Die Kommission zur Aufklärung der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs im Bistum Fulda wird ihren mit Spannung erwarteten Abschlussbericht voraussichtlich in den kommenden Wochen vorlegen. Der Fuldaer Bischof Michael Gerber sieht der Veröffentlichung nach eigenen Worten mit großem Interesse entgegen. Den Inhalt des Berichts kenne er noch nicht, sagte er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
«Ich rechne nach den Erfahrungen anderer Bistümer damit, dass der Bericht uns wichtige Erkenntnisse zur Vergangenheit bringen, aber auch Impulse für die Zukunft vermitteln wird», sagte Gerber, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist. Nur wer kritisch auf die eigene Vergangenheit zurückblicke, könne auch zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Aufarbeitung «aus eigenem Selbstverständnis heraus»
«Wenn wir als Kirche uns der Aufarbeitung nur wegen des gesellschaftlichen Drucks stellen würden, wäre dies zu wenig», betonte der Bischof. «Nein, das geschieht aus unserem eigenen Selbstverständnis heraus.» Dabei gehe es sowohl um den notwendigen kritischen Umgang mit der eigenen Geschichte als auch um den Respekt und die Achtung vor den unmittelbar Betroffenen.
Gerber erhofft sich von dem Bericht nach eigenen Worten Hinweise auf die zu ziehenden Konsequenzen. Er wolle nach der Lektüre mit der Kommission ins direkte Gespräch zu kommen, um auch selbst nachfragen zu können.
Das Bistum Fulda setze im Umgang mit Missbrauchsfällen seit Jahren auf eine umfassende Präventionsarbeit und eine «gewissenhafte Intervention, also die Art und Weise, wie wir auf neue Vorfälle reagieren», sagte er. Jetzt komme als dritte Säule die verantwortungsbewusste Aufarbeitung hinzu. Dabei müsse immer die Frage gestellt werden: «Welche konkreten Schlüsse ziehen wir denn aus der Vergangenheit?»
Änderung bei Priesterausbildung und «Seelsorge für Seelsorgende»
Auf Ebene der Bischofskonferenz werde beispielsweise bereits umfassend über neue Wege in der Ausbildung von Priestern nachgedacht, sagte Gerber. Es gehe aber auch darum, wem Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter mit Leitungsfunktion ihrerseits Rechenschaft ablegen müssten. «Wir müssen uns auch um die Begleitung derjenigen kümmern, die in Verantwortung stehen – konkret denke ich hier an die Seelsorge für Seelsorgende.»
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