Der Sieg des Grünen-Kandidaten Martin Heilig bei der Oberbürgermeisterwahl in Würzburg könnte der Partei in Bayern nach Ansicht ihrer Spitze Rückenwind geben. «Für uns ist das ein Anfang für sehr große Schritte Richtung Kommunalwahl», sagte die Co-Vorsitzende Eva Lettenbauer der Deutschen Presse-Agentur. «Wir werden zeigen, dass Bayern grün regiert werden kann, und zwar nicht nur in Würzburg, sondern auch in ganz vielen anderen Dörfern und Städten und das immer zum Wohl der Menschen.»
Nach dem Sieg Heiligs am Sonntag in der Stichwahl gegen die CSU-Kandidatin Judith Roth-Jörg habe sie Erleichterung gespürt, sagte Lettenbauer. Würzburg ist mit etwa 131.000 Einwohnern nach Nürnberg die zweitgrößte Stadt Frankens.
Erster grüner OB im Freistaat
Heilig wird mit Beginn seiner Amtszeit am 1. Juli der erste grüne Oberbürgermeister in Bayern sein. Der 49-Jährige holte laut dem vorläufigen Endergebnis 65 Prozent der gültigen Stimmen. Roth-Jörg kam auf lediglich auf 35 Prozent.
Heilig, fünffacher Vater, ist derzeit 2. Bürgermeister der Mainstadt und Stellvertreter des scheidenden OBs Christian Schuchardt (CDU), der zum Deutschen Städtetag wechselt.
CSU bedauert Wahlausgang
CSU-Parteichef Markus Söder bedauerte das Wahlergebnis. «Gestern, Würzburg, war schade», sagte er in München. «Wir sind der festen Überzeugung, dass das Ergebnis eben kein Trend ist. Das hat extrem lokale Gründe», sagte der Ministerpräsident. Das Würzburger Ergebnis werde keinerlei Auswirkungen auf das Land haben. Die CSU werde den Wahlausgang vor Ort aufarbeiten.
Söder gratulierte Heilig zu seiner Wahl. «Wir werden auch mit dem neuen Amtsträger ordentlich zusammenarbeiten.»
Partei selbstbewusst
Lettenbauer zufolge könnte Heiligs Wahlerfolg die strategische Ausrichtung der Grünen mit Blick auf die Kommunalwahl im kommenden Frühjahr beeinflussen. «Wir gewinnen vor allem sehr viel Selbstbewusstsein und werden ganz selbstbewusst Angebote in den Städten und Gemeinden in Bayern machen für die Bürgermeisterwahlen, für die Oberbürgermeisterwahlen, für die Landratswahlen.»
Die Partei wolle deutlich zeigen, «dass wir die sind, die bei den Menschen sind, zuhören, verbinden. Das war ja auch ein ganz großes Thema in Würzburg. Nicht aufeinander draufhauen, sondern Lösungen anbieten, Brücken bauen.»
Hoffnungsvolle Orte?
Chancen auf einen Oberbürgermeisterposten sehen die Grünen nach Lettenbauers Worten in München (nominiert: Dominik Krause), Nürnberg (Britta Walthelm) und Augsburg (Aufstellungsversammlung an diesem Mittwoch). Aber auch in Regensburg und Erlangen, wo Helene Sigloch und Eva Linhart bereits als OB-Kandidatinnen nominiert sind.
Für Bamberg nannte sie den stellvertretenden Bürgermeister der Stadt, Jonas Glüsenkamp. In Germering setzt die Partei auf Kandidatin Sophie Schuhmacher.
«Und Amtsinhaberinnen und Amtsinhaber haben wir ja auch», sagte Lettenbauer. «Gerade aus dem Land gibt es einige Bürgermeister, elf an der Zahl.» Denjenigen, die sich wieder zur Wahl stellen werden, «rechne ich auch ganz große Chancen zu».

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