Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bad Kissingen
Icon Pfeil nach unten
Hammelburg
Icon Pfeil nach unten

MORLESAU: 100 Jahre Sommerfrische in Morlesau

MORLESAU

100 Jahre Sommerfrische in Morlesau

    • |
    • |
    Das Hotel Restaurant Nöth hatte in den goldenen 1920er Jahren bisweilen Hochbetrieb.
    Das Hotel Restaurant Nöth hatte in den goldenen 1920er Jahren bisweilen Hochbetrieb. Foto: FotoS/Repro: Wolfgang Dünnebier

    1919 lag das vom Ersten Weltkrieg gebeutelte Deutschland darnieder. Die Not war groß, die Menschen arm. Da hatte der Morlesauer Kilian Nöth für seine 250-Seelen-Gemeinde eine ungewöhnliche Idee. Der Wirt wollte den Ort zu einer Sommerfrische für erholungsreife Städter ausbauen. Inspiration dazu gab die Lage an der Saale und die Anbindung an die Saaletalbahn.

    Deshalb baute er zu dem Wirtshaus an der noch viele Jahre unbefestigten Hauptstraße ein zusätzliches Gebäude mit 60 Betten.

    Der von ihm angepriesene Luftkurort kam in den goldenen 1920er Jahren gut an. Dies auch, weil der findige Wirt im Rhein-Main-Gebiet von einem Zeppelin aus Werbezettel abwerfen ließ.

    Kilian Nöth hatte Ehrgeiz. „Die Pläne für ein Kino haben wir heute noch im Familienarchiv“, sagt Elisabeth Spath. Doch daraus wurde nichts. Weltwirtschaftskrise und später der Krieg warfen den Betrieb zurück. In Existenznot geriet er während der Bombardierung deutscher Städte. Im Rahmen der Landverschickung nahm er obdachlose Kinder aus Würzburg und dem Rhein-Main-Gebiet auf.

    Nachdem es mit dem Wirtschaftswunder wieder aufwärts gegangen war, übernahmen Günther und Ingeborg Spath 1961. Es muss wohl ein Art Wirte-Gen geben, denn in den 1980er Jahren trat Harald Spath in die Fußstapfen der Eltern. Der heute 62-Jährige übernahm den Betrieb 1998 mit seiner Ehefrau Elisabeth (60). Der Küchenmeister und die Hotel- und Restaurantmeisterin hatten sich bei der Ausbildung im Schwarzwald kennengelernt.

    Gäste umsorgten sie später in der Schweiz und auf der Kanalinsel Jersey. Sommermonate überbrückten sie teils in Morlesau. Nach herausfordernden Jahren wollen sie nun mehr Zeit für sich haben, aber die Kinder auch bei ihrer neuen Verantwortung unterstützen.

    Das neue Wirtsehepaar lernte sich auch auf internationalem Parkett kennen. Karolin Spath (32) und Emmanuel Monteiro Dantas (35) arbeiteten in Schwyz, als es zwischen ihnen funkte. Sie hatte im Salinen- blick in Bad Kissingen gelernt und dann bei Sterneköchen in der Schweiz unter anderem in St. Moritz gearbeitet.

    Er absolvierte die Hotelfachschule im portugiesischen Praga. In den Sommermonaten half das Paar daheim an der Saale aus, bevor es sich entschloss, nun den Familienbetrieb weiterzuführen. „Hier ist es gemütlicher“, schmunzelt Dantas. Was aber relativ ist, denn neben der Arbeit in der Küche und der Suche nach rarer werdendem Personal sorgt auch die Betreuung der Immobilie dafür, dass von einem Acht-Stunden-Tag kaum eine Rede sein kann. Und dies, obwohl die Zahl der Betten in den vergangenen Jahrzehnten auf 30 schrumpfte. Seine Umstellung von Praga als Stadt mit dem jüngsten Altersdurchschnitt in Europa ins Saaletal fiel nicht ganz leicht. Gegen das Heimweh fliegen die jungen Wirtsleute zwei bis drei Mal im Jahr nach Portugal.

    „Die Pläne für ein Kino haben wir heute noch im Familienarchiv“

    Elisabeth Spath

    In der Restaurantküche lässt der Wirt schon mal seine iberischen Wurzeln aufblitzen. Gerne wird Kabeljau mit Brotteig überbacken bestellt, und auch die Pasteis de Nata (Blätterteig mit Eicremeschaum) findet ihre Fans. Ausgeschenkt wird nun auch selbstangebauter Portwein aus Dantas elterlichem Weinberg.

    Für Morlesau sind die Wirtsleute optimistisch. Potenzial sehen sie in einem neu gestalteten Tagungsraum und einem Aquarium als Hingucker.

    „Die Eisenbahn ist unsere Lebensader“, sagt Harald Spath. Sie ist das ideale Verkehrsmittel für Bootsfahrer und Radfahrer. Spath erinnerte sich an Zeiten, als es ein Kampf war, in Hammelburg ein Schild nach Morlesau aufzustellen.

    Heute sorgt auch der asphaltierte Weg zur Roßmühle für Gäste. Überhaupt sei der Tourismus erfrischend vernetzt, und der Tourismus via E-Bike werde wohl noch zunehmen. Mit mehr historischen Bildern von dem Haus und seinen Menschen in den Fluren wollen Spaths künftig ihre Familientradition hochhalten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden