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Lohr: Lohrer Tafel: „20 Jahre gelebte Solidarität“

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Lohrer Tafel: „20 Jahre gelebte Solidarität“

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    Vorsitzender Peter Zilles (rechts) überreicht Michael Donath eine Dankurkunde des bayerischen Landesverbands der Tafeln.
    Vorsitzender Peter Zilles (rechts) überreicht Michael Donath eine Dankurkunde des bayerischen Landesverbands der Tafeln. Foto: Thomas Josef Möhler

    „Die Lohrer Tafel steht für 20 Jahre gelebte Solidarität und Mitmenschlichkeit.“ Das hat die dritte Bürgermeisterin Ruth Steger am Donnerstag bei der 20-Jahr-Feier der Einrichtung im Ulmerhaus betont. Mehrere Redner meinten, trotz aller Verdienste sei es bedauerlich, dass es in einer reichen Gesellschaft überhaupt Tafeln geben müsse.

    Zu ihnen gehörte auch Michael Donath, der mit Thomas Damm die Projektleitung innehat. Die 20-Jahr-Feier sei ein „zugleich trauriges und freudiges Ereignis“. Traurig sei es, dass Menschen in Not ohne staatliche Unterstützung blieben. Über 20 Prozent der Bevölkerung seien von Armut bedroht. Das sei „furchtbar traurig für ein so reiches Land“.

    Freudig sei das Ereignis, weil sich 130 Frauen und Männer in fünf bis sieben Teams ehrenamtlich bei der Lohrer Tafel engagierten. Donath erinnerte sich an 2004 zurück, als in die Beratungsstelle der Diakonie in Partenstein immer mehr Menschen kamen, die nicht genug zu essen hatten. Nach Recherchen sei er auf das Konzept der Tafeln gestoßen.

    Anstoß bei Ausflug

    Eine Tafel wäre ein Projekt für die Diakonie Lohr, habe er sich gedacht, wenn sich genügend Ehrenamtliche zum Einsammeln und Verteilen der Lebensmittel fänden, geeignete Räume und Geld zur Verfügung stünden und sich Märkte bereit fänden, Lebensmittel zu spenden. Der entscheidende Anstoß sei bei einem Mitarbeiterausflug der Aktion Pflegepartner gekommen.

    Das hat Thomas Damm nicht vergessen. Donath habe ihn einen Berg hoch geschleift und gefragt, was er vom Konzept der Tafeln halte. Außer Atem habe er ihm nur antworten können: „Super, machen wir.“ Er habe sich im Internet informiert und dann sei alles eigentlich recht schnell gegangen.

    Maßgeblichen Anteil daran habe der damalige Bürgermeister Siegfried Selinger gehabt. Dieser sei betroffen gewesen, dass es in einer reichen Stadt wie Lohr Menschen gibt, die nicht genug zu essen haben. Selinger habe das Café Schinzler an der Ludwigstraße (mittlerweile abgerissen) zur Verfügung gestellt. „Ohne Selinger hätten wir überhaupt nichts machen können“, so Damm.

    Schnell einig

    Als das Konzept gereift war, habe er sich an Dekan Michael Wehrwein als damaligen Vorsitzenden der Diakonie gewandt, berichtete Donath. Der Vorstand sei sich schnell einig gewesen, dass die Diakonie die Trägerschaft der Lohrer Tafel übernehmen sollte. Im Dezember 2004 sei man an die Öffentlichkeit gegangen.

    „Wir haben einfach Glück gehabt“, meinte der Projektleiter. Es hätten sich genügend Ehrenamtliche für drei Teams, Sponsoren und Märkte gemeldet. Am 7. Mai 2005 sei die Lohrer Tafel mit 28 Berechtigungsscheinen für den Lebensmittelbezug gestartet. Mittlerweile seien es rund 400, die für circa 930 bis 950 Menschen stünden, davon etwa 30 Prozent Kinder und Jugendliche und 20 Prozent Rentner.

    Umzug 2009 in Ottenhof

    Nach einem Wasserschaden im Café Schinzler sei die Tafel im Oktober 2009 in den Ottenhof umgezogen. Ein Lieferservice für Senioren und Behinderte sei eingerichtet worden. Logistiker Hubert Beck habe von einem Tafeltreffen die Idee eines Tafelmobils mitgebracht, um Bedürftige in Spessartgemeinden vor Ort versorgen zu können.

    Mit der Flüchtlingswelle 2015 habe sich die Zahl der Klienten schlagartig verdoppelt. Die Räume im Ottenhof waren laut Donath dafür zu klein. Im August 2015 zog die Tafel an die Jahnstraße um. Neben einem großen Lager und einem Büro habe der neue Standort auch den Vorteil gehabt, dass in unmittelbarer Nachbarschaft Beratungsangebote der Diakonie untergebracht waren und heute noch sind.

    Doch auch diese Räume seien wieder zu klein geworden, so dass das Lager und die Lebensmittelverteilung im November 2024 in eine Halle an der Pommernstraße in der Lindig-Siedlung verlegt worden seien. Das Lager dort ist nach Donaths Worten „traumhaft“, weil es direkt von Lastwagen angefahren werden kann.

    Die Tafeln böten konkrete Unterstützung und wahrten die Würde der Klienten, betonte Landrätin Sabine Sitter. Sie seien geprägt vom Gedanken der Solidarität. Die freiwilligen Helfer investierten unzählige Stunden und gäben der Tafel ihr Gesicht.

    Für die dirtte Bürgermeisterin Ruth Steger sorgt die Tafel für ein „Stück Würde, Nähe und Hoffnung“. Die Ehrenamtlichen setzten ein Zeichen der Wärme. Natürlich wäre es laut Steger aber besser, »wenn eine solche Einrichtung in unserer Gesellschaft überhaupt nicht gebraucht würde«.

    Tisch aus Menschlichkeit

    „Vor 20 Jahren wurde dieser Tisch aus Menschlichkeit und Solidarität gedeckt“, erklärte die Grünen-Kreisvorsitzende Verena Frey. Die Tafel verbinde ökologische Vernunft, also die Rettung von Lebensmitteln, mit Solidarität. In Deutschland würden jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel von privaten Haushalten weggeworfen.

    In der Tafel träfen verschiedene Welten aufeinander, die sonst in eigenen Blasen leben würden, sagte Harald Keiser vom Diakonischen Werk Bayern. In Lohr habe die Diakonie ein Netzwerk mit hoch qualifizierten Fachleuten für bestimmte Lebenslagen geschaffen. Die vornehmste Aufgabe der Diakonie sei es, den Bedürfnissen der Menschen zu folgen.

    Vorsitzender Peter Zilles überreichte Michael Donath eine Dankurkunde des bayerischen Landesverbands der Tafeln. Tafel sei immer Teamarbeit, „ohne die Ehrenamtlichen funktioniert in den Tafeln nichts“. Für Zilles macht die Frage, ob es eine Schande ist, dass es Tafeln geben muss, wenig Sinn: „Wir gehen sehenden Auges in eine große Altersarmut. Es wird die Tafeln noch viele Jahre geben.“

    Kronenkreuz in Silber

    Michael Donath und Thomas Damm ehrten langjährige ehrenamtliche Kräfte. Sie erhielten unter anderem eine Urkunde und das Kronenkreuz der Diakonie in Silber. Für den musikalischen Rahmen der Feier sorgte die Band des Mehrgenerationencafés im Ulmerhaus. Vor der Feier gab es am Nachmittag die Möglichkeit, die neuen Räume an der Pommerstraße zu besichtigen.

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