiv.
Investitionsstau
Herr begründete seine Sicht mit dem über die finanziell klammen Jahre aufgelaufenen Investitionsstau, beispielsweise bei Kanal- und Wasserleitungen oder beim Straßenunterhalt.
Nicht nur dort zeichneten sich für die kommenden Jahre große Ausgaben ab, weswegen man sich vor einer allzu positiven Betrachtung der Lohrer Finanzlage hüten solle, mahnte Herr. joun