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BAD KISSINGEN: Abschied von der Wetterwarte

BAD KISSINGEN

Abschied von der Wetterwarte

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    Der Abschied fällt schwer: Roland Hack verlässt die Wetterwarte. Danach wird die Einrichtung völlig ohne Personal betrieben.
    Der Abschied fällt schwer: Roland Hack verlässt die Wetterwarte. Danach wird die Einrichtung völlig ohne Personal betrieben. Foto: Foto: Siegfried Farkas

    Den Unterschied zwischen einer Wetterwarte und einer Wetterstation erklärt der Deutsche Wetterdienst (DWD) ganz einfach. Eine Wetterwarte ist mit Menschen besetzt. Eine Wetterstation erhebt und versendet die Klimadaten automatisch. In diesem Sinne war das Anwesen des Deutschen Wetterdienstes am Rodweg oberhalb von Hausen in den vergangenen zwölf Monaten ein Paradox, nämlich eine Wetterstation mit Ein-Mann-Besetzung.

    Schon seit Juli 2011 automatisch

    Die Einrichtung arbeitet bereits seit Juli 2011 automatisch. Trotzdem versah mit Roland Hack dort noch ein Mensch seinen Dienst. Einfluss auf die Daten hatte er nicht mehr. Die wurden und werden ohne sein Zutun erhoben und in der Zentrale des DWD in Offenbach ausgelesen. Er konnte praktisch nur noch beobachten, ob die Geräte richtig funktionieren. Demnächst ist aber auch das vorbei. Hack geht zum 1. Juli in Ruhestand. 37 Jahre hat der 60-Jährige aus Würzburg nach eigener Rechnung für den DWD gearbeitet. Zunächst in Offenbach, dann in Würzburg und seit 1979.

    Zu Hacks Abschied kommen einige Jubiläen zusammen. Sein eigenes in Kissingen ist noch eher eine Schnapszahl als ein Jubiläum. Der endgültige Abschied von Personal aus der Einrichtung fällt aber auch ins 60. Jahr seit der Gründung des DWD. Und das rundeste der drei Jubiläen liefert mit 125 Jahren der bemannte Wetterdienst in Bad Kissingen selbst. Seit 1887 würden in der Kurstadt organisiert Wetterdaten erhoben, berichtet Hack.

    An den Kategorien, in denen Werte ermittelt werden, habe sich in den vergangenen 125 Jahren gar nicht mal viel verändert, erzählt er weiter. Temperatur, Feuchte, Wind, Sonnenscheindauer – all das wird nach wie vor gemessen. Nur die Häufigkeit habe sich geändert. Und auch die Mittel. Während die Temperatur einstmals von geeichten Thermometern abgelesen wurde, wird sie jetzt elektronisch durch Sensoren in und über einem Messfeld am Boden ermittelt.

    Roland Hack ist anzumerken, dass ihn Wehmut plagt, wenn er an den bevorstehenden Abschied aus der Station denkt. Ganz, meint er, werde er wohl auch in Ruhestand das Wetterbeobachten nicht aufgeben. Ein bisschen vom nötigen Instrumentarium habe er daheim.

    Das Gebäude, das der Deutsche Wetterdienst erst 2004 oberhalb von Hausen neu bezogen hat, wird noch eine Weile Bestand haben. Auf Dauer wird es aber nicht vor Ort verbleiben. Zumindest der Wohnteil nicht. Das Gebäude ist nämlich quasi mobil. Nach Angaben von Gertrud Nöth von der Pressestelle der DWD-Zentrale wird zurzeit geprüft, was damit geschehen soll. Die Optionen reichten von Abbau und Wiederaufbau an anderer Stelle bis zum Verkauf.

    Die Zahl der Wetterwarten, für die der Wohnteil noch zum Einsatz kommen könnte, wird aber immer kleiner. 181 hauptamtliche Wetterwarten und -stationen hat der DWD. 111 davon sind schon vollautomatisch. Tendenz steigend.

    Geschichte der Wetterwarte

    Wetter gibt es überall. Trotzdem hat der bemannte Wetterdienst in Bad Kissingen eine besondere Tradition. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die kleine Kurstadt einige Jahre lang Sitz des Zentralamts des Deutschen Wetterdienstes in der US-Zone. Als in den 1950-er Jahren aber die Standorte der Wetterdienste in den drei Zonen der Westalliierten in Offenbach zusammengezogen wurde, verlor die Kurstadt die Einrichtung. Untergebracht war das Zentralamt des Deutschen Wetterdienstes der US-Zone in einem längst abgerissenen Gebäude im Kurgebiet. Heute steht dort eine Klinik.

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