FRAMMERSBACH. Ein fester Termin im Frammersbacher Veranstaltungskalender ist das Hähnewettkrähen am 1. Mai, zu dem die Geflügel- und Naturfreunde auch heuer wieder auf ihre Vereinsanlage im Wellerstal einladen. Seit über 45 Jahren treten bei diesem Wettkampf Hähne unterschiedlicher Rassen und Größen lautstark gegeneinander an.
Der Startschuss fällt um 11 Uhr. Der Festbetrieb ist ganztägig. Wir haben mit dem langjährigen Vereinsvorsitzenden Dieter Rüppel gesprochen. Auch wenn das Krähen der Hähne am 1. Mai im Mittelpunkt des Festes steht, sind krähende Hähne im Alltag in der Nachbarschaft nicht so beliebt, ist seine Erfahrung. Rüppel skizziert die Schwerpunkte des Vereins und wie sie sich verändert haben. Das Hauptaugenmerk des klassischen Züchters liegt auf deren Rassereinheit und Vitalität, erklärt er. Die Hähne werden für Zucht und Erhaltung von Rassen benötigt. Um möglichst viele Eier befruchten zu können, muss er vital sein. Aber, die Züchter, die sich mit dem Erhalt von alten Kulturrassen beschäftigen oder auch für Ausstellungen züchten, werden weniger, bedauert er.
Erfreulich hingegen sei, dass es derzeit »einen richtigen Boom bei jüngeren Leuten, besonders Frauen und Kindern« gebe. Ihnen gehe es meist darum, Eier von eigenen Hühnern zu haben. Auf Rassereinheit werde dabei weniger Wert gelegt. »Die Hühner müssen gefallen und möglichst regelmäßig Eier legen. Deshalb werden hier auch oft Kreuzungen gehalten oder Legehybride«. (Anmerkung der Redaktion: Legehybride sind Hühnerzüchtungen, die besonders legefreudig sind, aber weniger Fleisch ansetzen) »Viele Hühner werden im eigenen Garten gehalten. Ein Hahn ist wegen der Nachbarschaft selten dabei. Anfragen gibt es viele, sie wollen aber meist keinen Hahn«, ist seine Erfahrung.
Selbstversorger-Boom
Dieser Selbstversorger-Boom habe dem Verein einen Mitgliederschub von 50 Neuanmeldungen, alleine im vorigen Jahr, beschert. Inzwischen gebe es sogar Wartelisten für die Parzellen und teilweise seien diese an zwei Personen vergeben, erfahren wir. Aber Hühner sind Lebewesen, um die sich ihre Halter kümmern müssen. Täglich muss nachgeschaut und gefüttert werden. Das sorgt auch für eine Bindung zwischen Mensch und Tier.
»Bei vielen sind die Hühner handzahm und fliegen auf Arm und Schulter«, weiß Rüppel. Dass der Fokus der Hühnerhaltung weggeht von der reinen Rassezucht, zeige sich an den rückläufigen Mitgliederzahlen beim Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter. Das Ausstellungswesen habe bei den heutigen Hühnerhaltern nicht mehr oberste Priorität.
Dafür gewinnen die Ortsvereine wieder stärker an Bedeutung, zieht Rüppel positiv Bilanz. Hühner auf der Vereinsanlage, statt im heimischen Garten zu halten, habe klare Vorteile, sagt Rüppel. »In einer Geflügelanlage, wie in Frammersbach, ist es viel einfacher Hühner zu halten. Auch im Urlaub ist jemand da, der nach den Hühnern schaut. Untereinander gibt es Meinungsaustausch und Hilfe«, betont er. Dazu gehöre auch die digitale Gemeinschaft, die den regen Kontakt der Hühnerhalter untereinander bestärke. ahe